359. Leichenbräuche in Bettringen.

[408] Beim Wachen erscheint Abends aus jedem Hause des Ortes nach dem Nachtessen eine Person in dem Hause, wo der Todte liegt, in der Regel eine ledige. Da werden nun mehrere Rosenkränze gebetet. Ist die Hälfte abgebetet, so erhalten die Beter Bier, Schnaps und Weißbrod; am Ende des Gebetes wird nochmals dasselbe gereicht.

Nach dem Leichengottesdienste werden Verwandte und Nachbarn und Fremde in das Wirtshaus eingeladen; von denjenigen, die bei der Leichenfeierlichkeit einen Dienst haben, versteht es sich von selbst; diese werden noch obendrauf mit einem Trinkgeld bedacht. Auf jeden Wirtstisch werden Laibe Weißbrod gelegt, die man eigens dazu backen läßt, und Bier und Schnaps aufgestellt. Da kann nun Jeder zulangen, so vil ihm beliebt.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 408-409.
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