391.

[434] In Nusplingen kommen die ledigen Bursche und die ledigen Mädchen Nachts in der Liechtstube zusammen und vertreiben sich da die Zeit durch Allerlei. Ungeachtet dessen wird doch auf den Fleiß der Spinnerinnen Acht gegeben. Hat z.B. eine Spinnerin den ganzen Abend nur ein »Hälble« (eine Spindelroll) gesponnen, so wird diese von einem der Bursche zu bekommen gesucht und das Weniggesponnene auf einer Mistbâre in die Stube des saumseligen Mädchens getragen.[434]

Sollte ferner ein Mädchen vor dem Heimgange ihr Werg an der Kunkel nicht ganz abgesponnen haben und sie kommt damit nicht mehr zurecht, so wird ihr der Rest von einem der Bursche in der Liechtstube verbrannt.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 434-435.
Lizenz:
Kategorien:
Ausgewählte Ausgaben von
Sitten und Gebräuche
Sitten und Gebräuche