399. Die Schlachtete oder die Megsete bei Saulgau.

[439] In dieser Gegend wird beinahe in jedem Hause ein fettes Schwein gemetzget; größere Bauern schlachten deren oft[439] sechs und noch dazu einen Hagen, der nicht selten tausend Pfund wiegt. An dem Tage, an welchem gemetzget wird, bringt man dem Herren und dem Lehrer die Schlachtete mit den Worten: »Vater und Mutter lassen euch schön grüßen, und da hab' ich nur wenig eine Schlachtete« (oder auch Megsete). Diese besteht beim Schweinefleisch in einem großen Stück Braten (fast lauter Speck) und in Rippen, manchmal als Zugabe auch noch in Blut- und Leberwürsten. Beim Rindfleisch wiederum in einem großen Stück Fleisch ohne Bein, Stücke von den verschiedenen Eingeweiden, als: Lungen, Nieren, Herz etc. Der Ueberbringer der Megsete wird regelmäßig mit einem Trinkgeld bedacht. Bei größern Bauern hat man in dieser Gegend jeden Mittag, mit Ausnahme der Fasttage, Fleisch.

Quelle:
Birlinger, Anton: Sitten und Gebräuche. Freiburg im Breisgau 1862, S. 439-440.
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