Amor's Waffen

[150] Traut, Mädchen, Amor'n nicht, er zieht

Zwar auf als wie ein Krieger;

Doch wenn man näher ihn besieht,

Ist er nur ein Betrüger.


An seinen Waffen, die er führt,

Hat manche sich betrogen:

Zu einer Angelruthe wird

Nur allzuleicht sein Bogen.


Der Köcher, den ihr gern begafft,

Ist nichts als eine Falle

Für's liebe Mäuschen Jungfrauschaft,

Darin fängt er euch alle.
[150]

Und wie, wenn man den Teufel bannt,

Das Gold wird oft zu Kohlen,

So wird der Pfeil in Amor's Hand

Zu Dolchen und Pistolen.


Rupft ihr ihm dann die Flügel aus,

So will ich mit euch wetten,

Es werden eitel Flaumen d'raus

Für euch zu Federbetten.


Und aus der Binde des Gesicht's,

Die Venus ihm geliehen,

Wird sicherlich am Ende nichts

Als Windeln – und Charpien.

Quelle:
Aloys Blumauer: Sämmtliche Gedichte. München 1830, S. 150-151.
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