14.


Jussuf und Hafisa

[95] Von Jussuf im Ägypterland,

Dem lieblichsten der Menschensöhne,

Heißt es: ihm gab Jehovahs Hand

Die Hälfte aller Erdenschöne!


Als Jussuf nun gestorben war,

Hub seine Schönheit an zu wandern

Und wanderte wohl manches Jahr

Von einem Lande zu dem andern.


Denn dieses war ihr Schicksalswort:

Nur dort sollst du in Zukunft thronen,

Wo dir zur Pflege, dir zum Hort

Bescheidenheit und Anmut wohnen.


An manche Türe klopft sie an,

Bei Armen wie im Prunkpalaste –

Und gerne ward ihr aufgetan,

Doch nirgends blieb sie gern zu Gaste.
[95]

Bis sie bei dir, du süße Maid,

Ein heimatliches Dach gefunden,

Wo Anmut und Bescheidenheit

Sie nun für alle Zeit gebunden.


Quelle:
Friedrich von Bodenstedt: Die Lieder des Mirza-Schaffy von Friedrich von Bodenstedt, Leipzig [1924], S. 95-96.
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