12.

[32] Es weht der Gottesodem

Durch Himmel, Erd' und Flut;

Haucht aus der Tiefe Brodem

Und aus der Höhe Glut.


Läßt Adler hoch sich schwingen,

Gespreizte Pfaun sich blähn;

Läßt Nachtigallen singen

Und Glaubenshähne krähn.[32]

Schafft Kräfte der Entzweiung,

Läßt Torheit herrschen lang, –

Doch gibt auch zur Befreiung

Der Weisheit Kraft und Drang.


Der Frühling heilt die Schäden,

Die uns der Winter schlug;

Weisheit spinnt goldne Fäden

Aus Torenwahn und Trug.


Du forsche nicht vergebens

Nach dieser Schöpfung Sinn:

Zieh aus dem Schmerz des Lebens

Auch deinen Glücksgewinn.


Quelle:
Friedrich von Bodenstedt: Die Lieder des Mirza-Schaffy von Friedrich von Bodenstedt, Leipzig [1924], S. 32-33.
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