4.


Freundschaft

[109] Mirza-Schaffy kam einst auf einer Reise

Zu einem reichen Mann. Da sprach der Weise:

Ich will dein Gast für heut und morgen bleiben,

Hilf mir die Zeit nun angenehm vertreiben;

Bereit' ein Fest, lad' gute Freunde ein,

Wir wollen froh und guter Dinge sein!

– Ich habe keine Freude! – sprach der Mann.

Mirza-Schaffy sah ihn verwundert an:

So darf ich nicht dein Dach zum Obdach wählen,

Dem selbst beim Reichtum gute Freunde fehlen!

Er schüttelte den Staub von seinen Füßen,

Verließ den Reichen, ohne ihn zu grüßen,

Sprach: Wem der Himmel keinen Freund beschert,

Weh ihm! der Mann ist keines Grußes wert.


Quelle:
Friedrich von Bodenstedt: Die Lieder des Mirza-Schaffy von Friedrich von Bodenstedt, Leipzig [1924], S. 109.
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