Das VI. Capitul.

Von den vnzimmlichen vnd vngebürlichen Mittelen zu etwas sonders zugelangen vnd anzukommen.

[53] Wir haben gleich erstmahls für einē grund gesetzt /das der jenig ein Zauberer sey / d' durch Teuffelische vnnd vngebůrliche Mittel wissentlich vnn vorsätzlich vnterfängt zu etwas sonders anzukommen vnd zugelangen. Wir haben auch die Mittel angezeiget / durch die man entweder mit Göttlicher hülff zu dem / so wir vorhaben / wann die sach gerecht vnn billich ist / mag gereichen: Oder wie man mit hülff der Mittel / die vns Gott inn seinen Creaturen weiset / auch durch anhang vnd folg der Natürlichen vrsachen / sampt den mit jhnen verbundenen Wercken vnnd Würckungen: Oder durch Menschlichen willē / so frey ist / etwas mag außfůhren.

Jedoch wann schon die Menschen etwas billichs vnd erbars gereichen wöllen / vnd jnen die Natur mangelt / so vermögen Menschliche kräffte nichts: Oder wan sie sich nicht zu Gott / der alles kan / fügen vnnd thun: Oder sich zu Gott wol schicken / aber auß arger meinung / jhn zu versuchen: Oder / ob es schon auß hertzlicher guter meinug geschicht / jedoch weil sie Gottes bey jhrer wolfart vergessen vnd jhn verlassen / deßhalben zur zeit der angst vnd trübseligkeit von jhm auch verlassen werden.505

Gleich wie der Herr im Jeremia sagt. Wann auch Moyses vnnd Samuel jetzund mich für euch bitteten /wolt ich sie nicht erhören. Dann diese beide waren etlich hundert Jar zuvor gestorben / vnnd hatten allweil sie inn dieser Welt lebten den brauch / Gottes Zorn gegen dem Volck durch jhr Gebett abzuwenden vnnd zustillen.506

Vnd an einem andern end sagt er zu dem Propheten. Nicht bette fůr dieses Volck jhnen zum besten: Dann ich will sie weder vmb jhr Festen oder Fasten /noch vmb jhr Gebett vnn Opffers willē erhören / sonder will sie mit Pestilentz vnnd Hunger auffraumen: Nicht desto weniger / mußt das Volck darumb nicht laß werden / sondern den Himmel mit stätem bettem vnnd anruffen durchbrechen vnd durchdringen / vnn alles vngehindert / in Kindliche vertrauwē auff Gottes barmhertzigkeit bestehn vnn also seinē zorn außstehn.507 Dann Gott träwet[53] sehr hefftig / aber laßt sich auch bald widerumb begüten vnd erbetten: Wie der Prophet Jonas sagt: da jm Gott befohlen gehapt /der Statt Babel anzuzeigen / wo sie jnnerhalb viertzig tagen nit buß wůrckten / sie auff den grundtboden außzurotten: Darauff als die Einwohner Buß thaten /da gerewet es Gott / vnnd erbarmet sich jhren: Vnangesehen / ob wol das Volck allda die Creaturen anbettet / als die Sonn vnd den Mond / auch inn allerley Abgötterei vnd Zauberei ersoffen war.

Dessen sich auch Jonas verwundert / vnd darůber gleichsam zornig Gott zu redt drumb stalt / sprechend: Ich solt ja vor gewußt haben / daß du ein Gnädiger Barmhertziger Gott bist / Gedultmütig vnd vnaußsprechlichen gůte: Der dich des vnglůcks / der Straaff vnd Raach bald gerewen lassest / etc.508

Sonst erfährt man an den Vngedultigen / daß sie verzweiffeln / vnd den Teuffel zu hülff ruffen. Gleich wie man am Könige Saul sihet / welcher nach dem er Gott vmb Raht gefragt gehapt / was er wider seine Feinde für Glückfall habē wůrde / auch die Propheten vnnd Priester deßhalben ersuchet / vnnd kein Antwort nirgens bekommen / da hat er sich zu einer Zäuberin verfůget / durch jhr Mittel den Außgang seiner Sachen zuerkůndigen.509

Etlich ruffen noch vmb viel andere Sachen den Teuffel an: als etlich vmb findung der Schätz: etlich vmm abhelffung jhrer Kranckheit: Etliche damit sie jrem wollust ein genügē thun: Andere auff das sie zu Ehren vnd Herrlichkeit kommen. Etliche vmb erfahrung zukünfftiger oder abwesender sachen.510 Vnd die aller ärgsten nur darumb / daß sie sich an jhren Feinden genug rechen mögen. Vnnd alsdann / wann der arglistig Geist schon angeruffen wird / gibt er doch nit gleich Antwort / sonder machet sich werd /vnnd laßt sich mehrmals betten: vnangesehen daß er gegenwertig ist / vnn gar nicht weit beydes von dem /der jhn suchet / vnd dem der jhn nicht suchet: Wie wir an seinem ort sagen wöllen.

Noch seind vber diese alle die allerabschewlichsten Zäuberer vnd Hexen / welche Gott verleugnen / jm gleichsam absagend: Vnd dem Teuffel sich ergeben /jhm allen gehorsam / Dienst / Vnterthänigkeit / ehr vnn Anruffung / mit gewissen Abredungen / Gedingen / Vergleichungen / vnd vbereinkomnussen / gelobend vnd versprechend.511

Noch hat es auch etliche / welche wol ein abschewen tragen / zu dem Sathan sich zuverfügen / vnd jhne vmb erfahrnuß sonderbarer sachen zubegrůssen: Aber gleichwol schämen sie sich nicht zu dem Zaubergesind gemeinschafft zusuchen / allein daß sie jren Opfferen oder beschworenem vnd versegneten Geköcht nicht beiwohnen wöllen: Welches nicht weniger Gott ein greuwel vnnd zuwider ist /512 als wann man sich zum leydigen Teuffel selbst zuschlůge.

Gleich wie inn ebenmässigem fall vil Leut zufinden / die zwar langsam vmb widerbringung jrer gesundtheit den Sathan ansprechen würden: Aber nicht destweniger machen sie jhnen kein Gewissen zu den Hexen vnn Hexenmeistern zuflucht zunemmen. Da alsdann das Vnholdselig Vnholden gesind inn jhrem beiwesen den Teuffel anruffet / jhnen Heylung vnnd gesundheit zuschaffen.

Gleich wie sich nicht sehr vnlängst zugetragen zu Vau / welches die Vorstatt der Statt Laon ist / allda eine Hexin gewesen / welche das Beschworen oder verhechtzet einer armen Frawen erst inn Höchster Kranckheit mit folgenden Ceremonien hat abgenommē: Nemlich ist auff die Knie gefallē / hat mit nidergebucktem gesicht auff die Erden vberlaut gebett /vnnd den Teuffel mehrmals angeruffen / diesem Armen Weiblin Gesundheit zuverleihē.513 Darauff sie etliche Wort gesprochen / vnn der Krancken Frawen ein bissen Brots zuessen gebē / darvon sie alsbald genesen.

Welchs gleich so vil ist / als hette das Kranck Weib den Sathan selber vmb gesundheit angeruffen. Vnd es wer viel besser / man stürbe des grewlichsten Tods / so zuerdencken / dann auff solche weiß gesund zuwerden.

Es sind folgends noch andere / die mit dem Teuffel keins dings nit zuhalten wöllen / noch im wenigsten mit der Hexin vnd Hexenmeister raht sich behelffen.514 Aber sie gebrauchen sich Teuffelischer Mittel / die[54] die Zauberer vnnd Hexen vollführt haben durch hülff des Teuffels: Welcher allzeit disen / so solche Mittel üben / beisteht / vnd jhre Sachen führet vnnd leitet. Nun soll man aber wissen / daß dise weiß nicht minder als die vorigen / ein stillschweigende vergleichung vnd heimlicher vngemerckter verstand mit dem Sathan ist / in erwegung der beschreibung des Heyligen Augustini / vmb vnterscheids willen gegen der offenbaren außgetruckten Sathanischen vereinigung vnd zuwilligung.

Auch lehrt solchen vnterscheid nicht allein Augustinus, sonder auch der Schullehrer Thomaß von Aquin / deßgleichen der hochberümt Jurist vnd Bischoff Durandus Speculator, auch der Bischoff vō Burgis Aegidius Romanus, vnnd sonst viel Theologi einmůtiglich mit jhm / daß zweierley verkomnuß /Pacta / Abred vnd vergleichungen mit dem Teuffel seien: Eine scheinbarlich vnnd außtrucklich: Dergleichen die Schwartzkünstler vnd andere Zauberer vnnd beschwörer / so in anruffen / eingehn vnn bewilligen.515 Die ander vnscheinbarlich / heimlich / tacitè vnn stillschweigender weiß / oder simplicitè, auff vnwissende weiß / auß liederlichkeit vnd geringachtūg: Mit welcher alle die jenigen behafft sind / welche vorsetzlich jeder Abergläbiger Obseruation vnd großbedencklicher hochverdienstlicher haltūg Abgöttischer gebrauch / die on alle Natürliche vrsachen zugehn sich befleissen. Sihe da / diß ist vorgemelter hochgelehrter eigene beschreibūg in diser sachen.

Wol war ist es / daß der jenige / so da meinet / er thue der Sachen sehr wol vnnd fein / wann er vmb erkündigung willen / ob er ein wolfährige Reiß haben werde / auff der Vögel Flug acht gibt: Gleich wie die Alten auß form einer Religion zuthun pflagen / darumb kein Zauberer heissen mag: auch weder Außtruchliche noch verschlagene zuwilligung mit dem Sathan hat: Wiewol er nicht dest weniger ein Abgöttischer Mensch ist / vnn nicht so sehr sündigt als der /so es auß fůrwitz thut / vnwissend / daß es von Gott verbotten sei: Vnd der so es auß fürwitz vnn vnwissenheit thut / nicht so sehr sůndiget / als der so es wissentlich thut / da jhm doch kundtlich / daß es durch das Gesatz Gottes verbottē ist. Darumb haben wir inn der Beschreibung der Hexen vnd Hexenmeister die Wort / Vorsetzlich vnd wissentlich / Sciens prudens gebraucht.

Aber der ist rechtschuldig vnd straffbar / der da Gottes verbott weiß / vnnd doch auß verachtung desselben sich auff dergleichen sachen leget. Der soll ja gestrafft werden: gleichwol nicht so rauch vnd herb /als dise Teuffelsköpff / so mit dem Sathan eigentliche bedingte Conuention vnnd Verein getroffen haben.

Vnd auff das wir hiebei das Latinisch vnnd Frantzösich Wort / darmit man alle Hexen vnn Zauberer benennet / nach warem Verstandt außlegen / So ist ein Κληρομαντης, Das ist / ein Loßprophet / oder ein Sortilegus, vnnd ein Sorcier, (welches wort von den Frantzosen auß Lateinischem gezogen worden) eigentlich der / so durchs Loß etwas sortet / schrotet /loset / liset oder abnimmet / Ja der in vngebůrlichen losen Händeln das Loß wůrffet / ein loser oder Lachsner.516 (Daher dann kommen mag / daß von disem mißbrauch her / wir Teutschen noch ein nachgültig nichtig Sach / ein lose sach nennen: Wiewol es andere für ein Abkürtzung des Worts Heylloß halten / vnnd etliche inn dem Verstand / als ob die Sach zulasen oder hindan zustellen sei / auffnemmen.)

Seiteinmal zuwissen / daß auch ein art von losen ist / die im Göttlichen Gesatz bewert wird / vnd ein losen / daß von den Politischen Rechtlichen Gesatzen gebillicht wirdt.517 Dann wir finden / daß Josua das loß durch das gantz Heer vnter dem Volck Israel geworffen hat zu erfahren / wer von dem Gebannten Raub inn der Statt Hiericho gestolen habe.518

Vnnd auff gleiche weiß wurffe Samuel das Loß /als man vmbfrage nach einem König het / darzu sprechend / Gott der Herr gebe vnnd schicke das Loß. Welche Wort auch bey anderen Alten mehr bey dem Loß sind bräuchlich gewesen: Auff das man damit all Teuffelisch Macht vnn Losung weit hindan schaffete. Damals aber ist das Loß gefallen auff den Stammen Benjamin / welcher der letzte war vnter den[55] zwölffen: Fortan wurff man das Loß weiter auff die Häupter der Geschlecht / vnnd das Loß fiel auff das Hauß Kiß /vnnd entlich wurff man das Loß auff alles Haußgesind des Kiß / da kam das Loß auff Saul: Welchē Gott zuvor zu einem König vber sein Volck erklärt gehabt: Auff daß es nit das ansehen bekam / als würdē die Scepter vnd Kronen von vngefehr verliehen vnnd gegeben.519

Nachgehends wurff Saul das Loß vber das gantze Heer / zuerfahren wer das Fasten gebrochen hett /vnnd das Loß fuhl auff Jonathan / der allein Honig gessen hat / wider seins Vattees des Königs verbott.520

Wir sehen auch im Dritten Buch Mosis / daß das Loß geworffen ward / vber zwen Böck / eines Bocks Loß dem Herren zum Opffer / des anderen Bocks Loß dem Zazel.521 Die LXXII. Judischen Vertolmetscher der Bibel / weil sie diß Geheimnuß den Heyden nicht offenbaren wöllen / haben diß wort Zazel vertolmetscht Αποπομπαῖον, Emissarium, das ist / den Außgelassenen oder den Verschickten vnd außgesendten: Dieweil man denselbigen Bock frey inn die Wůsten hinauß lauffen liesse / vnd fort an nicht mehr gefunden ward.522

Also sicht man auch in den Geschichten der Apostel / daß das Loß zwischen dem Mathia vnd Barnaba ist geworffen worden.523 Dannerhen kommen / daß man die von der Geistlichkeyt hat Clericos geheissen / dz ist die Gewehlten / die außgeloßten / die Erklerten vnd Gelehrten.524

Diß war auch vnter allen Heyden bräuchlich: Vnd sonderlich wann ein groß Vngewitter auff dem Mör entstund / so wurff man das Loß vber alle die im Schiff waren / vnnd alsdann ward der mit gewalt genommen vnnd inns Mör geworffen / auff den das Loß gefallen war. Gleich wie dem Prophetē Jonas geschach. (Auch befindet sich / daß vnter den Nachkommenen Noe / nach der Babylonischen sprach zerrüttung / die Länder seind durchs Loß vertheilt oder verloset worden.)525 Dannenher von Abtheylung vnd Außlosung diser grossen Welt Erbschafft / ist der brauch allzeit biß auff vnsere zeit zu gebliben / daß wann man inn Erbschafften muß theylung fürnemmen / vnd wie man Juristisch darvon redt / die Succeßion Lotiren / vnd gemeines Gut dē Stammen oder Namen zulosen / daß mā solches vermög der Rechten526 dem Loß vertrawet. Ja es wird solches durch bestättigūg aller völcker Gesatz für gātz notwendig gehalten /als das sonderlich abwehrung viles streits / Haders vnd Zancks dienet / dessen man sonst kein erleben würde.

Also thaten auch die Römer / wie Asconius in Verrianas bezeuget / daß sie jhre Richter in Gemeinutzliche Sachen durch daß Loß pflegten zubestellen. Vnd die Römischen Magistrat theilten die Landschafften oder Provmtzen vnd die Befelch vnnd ämpter durch das Loß auß / wann sie sonst anderer gestalt sich nit konten vergleichen: Welches die Latiner hiessen.527 Sortiri aut comparare inter se prouincias. (Vnd die Griechen nanten das ort / da man den Raht mit dem Loß wehlet / Κληροτήριον.)

Dann auß disem Anlaß hat sich auch der Grewlich Einheimisch Krieg zwischen Mario vnnd Sylla angesponnen: Weil das Loß des Kriegs / so wider den König Mithridatem außzuführen gewesen / dem Sylla heim was gefallen / vnnd Marius aber bey dem Römischen gemeinen Volck ansuchen lassen / daß sie dem Sylla solchen durchs Loß jhm zugefallenen befelch abstricken solten.528

Auß allem dann oberzehltem erscheint nun genugsam / daß das Loß für sich selbst zimlich vnn zuläßlich / doch mit betrachtūg / daß es die zulosende Sach werdt sei / vnn daß man die droben auß der H. Schrifft angezogene wort darzu spreche / O Herre Gott / schicke du das Loß: Oder / Herre / ich erlaß dir das Loß.529 Vnd nicht den Mercurium zu einem Loßherren außwerffe vnn anruffe / wie die Griechen / welche disen Marckherren deßhalben Κληρώτος nanten.

Dann die Griechen erstlich ins Loß Gefäß ein Olivenplat legten / welchs sie Herme, das ist / Mereuriū nanten: Vnd darauff erst das Loß ergehen liessen /vnn vor allem erstlich das Oelblettlein / das ist / den Herman oder Ehrman / oder Oelmā / heraußzogen.530

Dise Heydnische weiß nun zuverbesseren /[56] haben bei den Christen etliche im brauch / wann sie auff der Heiligen Drey König Abend einen König mit dem Loß wehlen / zum aller ersten für Gott den Herren sein / Loßtheil herauß zunemmen / die folgenden Loßstuck desto baß zuglücken.531

Gleichwol ist diß auch noch nicht genug / Gott zu dem Loß / so man würffet vnn vorwaget anzuruffen: sonder man soll es auch zu keinen anderen / dann nötigen vnd wichtigen sachen anwenden: Inn massen diese Sachen / deren wir vorgedacht / gethan sein.532 Sonst wo einer inn Nichtswürdigen geringen vnd leichtfertigen händeln / auß Fürwitz / oder auch in jeden bedencklichen Land vnnd Statt Geschäfften auß selbst geschaffter Vorsorg / als ob jhm ein Krieg oder anders weitrührigs vnnd hochantrefflichs fürzunemmen / als bald zum Loß sein zuflucht haben / vnd dasselb versuchen wolte: Das hiesse Gott seinen Herren versuchen: Welches ja deutlich inn H. Schrifft verbotten steht.533

Sonder inn der gleichen Fällen / erfragte sich Dauid vnd andere heilige Leut rhats bei Gott / der ließ alsdann jnen seinen willen kundt thun / endweders durch die Propheten / oder durch den Hohen Priester / so den Ephod / oder die darob beschribene Brusttafel truge: Oder Gott offenbarts dem jenigen selber / der rhat bei jhm suchte / durch Träum oder Gesicht.534

Vnd inn summa / in allen hochwichtigen vnd weit reichenden sachen / pflegten Heilige Personen sich Rhats bei Gott zuerholen: Welchen ob er gleich nicht allenmahl mit Antwort erschien: Jedoch führt er dasselb Hülffnötig geschäfft / darumb sie ansuchtē / zu gutem end auß / wo anders die Sach gerecht / vnd des Rhatsuchenden Menschens Hertz auffrecht war geschaffen.

Daher hat sich begeben / daß / als Josua mit den Gabeoniten / ohn befragung Gottes Rhats / Friden gemacht / er von jhnen betrogen worden: Auß vrsach /wie die Schrifft sagt / weil sie Gott nit vmb Rhat ersucht hatten.

Wie viel billicher vnd rechtmäßiger verwürfft man dann die Teuffelischē Loß / das ist / die / da man die Namen frembder Götter anruffet: Wie solcher massen geschaffen waren / die Loß der Elier / Lycier / Prenestiner / Antiatiner: Welcher hie zugedencken vn vonnöten ist / sondern seind vil mehr würdig / in ewiger vergessenheit vergraben ligen zulassen.

Auch heißt diß ein vnzimmlich Losen / da man mit Würffelen oder gezeichneten Steinlein / Beinlein vnnd Plöchlein das Loß würffet / wann man etwas thun oder lassen soll: Welches die alten Astragalomantiam, Das ist / Wůrffeldeutung genennet / vnnd sehr inn übung gehabt haben: Wie dann auch Julius Cæsar von den alten Teutschen schreibet / daß sie dreymal das Loß geworffen haben / zuerfahren / ob sie Marcum Valerium seinen Gesandtē solten hinrichten lassen oder nicht: Da dann der arm Gesant durch wolfall des Loses ist ledig außgangen.535 (Ja es ist auch noch heut bei dem Christlichen Glauben / der doch sonst / wo er hin kompt / allen Aberglauben pflegt auffzuheben / nicht gar verschwunden: Vnd solchen Aberglauben helffen dise lächerliche vielmüßige Scribenten / welche gantze Scartecken De La Ventura, Libro Del Sorte, Glückgürtel vnnd Loßbücher schreiben vnnd malen / vnter dem schein der kurtzweil / bei dem Albern Völcklein erhalten vnd stärcken: Gleich wie ein Italiäner Lorentzo Spirto / der sich darbei gar witzig gedaucht / gethan / da er neben seinem Glückrad / vnd vil Regimentē Wůrffeln / vnnd seltzamen Grillenkrotestischen Basiliscen / Igelen / Scorpionen /Gebratenen Hertzen / Mörfinnen vnd Mörspinnen /die Heiligen Propheten / Patriarchen vnd König auß der H. Schrifft darunter einführet / welche den Fantastischen Glückfragern vnd Circulziehern jhren Fall oder Vnglůckspruch sagen müssen: Heißt aber daß die H. Schrifft nicht zu leichtfärtigkeit gebraucht / Ja gar zuverspotten dargestellet?536 Nicht destoweniger wie vngereimpt vnd vngeschickt solch Loß werck disem abgangen / so hat doch auch ein Teutscher (auff daß die Italiäner nit allein thöricht weren) der sich zu end des Buchs Paul Pampst Premonstratenser Profeßion nennet / ein groß Loßbuch mit grossem Kosten vnd fůrwendung grosser Geistlichkeit /[57] auff gleichen aberwitzigen Schlag Anno 1546. trucken lassen /vnnd den Titul dermassen gestellt / als ob es zu Ehren der Römischen / Vngarischen vnd Behemischen Königin gemacht were: Darumb er dann auch des Reichs Adler vnd grosse Freyheit darfür getruckt: Dessen er wol nit bedörfft: Demnach doch der gröst theil Exemplaren zu Maculaturen / Papp vnnd Wurtzbrieffen worden.537 Also gar hat es mit seinen Glückzeigenden Christkindlein vnnd Engeln / zu den Würffelen vnnd Trachenschwäntzen kein Genad vnn ansehen gehabt: Wiewol er inn erdenckung vnzahliger Namen auff jeden Buchstaben vnd Würffel hochbemůhet gewesen. Es hat zwar Jörg Wickram auch ein Loßbuch vnd Geburtzeiger geschriben / aber dasselb so lächerlich vnd greifflich Vexierisch / auch ohn mißbreuchige einführung der H. Schrifft gestelt / das es scheint /als hab ers diesen vorigen Kunden zur Verweisung vnd spott gethan.)538

Ja so ferr fählets / daß man nun gedachte Wůrffelmaler solt vngetadelt hingehn lassen / daß auch die Höchverständigsten nötig gehalten vnnd gerhaten /alles Würffel vnd Toppelspiel / sampt allen anderen Wagspilen gleich so wol würcklich abzuschaffen / als es durch das Römisch gesatz Martia Lex genant /vnnd andere alte Gesatz ist verbotten.539

Auff ebenmäßige weiß / ist auch allerley Art vnd Manier der Vorlosungen / deren man zu erkündigung etlicher sachen anders / dann wie gemeldt / gebraucht / vnzimmlich vnnd Teuffelisch.540 Gleich wie vor alten zeiten die Homerische vnd Virgilianische losungen waren / da das man das Buch des Homeri vnnd des Virgilij auff gethan / vnd auß dem ersten Verß das Loß abgenommen.541

Dergleichen / wann man eben auff solche weiß auch mit öffnung der Euangelien spielet: Wie dann diß vor zeiten bey den Christen breuchlich worden /nach dem man die gedachte Loß des Virgilij vnn Homeri verlassen gehabt / vnd diß nandt man damals.542 Sortes Apostolorum, Das ist / Das Apostolisch Loß: Welches von dem Heiligen Augustino inn den Epistelen an Januarium verworffen wird.

In gleichen Reygen gehört auch das heut breuchlich Dodecaedro oder das Gezwölffte / vnd daß Spil der Hirten / allerley Abentheuren zuerfahren.543 Welchs alles Teuffelische vnd vnerbare Mittel seind.

Vnter die Vnzimmlichen Loß setzen wir auch / die Geomanti / oder die deuteley auß verpuncter Erden /welche inn offentlichen vnnd getruckten Büchern die aller breuchlichst vnd ein besondere Teuffelische Kunst ist / so gleichwol auff ein gewagts vnn ein vngefehr gerhatlichen Wurff von dem jenigen angelassen wird / der die Puncten gemercket vnn gezeichnet /darauß die fünffzehen Figuren sich begeben.544

Gleiche Rechnung wöllen wir auch mit der Tephramantia oder Aschendeuteley machen / welche mit Eschen / wie die Geomanty / erstlich mit Grund zugieng / vnd doch etwas vnterscheids hat / aber heut nicht mehr breuchlich ist / vnn derhalben wol vnerklärt bleibt.545 Auff daß sie eben so wol inn der äschen erstorben bleibe / als die Botanomantia oder Kräuterlosung / vnnd Sycomantia, das ist / Feigenglückung: Welche beide vil besser Sycophantiæ, das ist / Lose Faige gespött vnd Feigen beschmierunge hiessen: demnach sie viel vngeschickter vnnd lächerlicher dann die anderen abgehn: Angesehen / weil sie auff die Bäum vnn Kräutterblätter / nach dem sie die Wind bei nacht hin vnd wider wähetē / grosse vordeutung baweten.546

Welche Blätterlosungen mit der jenigen / darvon Virgilius vnn Titus Liuius anregung thun / sich nit vergleichen: Dann inn dieser / die sie vermelden /schreiben die Priester auff etliche Blätter / welche auff besondern Küssen lagen / vnd giengen diese an / die etwas jhnen Warzusagen begerten / vnd solches nicht ehe thaten / sie hatten dann zuuor offenbare Abgötterey getriben / da aber die anderen gemeinlich ohn greiffliche Abgötterey zugiengen.547

Inn gleicher außmusterung lassen wir auch durch gehen die Onomantiam vnn Arithmomantiā, welche geschach mit zahlen / die man auß den Buchstaben eins jeden Namens zusamen bringet / vnnd folgends[58] nach diesem / das sie bedeuten möchten / inn ordnung der zahl setzet.548 Vnd diese Buchstabenzahlung ist allein bei den Latinern breuchlich gewesen.549 Ja welchs ein wůstes verrechenen mag heissen / so trifft auch die Tafel der zahlen / so man hat / nimmermehr mit der Abschätzung der Latinischen Buchstaben / die jhre zahlen bedeuten sollen / weder zu noch vberein. Dann der Buchstaben M. so Tausent bedeut / gilt darinn nit mehr dann LXXVIII. Vnnd das C. so sonst hundert bedeut / gilt darinn nicht mehr dann Sechs.

Vnd nit desto minder vergessen sich die jenigen /so solcher Buchstablerey viel achten / also gröblich /das sie auch durch dise Zahlmäßige Buchstaben / die Zahl / so dem Thier oder der Bestien in der Offenbarung Johannis zugegeben wird / vermeinen außzulegen (So doch wider diese Außrechnung der alt Vatter Jerenæus / viel eine andere art zurechenen vber dieser Apocalipsischen Bestien Zahl / inn den Griechischen Buchstaben der Wörter ΕΚΚΛΗΣΙΑΙΤΑΛΙΚΑ hat gebrauchet.550 Gleich wie auch etliche Theologi zu vnserer zeit an ziehung eben derselbigen Zahl auff den Namen Marti Luthers andere gedancken jhnen geschöpfft haben.)

Belangend dann die Anagrammatismos / oder die Buchstaben versetzung der Vor vnd Nachnamen /flickt sich dasselb auch sehr lächerlich bedacht / das solche Versetzung gar eine widerwertige Deutung vnd Verstand aufftreibet.551 Der erst / so solche vnter einander Wannung der Buchstaben erdacht / ist der Tragicisch Poet Lycophron auß Chalcide gewesen. Vnnd wiewol diese weiß nicht an dem Loß hanget /Jedoch wird es auch vnter die vnzimmlichen Loß gerechenet / wann man Glauben darauff stellet. (Als man sie Charles de Valois verkrümpten zu dem verstand / welchen er nie verstanden / nemlichen Vachasser l'idole: vnd dem von Crussol, Qui casso crudeles.)

Noch hat es auch eine andere art zu losen / deren die Alten sich gebrauchten / vnn nantens Alectryomantiam oder Hanen gescherr: Dieweil sie einen Hanen darzu namen: welchen sie hieltē für einen Vogel der Sonnen oder des Apollinis / der sonst für einen Gott der Warsagung vermeynt ward.552 Dieses Mittels hat sich gebraucht der fürtrefflich berhůmpt Philosophus Iamblicus, als er erfahren wolt / wer nach dem Valente würde Keyser werden: Da hat sich befunden / daß der Han vier Buchstaben / ΘΕΟΔ, hat angezeigt / welches als es dem Keyser verkuudschafft worden / ließ er mehr dann hundert Zauberer tödten /dessen Jamblicus erschrocken / sich bald am ersten selbst mit Gifft tödtet.553 Es ließ auch der Keyser alle Vorneme ansehliche Personen / welche Theodorus / Thedotus / Theodosius / Theodulus / oder mit anderen auff ein Theod, anfangenden Namen hiessen /vmbbringen.554 Wer wolt da gern Diedholt geheissen haben?

Sihe da / wie der Teuffel seine Diener bezahlet /vnd mit seinen Lugen auch das Mörden suchet? (Wer es nit besser gewesen / man het den Hanen einen Wetterpropheten bleiben lassen / dann daß man jhn zu höherin gezogen / vnnd von bestellung des Regiments von jhm Zeitung erforschet hette?)

Die weiß vnd Manier / wie solches Hanen geteusch zugangen / will ich hie nit erklären: vnnd es wer gut gewesen / das es auch die Historischreiber zugedencken vnterlassen hetten: Seitenmal es gantz voller Gottloser Grewel ist / vnd im Gesatz außtrucklich verbotten / da gemeldt wird: Non inueuiatur in te Sortilegus, Quia est Abhominatio Deo tuo. Das ist /Vnter dir meim Volck soll kein Loßforscher gefunden werden / weil es ein grewel ist deinem Gott.

Er braucht daselbst das Wort Manahes, welches vom Wort555 Manah kommet / so Namen zahlen oder Buchstaben vnd Charatzeres kratzen malen /oder machen heisset. Auß dem bedencken / weil alle Sortilegia vnnd Loß / sampt allerley arten von Loßforschungen / deren nun vnzählig sind / pflegen am Buchstabenwerck vnd gezahl zuhangen. Braucht also fůr den allgemeynen Namen solcher vnkünst / das jenig / so am breuchlichsten ist. Sonst heißt das Loß eigentlich auff Hebraisch Goral, Pur, Soles, Welche Loß Namen[59] im Gesatz nicht verbotten stehen: Auß vrsachen / so oben gemeldt.

Vnd ist sonderlich der Text im letsten Buch Mosis zumercken / welcher die Gattungen der Verbottenē Loß zum warsagen eigentlich begreiffet: Als da wird erstlich angezogen / das man die Kinder hab lassen durchs Fewr gehn: Ein solch stuck / welches der Rabin Maymon noch inn Egypten bräuchlich sein meldet: Vnnd dasselb allein in gestalt einer Purgation / Fewrfegung / oder Fegfewrung / darbei die Kinder der gleichwol vngebrent bliben: Inmassen diß eben derselb Rabin den Leuten will einreden.556 So doch gelesen wird / das durch solche abschewliche Opffer auch vnter dem König Manasse die Leut vom Fewr sind verzert worden. Vnnd zur zeit des Königs Hircani / als ein König der Idumeer belägert gewesen / hat er gleichsfalls seinen Sohn auff der Stattmaur für den Feinden auffgeopffert: Darab die Feind ein solches abschewen empfangen / daß sie von der Belägerung abzogen: Inn massen im Josepho solch vnthat zulesen.

Das ander / so durch das Gesatz Gottes verbotten worden / ist dieses / so daselbst Ariolus oder Vordeuteler genant wird / auff Hebraisch Quosem.557 Welchs ein gemein Wort ist / so lehren vnnd vnterweisen heisset. Wie es dann in solchem Verstand im Propheten Michea am dritten Capitul auff genommen wird / da steht / Die Richter richten vmb gelt / vnd die Priester weisen vnd lehren vmb Gold.

Er braucht das Wort Kosem / vnd versteht sich bißweilen für ein gute Vorsagung: Gleich wie inn Sprüchen Salomonis am sechzehenden Capitel. Aber gemeinlich wirds für böß auffgenommen / vnd vnn bedeutet alle gattung vnzimmlicher Vorsagungen / als im xxiij. Cap. des vierdten / vnd im xviij. des letsten Buchs Mosis / vnn im Propheten Ezechiel am xiij. Vnnd im Buch Samuelis am xv. Allda diß Wort alle die andere bei sich einschliesset: Welche er auch daselbst besonderst benennet. Als nemlich Meonem Megonim: Welches einen bedeut / der vber zweiffelhafftigen sachen / so man fürnimmet / befragt / antwort gibt / vom Wort Anah / so Antworten heisset / vnnd von den Außleger Augur tolmetscht wird. Die Frantzosen haben diß Hebraisch Wort den Juden abgelehnet / vnd daher nennet sie die Beschwerer / Maistregonim für Megonim.558 (Vielleicht weil man bei den Inden solchen kunden vil hat gefunden / Ja noch heutigs tags bei jhnen viel Teuffelsbanner / Beschwerer /Warsager vnd Magonische vnd Mangonische Harngucker befunden werden.)

Der drit ist der / den das Gesatz Menahes nennt: Welchs eygentlich heißt ein Calculatorem, ein Rayter oder Rechenmeister: Von dem wir droben angeregt /das jhne die Rabini Sortilegum, das ist / einen Buchstabenloßler vnd Zahldeutler nennen.559

Der viert ist der Mecaseph das ist / der Præstigiator, der Verzauberer / oder Verblender / vom Wort Caschaph, so den Leuten die Augen blenden heißt: Welches auch durch Mittel der Bösen Geister geschicht.560

Vnter welchem auch begriffen werden die Beschwörer: So sonst auch Malehesim heissen / vom wort Lahas, so Murmeln / vnd laustern oder aufflosen bedeut.561 LXXII. Biblische Tolmetschen haben fůr επαοιδούς, Das ist / für Incantatores, Beschwerer /Versegener vnd Verbanner außgelegt: Die Hispanier nennens auff jr Sprach Hechiezetros (So vom Teutschen Wort Hechssen entstanden / vnd beide scheinen vom erstgedachten Hebraische Le Hesim herkommen sein.562 Wiewol der Historicus Auentinus es von den Hexen herziehet.) Anthonius von Turca Meda beschreibt inn seinem dritten Buch von seinem Garten die nun berhürten Hechiezeros also: Qui tacimante inuocant, Dæmonios, mescolando la Magia natural con ln del Demonio.563 Das ist. Es seind die / so heimlich die bösen Geister anruffen / vnnd vermengen die Natürliche Magy mit des Teuffels Magy.

Der Fünfft so genandt wird / heißt Chober Das ist /Gesellig / koppel / oder Gespan / oder Zugespil / oder Zugefärt: Welchs die Gesellige Gespilschafft vnnd Gefärtschafft bedeut / welche sich[60] bei den Däntzen vnnd Versamlungen der Hexenmeister zuträgt.564 Sonst kompt der Nam Chober vom wort / welches bedeut / sich gesellen oder gespilsam halten. Vnnd diß ist eben das Geschlecht welches wir eigentlich das Hexenheer / auch Zauberer vnn Zauberin heissen: (Welcher Namen Zauberer dermassen mit disem hie gesetzten Hebraischen Wort Chober vberein stimmet /daß es das ansehen hat / als sei eins von dem anderen her entsprungen.)565 Die Hispanier heissen sonst dise Teuffelsbräut auff jhr Sprach Bruxos,

Das Sechste geschlecht wirdt genant scholel ob, Das ist / ein Geisterfrager: der bei den bösen in die Schul geht: vom wort ob so ein Fleisch oder Holes Gefäß heisset.566 Dann der Bösen Geister Oracula oder Hölenrähters / hat man anderst nicht dann auß einer Hülen / eines auff geschrundenen Erdbodens hören können: Daher dann das wort Oraculum ist entstanden: Welchs ein Loch ist / Ab ore paruo terræ hiantis genant / so die Latiner Oraculum nennen: (So vil lautend / als ein Hörenhülum / das man auß der Hül die Verrähters stimm hat hören müssen: Ja hieß wol ein Hůrenhůl: dieweil er durch die Hůlen der jhme gehölligten Huren pflegt zuheulen.)567

Das Sibend ist Iedeoni vom Wort Iada, welchs Wissen heissen: Eben gleich wie der Nam Dæmon, Wissendt oder Weiß bedeut: Inn massen Eustathius vber den Homerum meldet / daß es so viel laut als Δαήμων Sciens, Deutman: Die Vertolmescher der Bibel habens geben für Magus, so in Persischer sprach Weiß vnd verstendigkeit heisset.568 Aber die Hebreer sagen inn dem Buch / welchs sie betitulen /die Sechs hundert vnnd dreitzehen Gebott Gottes /daß an disem ort Idehoni bedeut den / der ein solchē Teuffel fraget / der in ein Bein eines solchen Thiers stecket / welchs man Iadoha heisset / vnd mit dem Gesicht einen tödtet: Darumb man es dann auch von ferre mit Geschoß fellen muß.569

Diß Thier wird Κατοβλέπας oder schelbgesicht im Athenæo genant: Welcher auch darvon erzehlet / daß es Kalbs grösse sei / vnd ohn vnderlaß weide vnnd ätze / auch mit grosser müh die Augen erheb / vnnd als dann wann es dieselbigen auffthu / tödte es disen /den es ansehe. Marius der Rahtsmeister zu Rom / als er Krieg in Numidten fůhret / vnn vil seiner Kriegsleut / so eins fangen wolten / verlohren gehabt / ließ es zu letzt von ferr schiessen / vnn schickt die Haut gehn Rom / welche darnach inn Herculis Tempel ist auffgehenckt worden / wie Athenæus darvon meldet. Ich hab eben dises auch inn den Commentarijs vber den Poeten Oppianum von der Jagt angereget.

Der Achtest inn dem Hexenregister ist der / so die Todten fraget Doresch el hamethim, das ist / der Necromanticus oder Schwartzkünstler: (Welchs Teutsch Wort vor Jaren / als der Vnverstand der Sprachen geregiert / auß vnwissenheit der Griechischen Sprach also schwartz verkůnstlet ist worden: weil man gemeint es komme vom Latinischen Nigro, so schwartz heisset / her: so es aber besser einen Todten beschwerer hieß.)570

Nach erzehlung aber nun aller erzehlter Zaubergeschlecht / so wirdt an obengemeltem ort der H. Schrifft gesagt / Gott hab allem solchem einen grewel.

Im andern Buch Mosis werden auff Heibraisch die Zauberer des Königs Pharaons Quosemim, vnd bißweilen Chartumim genāt: Welchs letst ein Egyptischer Nam ist / den vil vertolmetscht haben für Genethliacū, für ein Geburtssteller / der einem sein Natiuitet stellet.571 (Daher nennt sie auch Geilius Chaldęos: Vnd der Alt Lehrer Tertullianus Babylonios) Gleich wol muß mā diß darbei vermelden / daß die wunder / so die Egyptischē Zauberer thatē / mit der Astrology oder Gestirnermässung gar nichts vberein kommen: Dann ein Astrologus wirdt langsam eine Schlang inn ein Rut oder Gerten verwandlen / oder Frösch in ein Land bringen vnd Zauberen können.572

Wir habē nun von den Zaubereien gehandelt / welche durchs Loß zugehen: Fortan dann wöllen wir von anderen handlen.

Aber darbei ist zumercken / daß bei den Latinern vnd Frantzosen das wort Sortilegus, Sortiarius, oder Loßforscher / nicht eigentlich von diesen geredt wird /welche Losen / ob es jhnen wol oder vbel gehn werde:[61] (Wiewol diß auch ein art von Sortilegischem Schrotlegen ist) Sondern fürnemlich von disem Losen Gesind / welches sondere Zauberische beschworene Pülfferlein auff die Strassen / oder vnter die Schwellen / oder andere Ort / da man fůrpaßieren muß / strewen oder legen / auff das sie damit die fůrgehenden tödten mögen. Daher dann offt sich begibt / daß das Zauberwerck der Hexen Freund so bald als jre Feind /vnn die / denen sie nichts böses gönnen / mag treffen vnnd rhůren: Wie wir an seinem Ort anregung thun wöllen. Nun laßt vns die andere vberige Kůnstlein vnnd vnzimliche durchs Gesatz Gottes verbottene Mittel für die Hand nemmen / auff daß wir zu dem /so wir vorhaben / dermalen eins gelangen.

Quelle:
Bodin, Jean: DE MAGORUM DAEMONOMANIA. Vom Außgelassnen Wütigen Teuffelsheer Allerhand Zauberern / Hexen vnnd Hexenmeistern / Vnholden / Teuffelsbeschwerern / [...] durch [...] Johann Fischart [...] in Teutsche gebracht [...]. Straßburg 1591, S. 53-62.
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