DIE DIRNE

Die Zähne standen unbeteiligt, kühl

Gleich Fischen an den heißen Sommertagen.

Sie hatte sie in sein Gesicht geschlagen

Und trank es – trank – entschlossen dies Gefühl


In sich zu halten, denn sie ward ein wenig

Wie früher Mädchen und erlitt Verführung;

Er aber spürte bloß Berührung,

Den Mund wie einen Muskel, mager, sehnig.


Und sollte glauben an ihr Offenbaren,

Und sah, wie sie dann dastand – spiegelnackt –

Das Falsche, das Frisierte an den Haaren;


Und unwillig auf ihren schlechten Akt

Schlug er das Licht aus, legte sich zu ihr,

Mischend im Blut Entsetzen mit der Gier.

Quelle:
Paul Boldt: Junge Pferde! Junge Pferde! Olten und Freiburg im Breisgau 1979, S. 32-33,36.
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