Siebenter Auftritt.

[74] Gabriele am Turmfenster rechts. Der Jäger auf dem Lager links schlafend.

Nr. 17. Maurische Romanze.


GABRIELE.

Leise wehet, leise wallet

Rings der Thau; der Mond erbleicht;

Sanft Alkanzors Lied erschallet,

Wenn er zu dem Liebchen schleicht.

Und sie lauscht mit bangem Sehnen

Auf des Mohren Liebeslaut;

Es versiegen ihre Thränen,

Wenn sie den Geliebten schaut.

Doch bevor die Nacht, die Nacht entweichet,

Flieht er von des Liebchens Schloß;

Durch die Morgennebel schweifet

Brausend sein Araberroß.

Neu entfließen ihre Thränen,

Wenn der goldne Tag erwacht,

Und sie harrt mit bangem Sehnen

Auf die stille Mitternacht.

Nr. 18. Recitativ.


GABRIELE ängstlich.

Wacht auf, o Herr, wacht auf! Befreien muß

Ich Euch!


Ungeduldig.


Ist er denn noch nicht wach? Er hört

Mich nicht! Dieser Mauerstein erwecket ihn.


Sie wirft einen Stein herein, der nahe bei dem Lager niederfällt.
[74]

JÄGER aufspringend.

Was giebt's?


Er sieht Gabriele.


Wie, seh' ich recht, du kommst zu mir?

GABRIELE.

Euch droht der Tod von dieser Hirten Hand!

JÄGER sorglos.

Du träumst, mein Kind!

GABRIELE.

Ach nein, hört doch mein Flehn! Bei Eurem Heil!

Die Axt liegt schon bereit, um Euch im Schlummer

Wehrlos zu erschlagen.


Ein Pfeifen ertönt, aus der Ferne beantwortet.


GABRIELE.

Hört Ihr die Mörder?

Hilfe hol' ich schnell! Der Himmel

Schütz' Euch! Eilig muß ich fort!


Sie verschwindet vom Fenster.


Quelle:
Conradin Kreutzer: Das Nachtlager von Granada. Leipzig [o. J.], S. 74-75.
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