[Wer euch nichts bringt, hat nichts von euch zu hoffen]

[405] Wer euch nichts bringt, hat nichts von euch zu hoffen,

Dem Erzschenk habet ihr den Hals gebrochen,

Nur offner Hand stehn eure Ohren offen

Und ohne Klingen hilft bei euch kein Pochen!


Ein armer Krieger hat hier nichts zu holen,

Ihr führet keinen Krieg, wo ihr nichts krieget,

Und weil ihr blanken Klingen unterlieget,

So ehrt ihr das Duell auf Goldpistolen.


Die Poesie muß hier mit Armut leben;

Sing' ich Sonette euch auch noch so nette:

Ihr werdet nimmer Speise mir und Bette,

Statt Geld für Verse Fersengeld nur geben.


Gern gilt hier nichts, drum geh' ich gern von hinnen;

Ungern beherbergt ihr, und höchstens Ungern

Aus Kremnitz, doch Erlanger müssen hungern;

Nur für Zechinen ist die Zeche drinnen.


Ein Ducka ist mir lieb, doch mit Dukaten!

Souvrainen pflege ich für Severinen –

Baronen ohne Bares nie zu dienen –

Und kann mit Ahnen keine Hahnen braten!


So nackt und kahl geh' ich von eurer Schwelle,

So nüchtern, bar und blank in voller Klarheit,

Als wär' ich, die ich singe, – selbst die Wahrheit,

Denn nur Reale sind bei euch's Reelle!


Mit Höhnen siehst du wie ich hier vergehe,

Du Hofvolk, fressend Gold und Fleisch, wie Raben,

Von dir ist nichts, du bist zum Narrn zu haben,

Ich stand dein Narre hier, steh du, ich gehe!


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 1, München [1963–1968], S. 405-406.
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