[Wie wird mir? Wer wollte wohl weinen]

[244] Wie wird mir? Wer wollte wohl weinen,

Wenn winkend aus wiegendem See

Süß sinnend die Sternelein scheinen,

Werd' heiter, weich' weiter du wildwundes Herz.


Komm Kühle, komm küsse den Kummer,

Süß säuselnd von sinnender Stirn,

Schlaf schleiche, umschleire mit Schlummer

Die Schmerzen, die schwül mir die Seele umschwirrn.[244]


Flöß' flehend du Flötengeflüster

Mir Himmel und Heimat ans Herz,

Leucht' lieblich und lispele düster

Und fächle, daß lächle im Schlummer der Schmerz.


Sieh! sind schon die Sonnen gesunken,

Glück glimmet in Abendlichts Glut

Und Finsternis feiert mit Funken,

Licht locket ins Leben das liebende Blut.


Wir wanken in wohnsamer Wiege,

Wind weht wohl ein Federlein los,

Wie's wehe, wie's fliege, wie's liege,

Fein fiel es und spielt es dem Vater im Schoß.


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 1, München [1963–1968], S. 244-245.
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