Vierunddreißigstes Kapitel

[409] Alles, was Violette gegen mich geäußert hatte, war sich so ungleich, und wendete so schnell zwischen Heftigkeit und Geschämigkeit; was sie von ihren Eltern erzählt hatte, war so wenig die Rede eines ganz unschuldigen Mädchens, ihr ganzes Betragen ergriff mich so schnell, und stieß mich so leicht wieder zurück, daß ich in einer wechselnden Bewegung während ihren Worten bald Mitleid, bald Unwillen empfand.

In jedem Falle mußte ihre Mutter ein höchst wunderbares Weib sein, und ohne allen Charakter, das Mädchen hätte sonst nimmer so schwankend sein können, und ich entschloß mich fest, diesen Ort schnell wieder zu verlassen; aber es gelang mir nicht.

Ich entschloß mich schon in einzelnen Augenblicken meines Gesprächs mit Violetten dazu, denn ich befand mich in einem widrigen Streite von Lust und Schonung. Sie webte ihre Tränen, ihre Naivetät und ihre frevelhaften Reden über ihre Mutter so verwirrt durcheinander, und in ihrem Betragen dabei erschien die Lüsternheit und Heftigkeit so durch Blödigkeit und Unerfahrenheit gestört, daß mir es sehr abgeschmackt zu Mute[409] war. Ich konnte sie nicht bedauren, und nicht liebenswürdig finden, und dabei war ich doch so gespannt und gereizt durch meine ganze Lage, daß ich wünschte, das Mädchen wäre nicht so, und ergäbe sich ohne Prätension ihrer und meiner Freude.

Ich hätte mich gerne bemühet, ihre Verwirrtheit für sie und mich zu lösen, aber ich fürchtete mich vor irgend einem Hinterhalt, der mir hier gelegt sein und mich zu einer Verbindung zwingen könnte, die mich ewig zum Sklaven um eine kurze Freude gekauft hätte.

Ich verhielt mich während ihren Äußerungen ganz leidend, und eben dadurch schien sie mir einigemal wahr zu werden: die Verse, die sie von dem Totenliede: »Es ist ein Schnitter, der heißt Tod«, sang, sang sie nicht ohne Rührung, und ihr Übergang auf das Lied: »Es ist ein Sämann, der heißt Liebe«, war er vielleicht auch nicht ganz ohne Vorsatz, war doch sehr artig. –

Was sie von ihrem Streit in der Beichte erzählte, war der Punkt, der mich eigentlich zuerst aufmerksam machte: ein unschuldiges Mädchen kann nicht von der Beichte reden, und ein Mädchen von funfzehn Jahren streitet nicht mehr so kindisch mit ihrem Gemüt, oder sie müßte in der reinsten Umgebung gelebt haben.

Alle diese Betrachtungen begleiteten mich, und verdarben mir sogar ihre Küsse, indem sie ihrem ganzen Plan ungetreu recht herzlich und mit Bewußtsein küßte.

In dieser Verwirrung fand mich ihre Mutter, die ich mit einigem Unwillen behandelte, aber sie war nichts weniger als so verwirrt und widersprechend wie das Mädchen.

Ich fand in ihr ein leichtsinniges und fröhliches Weib, mit einer Freiheit ohne Grenzen, die doch nicht ins Gemeine fiel. Sie hatte gar keine Absicht als zu leben, und lachte alle meinen Unmut hinweg, dabei nahm sie in ihrem Raisonnement so tollkühne Flüge, daß es eine Lust war, sie anzuhören.

Das Mädchen hatte sie aus reinem Mutwillen herübergeschickt, und da ich ihr vorstellte, wie ihr Kind zu Grunde gehen würde, machte sie die Einwendung, daß das Mädchen so sinnlich sei, daß sie sich an der ganzen schönen Welt festhalten werde; auf dem festen Boden der Sinnenwelt gehe niemand[410] zu Grunde, und wenn Violette nur einmal aus den Schwärmereien komme, so werde sie recht glücklich werden.

Sie äußerte dabei ganz wunderbare Ideen über Religion, und verlor sich in einen Strom von Phantasien, daß sie mich wirklich ergötzte.

Violette, behauptete sie, sei bei weitem nicht so unschuldig als sie selbst, und was das Mädchen von ihrem Streite mit der Andacht vorbringe, sei alles eine Folge davon, daß sie nicht recht beten könne.

So bisarr mir alles das schien, so behauptete sie es doch mit einer trotzigen Lustigkeit, und hatte sich ordentlich ein kleines System erraisoniert. Ich will ihre Äußerungen so getreu hierherschreiben, als ich mich ihrer entsinne, denn mich mit der Gräfin selbst redend einzuführen, wage ich nicht gern, da ich einer langweiligen Beschreibung ihres ganzen Betragens dabei nicht ausweichen könnte, und doch in die Gefahr kommen dürfte, nicht verstanden zu werden, oder mich der Beschuldigung auszusetzen, als suche ich meine Schwachheit zu entschuldigen, indem ich ein heftiges frevelndes Weib als ein bloß mutwilliges schwärmendes hinstellte. –

Es schien allerdings, daß sie einstens in einer ähnlichen Verwirrung wie Violette gewesen sei, und nur ihre Erfahrung aus ihr sprach, wenn sie sich über diesen Zustand ihrer Tochter so kalt zeigte.

Sie war im strengsten Katholizismus erzogen, und Violetten hatte der verstorbene Graf ebenso erziehen lassen. Sie führte ihre eigne jetzige Lebensart, ihre Fröhlichkeit und Freiheit trotz aller Umgebung, auf ihre Religion zurück, denn sie sagte, diese habe ihr den ersten Antrieb zu allem gegeben, und der einzige Mißgriff in ihrem Raisonnement war der, daß sie sich in der Religion voraussetzte, da sie doch die Religion in sich annehmen mußte, wenn sie je welche wollte gehabt haben.

Es ist mir leid, daß ich alles das nicht so scherzend und so lustig ernsthaft sagen kann, denn sie parodierte sich selbst in jeder Minute, überraschte mich plötzlich mit einem Kusse, wenn ich Einrede tun wollte, und war ich darum unwillig, so fuhr sie so pathetisch fort zu predigen, bis ich lachen mußte, und war dabei so beweglich, daß sie bald aufsprang, ihre Bilder selbst[411] vorzustellen, bald sich so schnell wieder niedersetzte, daß sie mir einigemal etwas unsanft begegnete, dann bat sie mich sehr zärtlich und kindisch um Verzeihung, und das alles war so rasch und bunt hintereinander, daß ich ein freudiges, reizendes, freies Weib sein müßte, und mir gegenüber ein junger mehr ungeduldiger, als gesetzter Mann, wenn ich es so hinstellen sollte, wie sie es tat. –

Sie behauptete:

Der sinnliche Mensch werde erbärmlich, wenn er, wie man es nimmt, tugendhaft würde, denn er übe dann Tugenden, die von seinem ganzen Leben verachtet würden. Er müsse sich zwingen, und werde eben dadurch lasterhaft, denn er gäbe, um zu leben, endlich die Tugend hin, und schweife, um sich zu trösten, nach Prinzipien aus.

Religion sei nichts als unbestimmte Sinnlichkeit, das Gebet ihre Äußerung.

Andacht sei es, wenn man nicht mehr als Mensch bete, wenn man als Weib oder Mann bete; doch könne der Mann es nie zur Andacht bringen, weil das Menschliche das Männliche bei ihm überwiege.

Der schlechteste Moment im Leben sei, wo weder Jungfrau noch Jüngling recht wisse, woran sie seien, und ein verderblicher Streit zwischen Glauben und Wissen sich erhebe; in diesem stehe Violette.

In der Religion sei es ebenso, es komme den Menschen heutzutage eine boshafte Lust an, sich ihrer selbst zu bemächtigen, um sich zu befreien, aber nur der sei ein Sklave, der sich selbst besitze, nur im allgemeinen wäre Freiheit, und in der Person die höchste Tyrannei.

In diesem schlechten Momente höre der Mensch auf zu glauben und meine, Wissen sei etwas anderes als ein langweiligeres Glauben, das einen erst mit einer kleinen Reihe von Schlüssen hinhalte, ehe es einen glauben lasse, denn endlich müsse man doch glauben, was man wisse.

Das allererbärmlichste Aberwissen sei, die unbefleckte Empfängnis für einen Aberglauben zu halten; wer denn irgend eine Empfängnis wisse? und dieses sei grade der Punkt, wo der Mensch recht überführt werde, daß alle Seligkeit nur Glauben[412] ist, und kein Bewußtsein, und nur der sei ein Ketzer und Freigeist, der bei der Empfängnis noch denke, und sich selbst besitze, denn jeder fühle das Wissen erbärmlich, der aus solchem Glauben kehre.

Sie bete oft, weil sie ein Weib sei, und wer nicht sinnlich sei, habe keine Religion, und eine Religion, die nicht sinnlich sei, habe keine Menschen.

Sie sei eine Heidin, habe viele Götter, und auch Heroen, alle jung, kräftig, und in der Liebe menschlich.

Die Heiligen könnten sie so ziemlich rühren, aber sie hätten keine Religion, wären nichts als angehende Philosophen, welche die Liebe bestritten, die sie nicht bestreiten könnten, das heißt, der sie nicht gewachsen wären.

Der Gott der Katholiken sei zu geistig, und substanzlos, und ohne die Menschwerdung gar nicht da; aber es sei keine rechte Menschlichkeit in der Menschwerdung, es sei nichts als eine Allegorie auf Leben, Gedanken und Wort, eine Lehre, die zum Lehrer geworden.

Jeder Gedanke sei eine unbefleckte Empfängnis, und jedes Wort eine Menschwerdung.

Doch sei die katholische Religion keine Religion des Lebens, sondern eine Religion der Auferstehung und Erinnerung – der untergegangenen herrlichen Welt der Götter und Menschen werde in ihr ein festliches Totenopfer gebracht.

Die protestantischen Religionen seien nicht gottlos, aber heillos, denn sie duldeten keine Heiligen – sie seien keine Religionen, sondern bloß bequemliche Anstalten, keine Religion zu haben, – Konsistorien, wo keine Liebe mehr sei, um die Ehe zu unterstützen – auf Noten gebrachte Ehescheidungen zum Absingen – Religionen für Eunuchen, Amphibien und Hermaphroditen. –

Die christliche Religion werde vor dem Leben zu Grunde gehen, die heidnische aber werde länger sein als das Leben, weil sie Leben und Tod umfasse.

Einmal rief sie aus:

»Ach, arm ist der, der nur im Tode selig wird – die Erde sei ein Jammertal! – Ich stehe auf den Bergen und bin glückselig, denn der lebt nicht, dessen Haupt nicht im Himmel steht, auf[413] dessen Brust nicht die Wolken ruhen, dem die Liebe nicht im Schoße wohnt, und der Fuß nicht in der Erde wurzelt. Mein Haupt steht ewig im Himmel, und klage ich, so hören es die Götter allein, daß mir keine Liebe im Schoße wohnt, und wohnt mir die Liebe im Schoße, so sehen nur die Götter meines Auges Andacht, weiter wird die Welt, denn mein Busen hebt den Himmel höher, und die Erde drängt sich bebend unter meinen regen Füßen zusammen.«


Sie bekehrte mich, aber ich glaubte nichts, als daß sie ein schönes, reizendes Weib sei, da die Decke des Zimmers sich öffnete, und eine dämmernde Alabaster-Lampe niedersank, und der Glauben bald das Wissen besiegt hatte. –


An den Leser


Die Krankheit meines Freundes nimmt zu und ist mir um so schmerzlicher, als sie boshaft ist. – Sie hätte keine unglücklichere Stelle erwählen können, um ihn mir noch bei seinem Leben zu rauben, sie hätte keine glücklichere Stelle nehmen können, um die letzten Ergießungen seines liebevollen Herzens gegen mich zu hemmen. – Es ist eine bösartige Zungenentzündung, an der ihm das Band mit allen seinen Freunden erlahmt. – Ich versichere seine menschenfreundlichen Leser, daß ich viel Schmerz an seinem Lager ertrage, und oft gerührt bin, wie sehr er das Publikum achtet. Er schrieb mir gestern mit Tränen Folgendes an die Schiefertafel, die neben seinem Bette hängt, damit er sich deutlich machen kann, und ich kann nicht umhin es Ihnen mitzuteilen, weil ich fühle, wie sehr sich sein Charakter hier ans Licht stellt, und wie die Worte eines mit Ruhe dem Tode entgegensehenden jungen Mannes sicher die Verleumder zum Schweigen bringen werden, die sein reines fühlendes Herz und sein aufrichtiges frohes Gemüt hie und da zu beschmutzen suchen – o diese Zungen sind giftig und entzündeter als die meines Freundes! O daß sie die Krankheit erlähme! die mir das freundliche Gespräch meines Maria raubt.

Zugleich bitte ich den Leser, die Darstellung meines Lebens[414] zu entschuldigen, ich bin nicht geübt, vor das Publikum zu treten, und es verhindert mich auch der Anteil, den ich an meinem Freunde nehme, an größerer Aufmerksamkeit auf meinen Stil. –

Godwi


»Was mich mehr drückt, als meine Krankheit, ist der Rückblick auf ein fruchtloses Leben; – mit dem vollen fröhlichen Mute des Jünglings habe ich versäumt, eine Spur zurückzulassen, daß ich da war: – ich wußte nicht, daß der Tod meiner Jugend schon folgen werde, ich hätte sie sonst geschmückt und Künste gelehrt, damit ihm eine freudige Braut geworden wäre; dann hätte Sie der schöne Kranz am Wagen erfreuen sollen, der jetzt ungeschmückt die tiefen Gleisen mit mir hinschleichen wird, die wir mit Recht die Runzeln unserer alten Mutter Erde nennen dürfen. –

O! hätten mich die Menschen besiegt, wäre ich im Kampfe um hohen Preis überwunden, so würde man mich mit dem Sieger nennen, und sein Wert wäre mein Grabstein und drückte mich nicht. – Aber das Leben hat mich besiegt, nicht mich, – nein, nur den Jüngling wie viele – denn ich war noch nicht, und warum sollte ich nicht werden?

Jetzt, da mein Herz sich öffnen wollte, um alles zu umfassen, was lebt und liebt, legt sich der Tod ihm in die Arme. –

Ich habe vieles noch zu tun, so vieles – und soll sterben – die Menschen wissen nicht, daß ich ihr Bruder bin, und daß ich es verdiene – o mein Freund! wenn Sie wüßten, was ich verlasse; Einer nur wird wissen, was ich verlasse, und er wird es nicht glauben. –

Ich soll das Leben aufgeben? der die Liebe noch nicht aufgegeben, die ihn aufgab – dies ist kein schöner Tod – es bricht, es löst sich nicht. –

O! es ist ein großer Unterschied zwischen dem Traume der Liebe und der Liebe des Traumes. – Der Traum der Liebe ist in der Liebe, aber die Liebe des Traumes ist nur im Traume. –

Wenn die Liebe einschlummert und träumt, träumt sie den Traum der Liebe, und dieser Traum ist jener stille schöne Schmerz, jenes Bangen, ich möchte sagen, die Seele aller Sehnsucht, und die sentimentale Poesie der Liebenden. –[415]

Mir ist jede unvollendete Harmonie in den Naturerscheinungen, jenes Streben des Formlosen und Toten nach Gestalt und Leben, wo Seele und Stoff mit innerm Drange zueinander streben, und der Stoff von dem Strahle des Geistes nur erglüht und schmerzlich wieder in den Tod zurücksinkt, so ein Traum der Liebe. –

Verstehen Sie mich? – nein. –

So ist mein Ausdruck selbst ein Beispiel eines solchen Traumes der Liebe, in dem der Gedanke und das Zeichen nicht zum Worte wurden. –

Ich glaube es Ihnen aber deutlicher zu sagen, lieber Godwi, wenn ich schweige, und Sie bitte, ans Fenster zu treten. – Sie sehen die roten Flammen des Abends, wie die Berge von ihnen entzündet werden und Feuer zu duften scheinen, und wie diese Flammen sich mannigfach gestalten, und ganze Landschaften zu werden scheinen. – Was ist die Flamme anders als die Gestalt des Feuers, und das Feuer anders als die Gestalt der Wärme, und diese als die Gestalt des Lichts?

Sie sehen, wie sich das Licht von dem Stoffe ergriffen zur Flamme zu bilden scheint, und wie die Flamme den Berg und den Wald entzündet, und sich die ganze Gegend nach dem Lichte sehnt; es ist, als sei nichts in Ruhe, und das innere willenlose Treiben kehre sich heraus, und doch ist alles Ruhe, eigentliches Gefühl der Ruhe, in dem sich die Ruhe aufhebt. – Dies ist ein Traum der Liebe. Und ist Liebe in Ihnen, so müssen Sie einstimmen in diesen allgemeinen Traum, auch Sie ergreift die allgemeine Sehnsucht; aber Ihre Sehnsucht ist nur die Ihrige, – und wer keine Liebe hat, möchte sterben in dieser Minute. –

Aber es giebt einen Traum des Lebens, der Liebe zu umfassen glaubt; aber Liebe ist nur Wahrheit – und jene luftigen unbestimmten Seelen, die es nur zum Reize und nie zur Schönheit bringen, träumen dieses Leben, und ihre Liebe ist eine solche Liebe des Traumes, – sie ist ohne Bestimmung, mit unendlichem Reize, ohne Ziel, wo sich alle diese Mittel zu einer Schöpfung vereinigten.

Wer sich ihnen hingiebt mit seiner Liebe, muß mit diesen Blumen verwelken – lieben darf man sie als Frühling und Poesie, aber nie als einzelne Blumen.[416]

Nur das starke gesunde Gemüt wagt nichts mit ihnen, es blickt auf sie nieder, wie auf die Blumen, die es seiner Geliebten bricht, die es in den Triumph seines Lorbeers flicht, damit der Ernst auch lächle, und schützt sie sogar wie zarte Kinder, wie lieblose Unschuld, und nimmt sie wie ein reines Bild der bloßen Schönheit.

Wendet er aber seine Liebe zu diesen hin, die sich nach seiner Liebe wenden müßten, so ist es, als wende sich die Sonne nach der Blume, und die Blume nicht nach ihr. –

Ihr Leben ist eine bloße Allegorie, ihre Liebe nur leiser Erguß, nicht der Schöpfung, nur des Todes. –

Mir, lieber Godwi, sollte ich sterben, sollen Sie einen einfachen Stein setzen, und darauf die letzte Terzine dieses schlechten Sonetts.« –


Sonett

O schwerer heißer Tag, ihr leichtes Leben

Schließt müde weinend seine Augenlider,

Schon senkt der Schlaf das tauende Gefieder,

Um solche Schönheit kühl ein Dach zu weben. –


Von ihren Lippen leise Worte schweben,

»Du Liebe süßer Träume, kehre wieder!«

Da läßt sich ihr der Traum der Liebe nieder,

Um ihres Schlummers kranke Lust zu heben. –


»Du Traum!« – »Ich bin kein Traum,« spricht er mit Bangen,

»O laß uns nicht so holdes Glück versäumen!«

Da weckt er sie, und wollte sie umfangen. –


Sprecht! Wessen bin ich? Wer hat mich besessen?

Ich lebte nie – war eines Weibes Träumen –

Und nimmer starb ich. – Sie hat mein vergessen.


Quelle:
Clemens Brentano: Werke. Band 2, München [1963–1968], S. 409-417.
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