Der Querstrich.

[183] Vor vielen Wochen schon hatte ich den ersten Theil meiner »Mittheilungen aus den geheimen Memoiren einer deutschen Sängerin« meinem sehr verehrten Freunde, dem Herrn Buchhändler Franckh in Stuttgart im Manuscripte, seinem Wunsche als Verleger gemäß, mit dem Ersuchen übersendet, mir gefälligst zu eröffnen, welchen Umfang das ganze Wert erhalten solle, da ich in Bezug auf die von Rosa angetretene Reise mit den interessantesten Notizen von meinen an allen Orten und Enden der Welt zerstreuten literarischen Freunden überrascht worden sey.

Ich schmeichelte mir, daß mein Herr Verleger auf diese lockende Nachricht wenigstens 3 bis 4 Theile des Werkes wünschen, und mit seiner gewohnten pünktlichen Liberalität reichlich honoriren würde, legte auch schon das Papier zurecht, um so mit Lust und Liebe den Faden der Erzählung fortzuspinnen, als ich folgende, gänzlich unerwartete Rückäußerung von ihm erhielt:


Mein verehrtester Freund!


Der erste Theil Ihrer Mittheilungen aus den geheimen Memoiren einer deutschen Sängerin entspricht meiner Erwartung vollkommen, und ich würde Sie ersuchen, dieses[184] interessante Werk nicht blos auf 3 bis 4, sondern auf 5 bis 6 Theile auszudehnen, wenn ich nicht inzwischen auf eine eben so glückliche als vortheilhafte Weise das Verlagsrecht von Rosa's Gardinenseufzern an mich gebracht hätte. Im Anschlusse übersende ich Ihnen ein Exemplar davon, mit dem Wunsche, daß Sie mit Benützung Ihrer reichhaltigen Quellen eine neue, vermehrte Ausgabe dieses höchst selten gewordenen Buches veranstalten, und die Memoiren selbst nur auf zwei Bände beschränken möchten.

Die geneigten Leser mögen mir also meine abgedrungene Kürze aus diesem Grunde verzeihen, und sich durch die Lektüre der neuen Ausgabe von Rosa's Gardinenseufzern, welche demnächst erscheinen wird, nach Belieben entschädigen.

Quelle:
Friedrich Wilhelm Bruckbräu: Mittheilungen aus den geheimen Memoiren einer deutschen Sängerin. Zwei Theile, Band 2, Stuttgart 1829, S. 183-185.
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