Wie gewonnen, so zerronnen.

[168] In stiller Zurückgezogenheit lebten die beiden Freundinnen, die Prinzessin Eleonora und Rosa, auf dem schönen Landhause, von wenigen Besuchen gestört.

Der Fürst verlebte seine freien Stunden in ihrer Mitte. Endlich erschien der Tag, wo die Frucht ihre Hülle sprengt, und ein Knäblein erblickte das Licht der Welt, um nach vierzehn Stunden die Augen auf ewig wieder zu schließen, nachdem es der Fürst als vermeintlicher Vater viele tausendmal geküßt hatte. Die Dienste einer Hebamme wurden von Fanny und Betty mit dem besten Erfolge geleistet.

Rosa lag im Wochenbette wie eine erbleichende Rose, durch die Hülfe der Schminke; der Fürst war unmittelbar nach der Geburt, die ihm sogleich angezeigt werden mußte, der glücklichste Mann von der Welt; er bedeckte Rosa und das Kind mit zahllosen Küssen, und eben so heftig war sein Schmerz, als sein Liebling vom kurzen Daseyn schied. Die Prinzessin fügte sich leicht in diesen Verlust, da sie sehr wohl einsah, daß sie dieses Kind niemals als ihr rechtmäßiges würde betrachten und behandeln dürfen, Mit Einwilligung des Fürsten wurde es im Blumenbeete auf der Rosainsel ohne Priestersegen begraben. Nach sechs Wochen begab sich der Fürst, um sich zu zerstreuen, nach [169] Carlsbad, und die Prinzessin wieder an den Hof; der Fürst aber übertrug seiner Gemahlin, für die kurze Zeit seiner Abwesenheit, die Leitung aller Regierungsangelegenheiten.

Quelle:
Friedrich Wilhelm Bruckbräu: Mittheilungen aus den geheimen Memoiren einer deutschen Sängerin. Zwei Theile, Band 2, Stuttgart 1829, S. 168-170.
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