10.

[118] In Ilwese ging ein feuriger Mann um. Weil man nun den kürzlich verstorbenen N. allgemein im Verdacht hatte, daß er in Grenzstreitigkeiten einen falschen Eid geschworen habe und darum nach seinem Tode als feuriger Mann umgehen müsse, so wollte sich sein Nachbar davon überzeugen. An einem dunkeln Abend sah er ihn wieder durch den Kamp ziehen, ging eilig hinaus, folgte ihm und holte ihn zuletzt ein, so daß er eine ganze Weile dicht neben ihm herging. Da sah er denn, daß es wirklich jener Mann war. Er trug eine kurze Hose und gelbe Gamaschen, und aus dem Hosenqueder, rings um die Hüfte, da schlugen die hellen Flammen heraus. Als jener Mann sich nun genug überzeugt hatte, wollte er wieder nach seinem Hause umkehren. Da hing sich plötzlich der feurige Kerl auf seinen Nacken. Den mußte er mit großer Mühe bis vor seine Hausthüre schleppen, wo er zusammenbrach. Er kriegte eine zehrende Krankheit und starb bald nachher.

Quelle:
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. München 1910, S. 118.
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