49.

[139] In Wiedensahl wissen die älteren Leute noch viel von den »tâtern« zu erzählen, wie sie gewahrsagt, gestohlen und Zaunigel über dem Feuer gebraten haben. Eine solche Bande ist hier in alter Zeit auch mal her gekommen, dabei ist eine ganz steinalte Mutter gewesen; weil die nun nicht mehr hat weiter fortkommen können, so haben die Tatern hinter einer Hecke ein Loch in den Rasen gegraben, da hat die alte Mutter hineinkriechen müssen. Sie hat wohl gebeten und gefleht, sie möchten sie doch nur noch eine kurze Weile am Leben lassen, aber die haben ihr zugerufen: »Krup unner! Krup unner! Daß dich die Bauernhunde nicht fressen!« Und so haben sie ihrer alten Mutter Erde auf den Kopf geschaufelt und sie lebendig begraben. – In der[139] Wiedensahler Gegend ist die Geschichte jedermann bekannt. In Niedernwöhren (Nachbardorf von Wiedensahl) sagt man, daß die Alte am Büchenberge zwischen Wiedensahl und Loccum begraben sei; die Tatern hätten dabei gesprochen:

»Krûp unner, krûp unner! de welt is dî gramm!

Du kannst nich mêr wandern, du musst'r nu ran.«

Quelle:
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. München 1910, S. 139-140.
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