15.

[155] Ein Herz, was sich mit Sorgen quält,

Hat selten frohe Stunden.

Es hat sich schon sein Theil erwählt,

Die Hoffnung ist verschwunden.

Drum glücklich ist, wer das vergißt,

Was einmal nicht zu ändern ist.


Die Sonne, die so früh aufgeht,

Pflegt selten spät zu scheinen.

Das Glücke, das so früh aufblüht,

Pflegt schon am Mittag Weinen.

Drum glücklich ist, wer das vergißt,

Was einmal nicht zu ändern ist.


Frisch auf, mein Herz, ermuntre dich

Und sei dein eigner Meister!

Was quälst du dich so jämmerlich

Mit deinen Lebensgeistern?

Wer weiß, wo man noch Rosen bricht,

Drum sei vergnügt und sorge nicht!


Obgleich mein Schiff vor Anker liegt

Bei ganz konträrem Winde,

So hab ich doch die Hoffnung noch

Daß ich den Hafen finde.

Der Hafen liegt, wo Freundschaft ruht,

Was lange währt, wird endlich gut.

Quelle:
Wilhelm Busch: Ut ôler Welt. München 1910, S. 155.
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