7. Szene.

[51] Clotald, Rosaura, Clarin, König.


CLOTALD zum König.

Darf ich nahen?

BASILIUS.

Ha, Clotald!

Sei willkommen mir wie immer.

CLOTALD.

Sollt' ich, deinen Füßen nahend,

gleich mich dir willkommen wissen,[51]

diesmal dennoch bricht, o Herr,

des Geschicks feindsel'ger Wille

dem Gesetz sein gutes Recht,

ihren Brauch der alten Sitte.

BASILIUS.

Was geschah dir?

CLOTALD.

Herr, ein Unglück

hab ich unverhofft erlitten,

könnt ich wohl in ihm zugleich

meine größte Freud erblicken.

BASILIUS.

Weiter!

CLOTALD.

Dieser schöne Jüngling,

tollkühn oder unvorsichtig,

nahte jenem Turme, Herr,

und erblickte dort den Prinzen;

Und nun ...

BASILIUS.

Seid getrost, Clotald.

Freilich würd es mich verdrießen,

wär's zu andrer Zeit geschehn;

doch nun mag er's immer wissen,

denn schon kund ist das Geheimnis,[52]

und ich selber hab's vernichtet.

Kommt hernach zu mir; ich muß

Euch von vielem unterrichten,

viel auch sollt Ihr tun für mich.

Denn Ihr werdet, sollt Ihr wissen,

Werkzeug sein der größten Handlung,

so die Welt jemals erblickte.

Die Gefangnen hier, auf daß

Ihr nicht sorgen mögt, ich richte

Eur Vergehn zu scharf, begnad ich.


Ab.


CLOTALD.

Heil dir, großer Fürst, auf immer!


Quelle:
Calderon de la Barca, Pedro: Das Leben ein Traum. Leipzig 1964, S. 51-53.
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