[O schöner, goldner Nachmittag]

O schöner, goldner Nachmittag,

Wo Flut und Himmel lacht!

Von schwacher Kindeshand bewegt,

Die Ruder plätschern sacht –

Das Steuer hält ein Kindesarm

Und lenket unsre Fahrt.


So fuhren wir gemächlich hin

Auf träumerischen Wellen –

Doch ach! die drei vereinten sich,

Den müden Freund zu quälen –

Sie trieben ihn, sie drängten ihn,

Ein Mährchen zu erzählen.
[1]

Die Erste gab's Commandowort;

O schnell, o fange an!

Und mach' es so, die Zweite bat,

Daß man recht lachen kann!

Die Dritte ließ ihm keine Ruh

Mit wie? und wo? und wann?


Jetzt lauschen sie vom Zauberland

Der wunderbaren Mähr';

Mit Thier und Vogel sind sie bald

In freundlichem Verkehr,

Und fühlen sich so heimisch dort,

Als ob es Wahrheit wär'. –


Und jedes Mal, wenn Fantasie

Dem Freunde ganz versiegt: –

»Das Uebrige ein ander Mal!«

O nein, sie leiden's nicht.

»Es ist ja schon ein ander Mal!« –

So rufen sie vergnügt.
[2]

So ward vom schönen Wunderland

Das Märchen ausgedacht,

So langsam Stück für Stück erzählt,

Beplaudert und belacht,

Und froh, als es zu Ende war,

Der Weg nach Haus gemacht.


Alice! o nimm es freundlich an!

Leg' es mit güt'ger Hand

Zum Strauße, den Erinnerung

Aus Kindheitsträumen band,

Gleich welken Blüthen, mitgebracht

Aus liebem, fernen Land.[3]

Quelle:
Caroll, Lewis: Alice's Abenteuer im Wunderland. Leipzig [1869], S. 1-4.
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