Als einer im Schlaff verschwenderisch gewesen.

Mein Mädgen laß hinfort mich nicht verschwendrisch seyn /

Und nimm die Perlen-Milch in deine Muschel ein;

Groß Schade / daß sie wird so liederlich versprützet /

Da wo sie keiner Schooß / auch nicht den Tüchern nützet.

Dein hart-seyn gegen mich verschwendet meinen Schatz /

Vergönne mir hinfort in deinem Schoosse Platz /

Und laß den Liehes-Thau daselbsten sich ergiessen /

Wo er mit größrer Lust wird als im Schlaffe fliessen.

Dein dürrer Acker wird alsdenn von Wollust feist

Die Brüste härten sich / die Lust entzückt den Geist;

Die Anmuth / die durchdringt des gantzen Leibes-Glieder /

In Lachen steigt man ein / mit Kitzeln kommt man wieder /

Nichts denn Ergötzung bringt er deiner Marmor-Schooß /

Die Venus spannt dir denn / den Jungfern-Gürtel loß /

Und läßt dir alle Lust / die sie besitzet / schmecken /

Der Hymen wird nach Schmertz den süßten Schertz erwecken.

Ach stelle doch mein Kind die Sprödigkeit nur ein!

Laß deine Muschel mir nicht mehr verschlossen seyn /

Eröffne ihren Helm die Nahrung zu empfangen /

Wo in dem Liebes-Thau / die Anmuths-Perlen prangen.

Sperrt nun dein Muschel-Schloß die Thore willig auf /

Und hemmt kein Widrig-seyn mir meinen Liebes-Lauff /

So soll das Liebes-Safft mit süssen Quellen fliessen.

Und sich mit vollem Strohm in deine Muschel giessen.


Quelle:
Celanders Verliebte-, Galante / Sinn-, Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg und Leipzig 1716, S. 56-57,125-126.
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