Neunzehntes Kapitel.

[350] Erzählt das Abenteuer der zweiten Dueña Schmerzenreich oder Beängstigt, mit einem andern Namen Doña Rodriguez genannt.


Cide Hamete erzählt, daß, als Don Quixote nun von seiner Verletzung wiederhergestellt war, es ihm schien, das Leben, welches er in diesem Schlosse führe, sei ganz gegen den Orden der Ritterschaft, dem er sich gewidmet habe, und er daher beschloß, von den Herzogen die Erlaubnis zu begehren, nach Saragossa zu reisen, wo die Festlichkeiten sich nahten, in denen er den Harnisch zu gewinnen dachte, welcher bei diesen Spielen zum Preise ausgesetzt wird. Indem er nun eines Tages mit den Herzogen zu Tische saß und eben anfing, seinen Vorsatz ins Werk zu richten und um die Erlaubnis zu bitten, siehe, da kamen plötzlich durch die Tür des großen Saales herein zwei Weiber, wofür man sie nachher erkannte, in Trauer eingehüllt von Kopf zu Füßen, und die eine von ihnen, sich Don Quixote nähernd, warf sich vor ihm nieder, so lang sie war, ihren Mund auf den Fuß des Don Quixote geheftet, wobei sie so traurige, so tiefe und schmerzvolle Seufzer ausstieß, daß alle, die sie sahen und hörten, in Verwirrung gesetzt wurden; und obgleich die Herzoge dachten, daß es wieder ein Spaß sei, den ihre Diener mit Don Quixote anstellten, so waren sie doch zweifelhaft und in Erwartung, als sie sahen, mit welcher Heftigkeit diese Frau ächzte, weinte und klagte, bis Don Quixote mitleidig sie vom Boden aufhob und sie bewog, sich zu entdecken und den verhüllenden Schleier vom betränten Angesichte hinwegzunehmen. Sie tat es und zeigte nun, was[351] niemals jemand hätte erwarten können, denn sie enthüllte das Gesicht der Doña Rodriguez, der Dueña im Hause; und die zweite Trauerverhüllte war ihre Tochter, die durch den Sohn des reichen Bauern Verführte. Alle, die sie kannten, verwunderten sich, die Herzoge mehr noch als die übrigen, denn ob sie sie gleich für albern und einfältig gehalten, so hatten sie doch nicht geglaubt, daß sie fähig wäre, dergleichen Torheiten zu begehen. Endlich sprach Doña Rodriguez, gegen ihre Herrschaft gewendet, folgendes: »Mögen Euer Exzellenz so gnädig sein, mir die Erlaubnis zu geben, daß ich mit diesem Ritter ein wenig zweisprachen könne, denn so ist es vonnöten, um gut einen Handel zu beendigen, in welchen mich das Unterfangen eines niedrig gesinnten Knechts versetzt hat.«

Der Herzog sagte, daß er diese Erlaubnis erteile und sie mit dem Herrn Don Quixote zweisprachen möge, soviel ihr wünschenswert sei. Sie wandte hierauf Stimme und Gesicht gegen Don Quixote und sagte: »Unlange ist es, preiswürdiger Ritter, daß ich Euch Bescheid erteilte von der Unziemlichkeit und dem Geize, welche ein böser Bauer meiner teueren und vielgeliebten Tochter erweist, welche diese Unglückliche ist, die sich hier zugegen befindet, und Ihr habt mir versprochen, Euch für sie zu stellen, das Unrecht vermittelnd, welches sie hat erfahren müssen; und nun ist mir die Nachricht gekommen, daß Ihr Euch von diesem Schlosse zu entfernen trachtet, um glückliche Abenteuer aufzusuchen, die Euch Gott senden möge; meine Bitte geht also dahin, daß, bevor Ihr diese Wege einschlagt, Ihr dieses bäuerische Ungetüm ausfordern möget und ihn dahin vermögen, meine Tochter zu heiraten, dem Versprechen gemäß, das er ihr gegeben habe, ihr Mann zu sein, ehe und bevor er ihr beiwohnte, denn zu denken, daß mir der Herzog, mein Herr, sollte mein Recht widerfahren lassen, hieße Birnen vom Ulmbaum erwarten, aus Ursache, wie ich Euch schon wahrhaft berichtet. Und somit verleihe Euch der Herr überflüssige Wohlfahrt und möge auch unser nicht vergessen!«

Auf diese Reden antwortete Don Quixote mit vieler Großmut und Feierlichkeit: »Werte Dueña, mäßigt Euere Tränen oder, richtiger zu sprechen, unterdrückt sie und erstickt Euere Seufzer, denn ich übernehme als mein Geschäft die Hülfleistung Euerer Tochter, der es geziemlicher gewesen wäre, nicht so leicht den Versprechungen eines Verliebten zu trauen, die meistenteils sehr schnell sind, zu versprechen, und sehr langsam, zu erfüllen; daher werde ich, mit Erlaubnis des Herzoges, meines Gebieters, sogleich abreisen, um diesen frechen Jüngling aufzusuchen, ich werde ihn finden, ihn ausfordern und ihn töten, jeglichesmal daß er sich weigern sollte, sein gegebenes Wort zu erfüllen; denn die vornehmste Pflicht meines Amtes ist, den Demütigen zu verzeihen und die Übermütigen zu züchtigen; ich meine, den Elenden zu Hülfe zu kommen und die Hartnäckigen zu vernichten.«

»Es ist nicht nötig«, antwortete der Herzog, »daß Ihr, mein Herr, Euch der Mühe unterzieht, diesen Bösewicht aufzusuchen, über welchen diese wackere Dueña Klage führt; ebensowenig ist es nötig, daß Ihr mich um die Erlaubnis bittet, ihn auszufordern, denn ich halte ihn schon für gefordert und nehme es über mich, ihm diese Ausforderung zu wissen zu tun, damit er sie annehme und herkomme, um auf die Anklage hier in meinem Schlosse zu antworten, wo ich beiden einen sicheren Kampfplatz bewilligen werde, alle die Umstände beobachtend, welche in dergleichen Fällen pflegen und müssen beobachtet werden, daß jedem von beiden ein gleiches Recht beobachtet wird, wie alle Fürsten verpflichtet sind, dieses zu beobachten, die freies Feld solchen bewilligen, die innerhalb ihres Gebietes einen Kampf ausfechten wollen.«

»Mit dieser sichern und gütigen Erlaubnis von Eurer Hoheit«, versetzte Don Quixote, »sage ich nun, daß ich mich für diesmal meines Adels entäußere und mich zu der Niedrigkeit des Angeklagten herunterlasse und mich ihm gleichmache, wodurch er fähig wird, mit mir zu streiten, und so, obgleich abwesend, klage ich ihn an und zeihe ihn als Bösewicht, aus Ursache, weil er schlecht tat, lüghaft dieser Armen zu[352] sein, welche Jungfrau war und es durch seine Schuld nicht mehr ist, und daß er das Versprechen erfüllen muß, ihr rechtmäßiger Gatte zu werden oder zu sterben im Kampf.«

Und zugleich zog er einen Handschuh ab und warf ihn mitten in den Saal, der Herzog nahm ihn auf und sagte, daß er, wie schon gesagt, die Ausforderung im Namen seines Vasallen annehme und die Zeit des Kampfes nach sechs Tagen anberaume, der Platz dazu solle der Hof des Schlosses sein, die Waffe aber die gewöhnliche Rüstung der Ritter, Lanze, Schild, Harnisch und Ringe, nebst allen dazugehörigen Stücken, ohne Betrug, Hinterlist oder Aberglaube, zuvor von den Kampfrichtern untersucht und besichtigt. »Vor allen Dingen aber ist es nötig, daß diese wackere Dueña und diese unglückliche Jungfrau ihr ganzes Recht in die Hände des Herrn Don Quixote niederlegen, denn anders wird nichts geschehen, die Ausforderung auch nicht ihre gehörige Ausübung erhalten können.«

»Wohl lege ich sie bei ihm nieder«, antwortete die Dueña; »und ich ebenfalls«, fügte die Tochter hinzu, weinend, beschämt und mißmutig. Da diese Abrede genommen war und der Herzog schon etwas ersonnen hatte, wie er die Sache führen wollte, entfernten sich die in Trauer Gekleideten, und die Herzogin befahl, daß man sie von nun an nicht als ihre Dienerinnen behandeln sollte, sondern als abenteuernde Damen, die, um Gerechtigkeit flehend, in ihr Haus gekommen wären; deshalb wies man ihnen ein eigenes Quartier an und bediente sie wie Fremde, nicht ohne Besorgnis der übrigen Dienerinnen, die nicht einsehen konnten, wohin die Albernheit und Verwegenheit der Doña Rodriguez und ihrer schlecht fahrenden Tochter führen sollte.

Indem, um das Fest fröhlich zu beschließen und die Mahlzeit gut zu endigen, siehe, da tritt plötzlich der Page in den Saal, der die Briefe und Geschenke zur Therese Pansa, der Frau des Statthalters Sancho Pansa, gebracht hatte, über dessen Ankunft die Herzoge große Freude hatten und sehr begierig waren, zu wissen, wie es ihm auf seiner Reise ergangen sei; da sie ihn fragten, antwortete der Page, daß er dies nicht so öffentlich sagen könne, auch nicht mit so wenigen Worten, Ihre Exzellenz möchten dies auf eine besondere Unterredung zwischen ihnen versparen, indessen aber mit diesen Briefen vorliebnehmen, worauf er der Herzogin zwei Briefe überlieferte, auf dem ersten stand geschrieben: Brief an die gnädige Herzogin Soundso, ich weiß nicht wo, und auf dem andern: An meinen Mann, Sancho Pansa, Statthalter der Insel Barataria, dem Gott mehr Jahre segnen wolle als mir. Die Herzogin stand, wie man zu sagen pflegt, auf Kohlen, bis sie den Brief gelesen hatte, sie machte ihn daher auf und übersah ihn, und da sie fand, daß sie ihn laut lesen konnte, damit der Herzog und die übrigen ihn hören möchten, las sie folgendes:


Brief der Therese Pansa an die Herzogin

Viel Vergnügen hat mir, gnädige Frau, der Brief gemacht, den Eure Hoheit an mich geschrieben hat, denn ich hatte mich in Wahrheit herzlich darnach gesehnt. Die Schnur Korallen ist schön, und das Jagdkleid meines Mannes ist auch nicht für die Langeweile. Daß Eure Herrlichkeit den Sancho, meine Ehehälfte, zu einem Statthalter gemacht hat, hat hier allen im Dorfe großen Spaß verursacht, denn es will kein Mensch glauben, am meisten nicht der Pfarrer und Meister Niklas, der Barbier, und Simson Carrasco, der Baccalaureus; aber das kümmert micht nichts, denn wenn es nur ist, wie es doch ist, so mag jeder reden, was er nur will, ob gleich die Wahrheit zu sagen, wären die Korallen und das Kleid nicht mitgekommen, hätte ich es ebensowenig geglaubt, denn hier im Dorfe halten sie meinen Mann nur für einen Dummkopf, und ihn von der Regierung einer Herde Ziegen fortzunehmen, können sie sich nicht denken,[353] wie er für ein anderes Regiment taugen sollte; Gott mag für ihn sorgen und ihn so lenken, wie er sieht, daß es seine Kinder nötig haben. Ich bin entschlossen, meine allerliebste gnädige Frau, mit Eurer gütigen Erlaubnis, auch mein Gelüstchen nun zu erfüllen, ich will nach der Residenz gehen und in einer Kutsche paradieren, um tausend Neidischen, die mir schon aufsässig sind, ein Dorn im Auge zu werden; deswegen bitte ich Euer Exzellenz, befehlt meinem Manne, daß er mir nur ein ganz kleines bißchen Geld schickt, aber ein bißchen sehr viel, denn am Hofe sind die Ausgaben sehr groß, denn ein Brot kostet einen Real und ein Pfund Fleisch dreißig Maravedis, was doch Sünde und Schande ist; und wenn er will, daß ich nicht hingehen soll, so soll er es mir beizeiten melden, denn die Beine jucken mir, mich gleich auf den Weg zu machen, denn meine Freundinnen und Nachbarinnen sagen mir, daß, wenn ich und meine Tochter recht mit Triumph und Herrlichkeit an den Hof gehen, mein Mann durch mich Ehre haben werden wird, mehr als ich durch ihn, denn da müssen natürlich viele fragen: ›Wer sind die Damen in der Kutsche da?‹, und ein Bedienter von mir wird dann antworten: ›Die Frau und die Tochter des Sancho Pansa, Statthalters der Insel Barataria‹, und auf diese Art wird Sancho gerühmt werden, und ich werde geehrt sein, und wer das Glück hat, führt die Braut nach Hause. Ich bin äußerst verdrießlich, sosehr ich es nur sein kann, denn in diesem Jahre hat es bei uns nicht viele Eicheln gegeben, dennoch schicke ich Euer Hoheit beinah eine Metze, die ich selber Stück für Stück auf dem Berge, eine nach der andern, aufgelesen habe, auch habe ich keine größern finden können, und ich wollte, sie wären so groß wie die Straußeneier.

Vergesse Eure Pomphaftigkeit nicht, mir zu schreiben, denn ich werde immer für eine Antwort sorgen und Euch von meiner Gesundheit benachrichtigen und von allem, was es hier sonst im Dorfe für Neuigkeiten gibt, wofür ich denn Gott den Herrn bitte, daß er Eure Hoheit erhalten und mich nicht vergessen möge. Sancha, meine Tochter, und mein Sohn küssen Eurer Gnaden die Hände.


Diejenige, die mehr wünscht, E.H. zu sehen als Ihr zu schreiben,

Dero Dienerin Therese Pansa


Groß war das Vergnügen, welches alle bei Anhörung des Briefes der Therese Pansa empfanden, vorzüglich die Herzoge. Die Herzogin fragte Don Quixote, ob es wohl vergönnt sei, den Brief zu eröffnen, der für den Statthalter mitgekommen sei, weil sie glaubte, daß er äußerst schön sein müsse. Don Quixote sagte, daß er ihn eröffnen wolle, um ihnen Vergnügen zu machen, er tat es auch und sah, daß er folgenden Inhalts war:


Brief der Therese Pansa an Sancho Pansa, ihren Mann

Deinen Brief habe ich gekriegt, mein allerliebster Sancho, und ich versichere Dir und schwöre Dir, als eine katholische Christin, daß nicht zwei Fingerbreit fehlte, daß ich vor lauter Freude unklug wurde. Sieh, Mensch, als ich hörte, daß Du Statthalter wärst, glaubte ich vor purem Entzücken tot niederzufallen, denn Du weißt wohl, daß man sagt, die plötzliche Freude könne ebensogut umbringen wie ein großer Schmerz.[354] Sanchica, Deine Tochter, ließ vor lauter Entzücken Wasser, ohne es auch nur zu merken. Das Kleid, das Du mir geschickt hast, hatte ich vor mir und die Korallen, die mir die Frau Herzogin geschickt hat, um den Hals und die Briefe in den Händen, und der Überbringer stand neben mir, und bei alledem glaubte und dachte ich, daß alles nur ein Traum wäre, was ich sah und was ich anfaßte, denn wer konnte sich doch wohl vorstellen, daß ein Ziegenhirt ein Statthalter von Inseln werden sollte? Du weißt wohl, mein Kind, daß meine Mutter sagte, es wäre nötig, viel zu leben, um viel zu sehen; ich sage das, weil ich denke, noch mehr zu sehen, wenn ich noch mehr lebe, weil ich nicht abzugehen denke, bis ich Dich als Amtmann oder Akziseinnehmer sehe; es sind freilich Ämter, in welchen einen der Teufel holt, wenn man sie schlecht verwaltet, aber was das vornehmste ist, so nähren sie doch ihren Mann und bringen braves Geld ein. Die Frau Herzogin wird Dir sagen, wie sehr ich wünsche, in die Residenz zu gehen; überlege Dir das und melde mir Deinen Willen, denn ich will Dir nur Ehre dadurch machen, wenn ich in einer Kutsche fahre.

Der Pfarrer, der Barbier, der Baccalaureus und sogar der Küster können es nicht glauben, daß Du Statthalter bist, sie sagen, alles wäre nur eine Narrensposse oder ein bezaubertes Ding, wie alle Dinge des Don Quixote, Deines Herrn, sind, und Simson sagt, daß er gehen und Dich suchen wollte, um Dir die Statthalterschaft aus dem Kopfe zu treiben und dem Don Quixote die Narrheit aus dem Hirnkasten: ich muß aber nur darüber lachen, ich sehe meine Schnur an und schneide in Gedanken das Kleid zurecht, welches ich aus dem Deinigen unserer Tochter zurechtmachen will. Etliche Eicheln habe ich an die Frau Herzogin geschickt, ich wollte, daß sie von Gold wären. Schicke mir etliche Schnüre Perlen, wenn solche auf der Insel drüben sich vorfinden. Die Neuigkeiten von hier sind, daß die Berrueca ihre Tochter mit einem lumpigen Maler verheiratet hat, der herkam, um alles, was es gäbe, abzumalen. Der Rat gab ihm auf, das Wappen Seiner Majestät über der Tür des Rathauses zu malen, er forderte zwei Dukaten, die sie ihm vorschossen, er arbeitete acht Tage, nach deren Verlauf er nichts gemalt hatte, sondern er sagte, er sei nicht vermögend, dergleichen Lumpereien zu malen; er gab das Geld wieder heraus, verheiratete sich aber doch als Kunstmeister; es ist aber wahr, daß er den Pinsel weggelegt und die Hacke genommen hat, und so geht er auf das Feld wie ein vernünftiger Mensch. Der Sohn von Pedro de Lobo hat die Grade genommen und sich die Platte scheren lassen, er will ein Geistlicher werden; die Minguilla hat es erfahren, die Nichte des Mingo Silvato, und hat Einspruch getan, weil er versprochen habe, sie zu heiraten; böse Zungen wollen sagen, daß sie von ihm guter Hoffnung sei; aber er leugnet es und schwört Stein und Bein. Heuer gibt es kein Öl, auch kann man keinen Tropfen Essig im ganzen Dorfe haben. Hier ist eine Kompanie Soldaten durchmarschiert, sie haben unterwegs drei Mädchen aus unserm Dorfe mitgenommen; ich will es Dir nicht sagen, wer sie sind, vielleicht kommen sie wieder, und es finden sich wohl welche, die sie zu Weibern nehmen, mit ihren guten und mit ihren bösen Fehlern. Sanchica klöpfelt Spitzen und verdient jeden Tag acht volle Maravedis, die sie in ihre Sparbüchse legt, als Beisteuer zu ihrer Aussteuer; jetzt aber, da sie die Tochter eines Statthalters ist, wirst Du ihr wohl die Mitgift geben, ohne daß sie sie zu erarbeiten braucht. Der Brunnen auf dem Markte ist ausgetrocknet; ein Blitz[355] hat in den Galgen eingeschlagen; das ist freilich meine geringste Sorge. Ich warte auf eine Antwort hierauf, und ob ich in die Residenz gehen soll; und somit gebe Dir Gott mehr Jahre als mir oder ebensoviel, denn ich möchte nicht, daß Du ohne mich in dieser Welt wärst.


Deine Frau,

Therese Pansa


Diese Briefe wurden bewundert, belacht, gepriesen und gelobt, und um nun der Freude das Siegel aufzudrücken, kam der Kurier, der den Brief brachte, welchen Sancho an den Don Quixote schickte, der auch öffentlich vorgelesen wurde und nach welchem man die Einfalt des Statthalters bezweifeln mußte. Die Herzogin entfernte sich, um vom Pagen zu erfahren, was ihm in Sanchos Dorfe begegnet war, der ihr auch alles sehr weitläuftig erzählte, ohne nur einen einzigen Umstand auszulassen; er gab ihr die Eicheln und außerdem noch einen Käse, den ihm Therese als einen sehr schönen mitgegeben hatte, denn er sei besser als die Käse von Tronchon. Die Herzogin empfing ihn mit dem größten Vergnügen, womit wir sie verlassen wollen, um zu erzählen, welches Ende die Statthalterschaft des großen Pansa nahm, der Blume und des Spiegels aller insulhaften Statthalter.

Quelle:
Cervantes Saavedra, Miguel de: Leben und Taten des scharfsinnigen Edlen Don Quixote von la Mancha. Berlin 1966, Band 2, S. 350-356.
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