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[495] »Du sangest sonst von Frauen-Lieb und Leben,

Mein trauter Freund, mir schöne Lieder vor;

An deinen lieben Lippen hing mein Ohr,

Ich fühlte mich in Lieb und Lust erbeben.


Du singst nicht mehr; – um deine Lyra weben

Die Spinnen, dünkt mich, einen Trauerflor;

Sprich, wirst du nie die Lust, die ich verlor,

Du süßer Liedermund, mir wiedergeben?«


Ich trage selbst – still, still! mein gutes Kind –

Geduldig und entbehre sonder Klage;

Bin müde jetzt, verklungen ist mein Singen.


Ein Sänger war ich, wie die Vögel sind,

Die kleinen, die nur zwitschern ihre Tage. –

Der Schwan nur... – Reden wir von andern Dingen!


Quelle:
Adalbert von Chamisso: Sämtliche Werke. Band 1, München [1975], S. 495.
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