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Muttertraum

[258] Die Mutter betet herzig und schaut

Entzückt auf den schlummernden Kleinen;

Er ruht in der Wiege so sanft, so traut,

Ein Engel muß er ihr scheinen.


Sie küßt ihn und herzt ihn; sie hält sich kaum,

Vergessen der irdischen Schmerzen;

Es schweift in der Zukunft ihr Hoffnungstraum;

So träumen Mütter im Herzen.


Der Rab indes mit der Sippschaft sein

Kreischt draußen am Fenster die Weise:

Dein Engel, dein Engel wird unser sein!

Der Räuber dient uns zur Speise!


Quelle:
Adalbert von Chamisso: Sämtliche Werke. Band 1, München [1975], S. 258.
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