I. Die Jäger.

[32] Es ist ein eigenthümliches Schicksal, mein lieber Sohn! das uns da zusammengeführt hat. Ich sehe in dir den civilisirten Menschen, der sich selbst zum Wilden gemacht hat; du siehst in mir den Wilden, welchen der große Geist, ich weiß nicht, in welcher Absicht, zu civilisiren bedacht war.

Wir haben von zwei ganz entgegengesetzten Seiten die Bahn des Lebens betreten; du hast dich an meine Stelle gesetzt, ich mich an die deinige; daher müssen wir auch eine durchaus verschiedene Ansicht von den Dingen haben. Wer von uns Beiden hat bei diesem Tausch nun wohl am meisten gewonnen, und wer hat verloren dabei? Das wissen die Genien, deren Letzter schon weiser ist, als die Weisesten unter den Sterblichen zusammengenommen.

Im nächsten Blumenmonate1 werden es siebenmal zehn und drei Schneezeiten2 sein, daß meine Mutter mich an den[32] Ufern des Meschacebe gebar. Die Spanier hatten sich seit Kurzem in der Bai von Pensacola niedergelassen, aber kein Weißer bewohnte noch Louisiana. Ich zählte kaum siebenzehn Herbste3, als ich mit meinem Vater, dem Krieger Outalissi, gegen die Musoculgen, ein mächtiges Volk der Floriden, auszog. Wir vereinigten uns mit den Spaniern, unsern Bundesgenossen, und der Kampf fand statt an einem Seitenarm der Maubila. Areskouie4 und die Manitous waren uns nicht günstig. Die Feinde gingen als Sieger aus der Schlacht hervor, mein Vater verlor das Leben, und ich selbst erhielt zwei schwere Wunden, indem ich im Kampfe für ihn stritt. O warum stieg ich damals nicht in das Land der Geister, in die Nacht der Unterwelt hinab! Dann wäre ich all den Unglücksfällen entgangen, die meiner noch auf der Erde warteten. Die Geister wollten es anders; ich ward von den Flüchtigen bis nach St. Augustin mit fortgerissen.

In dieser von den Spaniern unlängst erst erbauten Stadt kam ich in Gefahr, nach den Bergwerken von Mexiko geschleppt zu werden; ein alter Castilianer jedoch, von meiner Jugend und Einfalt gerührt, bot mir eine Freistatt an, und gab mich zu einer Schwester, mit welcher er lebte, in Kost und Pflege, denn er selbst war weib- und kinderlos.

Die zwei guten Menschen faßten eine wahrhaft zärtliche Neigung für mich; sie erzogen mich mit vieler Sorgfalt und gaben mir Lehrmeister jeder Art und jedes Fachs. Allein kaum hatt' ich dreißig Monden in St. Augustin verlebt, als mich ein Ueberdruß am Stadtleben ergriff; ich welkte sichtbar dahin: bald stand ich stundenlang regungslos da und heftete meine Blicke auf die Wipfel der fernen Waldungen; bald saß ich am Strand eines Stromes, den ich mit trauernder Seele seine Wogen dahinwälzen sah. Ich dachte und sehnte mich in die Wälder zurück, durch welche er gezogen war, und all meine Gedanken flogen der Wildniß des Urwalds zu.[33]

Da ich der Sehnsucht, in meine Einsamkeit zurückzukehren, nicht länger mehr zu widerstehn vermochte, trat ich eines Morgens, im Anzuge eines Wilden, vor Lopez hin, in einer Hand Bogen und Pfeile, in meiner andern die europäischen Kleider. Ich gab sie meinem edeln Beschützer zurück, indem ich unter einem Strom von Thränen zu seinen Füßen sank. Ich gab mir die häßlichsten Namen, ich klagte mich selbst des Undanks an. Endlich sagte ich zu ihm: Du siehst es selbst, mein guter Vater, ich muß sterben, wenn ich nicht bald zur freien Lebensart der Indianer zurückkehre.

Lopez, im höchsten Grade überrascht, suchte mich von meinem Plan zurückzubringen. Er machte mich auf die Gefahr aufmerksam, von neuem unter die Musoculgen zu gerathen. Als er mich jedoch zum Aeußersten entschlossen sah, brach er in helle Thränen aus, drückte mich an die Brust und rief: So kehre denn, du Sohn der Natur, in jene Freiheit zurück, die Lopez dir nicht rauben will! – Wenn ich jünger wäre, ich selbst zöge mit dir in die Wildniß, die auch für mich süße Erinnerungen hat. Bist du in deinen Wäldern, so gedenke dann und wann freundlich des alten Spaniers, der dir Gastfreundschaft gewährte, und erinnere dich, damit dir deine Mitmenschen recht werth und theuer werden, daß die erste Erfahrung, die du vom menschlichen Herzen gemacht hast, ihm zur Ehre gereicht. Lopez schloß mit einem Gebete zu dem Gott der Christen, an den ich nicht glaubte, weßhalb ich denn auch nicht Christ geworden war, und schluchzend schieden wir von einander.

Die Strafe für dieses mein undankbares Benehmen gegen meinen Wohlthäter blieb nicht aus; in meiner Unerfahrenheit kam ich in den Wäldern vom rechten Wege ab, und bald sah ich mich, wie er es damals vorhergesehen, von einer Schaar umherstreifender Musoculgen und Siminolen gefangen. An meinem Anzug und an den Federn, die mein Haupt schmückten, erkannten sie mich auf der Stelle als einen Natsche. Man fesselte mich, wenn auch, meiner jungen Jahre wegen, nur leicht. Simaghan, der Anführer des kleinen Zugs, verlangte meinen Namen zu wissen. Mein Name ist Schakta, antwortete ich ihm, und ich bin[34] der Sohn Outalissis, des Sohnes Miscous, welche den musoculgischen Helden unzählige Schädelhäute geraubt haben. Simaghan erwiderte: Schakta, Sohn Outalissis, des Sohnes Miscous, freue dich nur! du stirbst den Tod auf dem Scheiterhaufen beim Hauptlager unseres Stammes. – Gut, versetzte ich darauf, und stimmte mein Sterbelied an.

Obwohl ich Gefangener war, konnte ich mich doch während der ersten Tage nicht enthalten, meine Feinde zu bewundern. Der Musoculge, und noch mehr der Siminole, sein Bundesgenosse im Kriege, ist voll Fröhlichkeit und Liebeslust, voll Ruhe und Heiterkeit des Gemüths. Sein Gang ist leicht und anmuthig, die Art seines Umgangs mit Andern hat etwas Offenes und Herzliches. Er spricht viel und mit Geläufigkeit, seine Sprache ist wohllautend und fließend. Selbst das Alter kann den Saschems ihre natürliche Munterkeit nicht rauben; wie die greisen Vögel unserer Wälder, mischen sie ihre Lieder in die des jungen Nachwuchses.

Die Weiber und Jungfrauen, welche den Zug mitmachten, waren voll zarter, inniger Theilnahme gegen mich und meine jungen Jahre, und verbanden damit eine liebenswürdige Neugierde. Sie forschten mich aus über meine Mutter, über meine ersten Lebenstage; sie wollten wissen, ob meine Wiege aus Moos an den blühenden Zweigen des Ahorns gehangen habe; ob mich die Winde darin neben den Nestern junger Vögel geschaukelt? Dann kamen noch eine Unzahl anderer Fragen nach dem Zustande meines Herzens, wie zum Beispiel, ob ich wohl schon eine schneeige Hindin in meinen Träumen gesehen, ob mir die Bäume des geheimen Thales bereits zugerauscht, daß ich lieben möge. In meiner Unschuld antwortete ich den jungen Mägdlein wie den verheiratheten Frauen; ich sprach zu ihnen: Ihr seid die Huldinnen des Tages, und die Nacht liebt euch, wie den Thau. Der Mensch geht aus euerm Schooß hervor, um an euern Brüsten, an euern Lippen zu hangen; ihr wißt die Zauberworte, welche jeden Schmerz der Erde einschläfern. Das hat mir Die gesagt, die mich gebar, und die mich nie wieder sehen wird. Sie hat mir unter Anderm gesagt: Die Jungfrauen sind geheimnißvolle Blumen, die man an einsamen Orten pflückt. Diese Lobsprüche machten den Frauen[35] viel Vergnügen; sie überhäuften mich mit Geschenken; sie brachten mir die Milch der Nüsse, Ahornzucker, Maiskuchen, Bärenschinken, Biberfelle, Muscheln, um mich zu schmücken, und Moos für mein Lager. Sie sangen und lachten mit mir, und dann weinten sie wieder, wenn sie daran dachten, daß mich ein so schrecklicher Tod erwartete.

In einer Nacht, in welcher die Musoculgen ihr Lager am Saum eines Waldes aufgeschlagen hatten, saß ich mit dem Jäger, der mich bewachte, am Feuer des Krieges. Plötzlich vernahm ich das Rauschen eines Gewandes im Grase, und eine halbverschleierte weibliche Gestalt setzte sich neben mich hin; ihre Wimpern waren mit Thränen benetzt; bei dem Schein der Flamme blitzte ein kleines goldenes Kreuz an ihrem Busen. Sie war von regelmäßiger Schönheit; auf ihrem Gesichte lag ein Ausdruck von holder Züchtigkeit und Leidenschaft, dessen Zauber unwiderstehlich war. Dazu kam eine unendliche Lieblichkeit und Anmuth; inniges Gefühl und süße Schwermuth sprachen aus ihren Blicken; ihr Lächeln war himmlisch.

Ich glaubte, es wäre die Jungfrau des letzten Liebesglücks, jene Jungfrau, die man dem Kriegsgefangenen zuschickt, um ihm den Tod süß und lieblich zu machen. In diesem Glauben sagte ich mit leisem Stammeln und mit einer Art von Schauer, der doch nicht von der Furcht vor dem Scheiterhaufen herrührte: Jungfrau, du bist des ersten Liebesglücks werth, und zu gut für das letzte. Die Regungen eines Herzens, das bald seinen letzten Schlag gethan haben wird, würden die Wallungen des deinigen nur schlecht erwidern. Welches Recht hat der Tod an ein blühendes Leben wie das deine? Du würdest mich das Tageslicht zu schmerzlich bedauern lassen. Möge ein Anderer glücklicher sein als ich, und mögen ewige Umarmungen die Liane mit der Eiche vermählen!

Die Indianerin sagte hierauf: Ich bin nicht die Jungfrau des letzten Liebesglücks. Bist du ein Christ? – Ich antwortete: Ich habe die Genien meines Heimatlands nicht verrathen. Bei diesen Worten machte sie eine unwillkürliche Bewegung. Sie sprach zu mir: Ich beklage dich, daß du so ein unglücklicher[36] Götzendiener bist. Meine Mutter hat mich zur Christin gemacht; mein Name ist Atala, und ich bin die Tochter Simaghans, des Anführers dieses kriegerischen Stammes. Wir ziehen nach Apalachukla, wo du den Scheiterhaufen besteigen wirst. – Bei diesen Worten erhebt sich Atala und entfernt sich.

Hier war Schakta genöthigt, seine Erzählung zu unterbrechen; ein Heer von Erinnerungen drängte sich in seine Seele; seine erloschnen Augen benetzten die eingefallenen Wangen mit Thränen: – so verräth sich eine in dunkler Erde verborgne Quelle durch das Wasser, welches zwischen den Felsen hervorrieselt.

O mein Sohn, nun siehst du es, fuhr endlich Schakta wieder fort, wie wenig weise ich bin, obgleich ich im Ruf der Weisheit stehe. Ach, mein liebes Kind, der Mensch kann noch weinen, wenn er auch längst nicht mehr sieht. – – So gingen mehrere Tage hin; an jedem Abende kam die Tochter Simaghans, um mit mir zu reden. – Kein Schlaf kam mehr in meine Augen, und Atala war in meinem Herzen bereits wie das Andenken an die Gruft meiner Väter.

Am siebzehnten Tage unsers Marsches, zur Zeit, wo die Eintagsfliege den Gewässern entschwebt, betraten wir die Sawanne Alachua. Sie ist ringsum von Anhöhen umkränzt, die sich hinter einander bis hoch in die Wolken erheben und in stufenweisen Erhöhungen Cocospalmen, Citronenbäume, Waldmagnolien und grüne Eichen tragen. Der Anführer des Zuges stieß den Schrei der Ankunft aus, und der Heerhaufen lagerte sich am Fuß der Hügel. Man verwies mich, in geringer Ferne von dem Lager, an den Rain einer jener in den Floriden so berühmten natürlichen Cisternen. Man band mich an einem Baumstamm fest; mit Unmuth übernahm ein Krieger die Wache bei mir. – Kaum saß ich einige Augenblicke so da, als Atala unter den Ambrabäumen der Quelle erschien. Jäger, sprach sie zu dem musoculgischen Krieger, wenn du Lust hast, so gehe in den Wald hinein und jage Rehe; ich will indessen den Gefangenen bewachen. Bei diesen Worten der Tochter seines Oberhaupts thut der Jüngling einen Freudensprung, stürzt den Hügel hinunter und eilt gestreckten Laufs durch die Ebene.[37]

Seltsamer Widerspruch des menschlichen Herzens! Ich, der ich mich so sehr darnach gesehnt, derjenigen, die ich schon mehr liebte als das Licht des Tages, das heiligste Geheimniß meiner Seele zu Füßen zu legen, ich war jetzt stumm und verlegen, und ich glaube, lieber hätt' ich mich jetzt den Krokodilen der Cisterne vorwerfen lassen, als daß ich mich so mit Atala unter vier Augen sah. – Die Tochter der Wildniß war nicht minder verlegen, als ihr Gefangener; wir beobachteten beiderseits ein tiefes Stillschweigen; durch die Genien des seligsten Glücks waren wir der Sprache beraubt. Endlich sagte Atala nicht ohne Anstrengung: Krieger, du bist nur sehr schwach gebunden, du kannst dich losmachen und fliehen. – Dieses Wort gab mir die Sprache wieder, und ich antwortete:

Schwach gebunden wäre ich? – O Mädchen! – – – – Ich wußte nichts weiter zu reden. – Atala schwieg einige Augenblicke, dann sagte sie: Rette dich doch! – Sie band mich nun von dem Baumstamm los; ich nahm den Strick, gab ihn ihr zurück und drückte ihn ihr mit Gewalt zwischen die schönen Finger. Nimm ihn, nimm ihn, rief ich ihr zu. – Du bist von Sinnen, sagte Atala mit bewegter Stimme; Unglücklicher, weißt du denn nicht, daß dir der Tod bevorsteht? Was soll ich denn? Bedenkst du denn wohl, daß ich die Tochter eines furchtbaren Saschems bin? – Es war einmal eine Zeit, gab ich ihr unter Thränen zur Antwort, wo auch ich in einem Biberfell auf liebenden Achseln durch die Wildniß schwankte. Mein Vater besaß auch einmal ein schönes Gezelt, und seine Rehe tranken aus zahllosen Bächen; jetzt irr' ich jedoch ohne Heimat umher. Wenn ich nicht mehr bin, wird kein Freund Gras auf meinen Körper streuen, um ihn vor den Fliegen zu schützen. Der Leichnam eines armen Fremdlings flößt keine Theilnahme ein.

Diese Worte rührten Atala; ihre Thränen fielen ins Blau der Quelle hinein. Ach, nahm ich nochmals lebhaft das Wort, wenn dein Herz spräche, wie das meinige! Ist die Wildniß nicht frei? Giebt es in den Wäldern nicht heimliche Zufluchtsorte genug, um uns zu verbergen? Bedürfen die Kinder des Urwalds so Vieles zu einem glücklichen Leben? O holde Jungfrau du, schöner[38] als der erste Traum der Brautnacht! O meine Geliebte, habe den Muth, meinen Pfaden zu folgen! So sprach ich. Atala antwortete mir sanft: Mein junger Freund, du hast die Sprache der Weißen gelernt; es ist so leicht, eine arme Indianerin zu täuschen. – Wie, rief ich, du nennst mich deinen jungen Freund! Ach, wenn ein armer Sklave ... – Wohlan, sprach sie, indem sie ihr Haupt sanft zu mir herniedersenkte, ein armer Sklave ... – – – Möchte ein Kuß, nahm ich mit Feuer das Wort, möchte doch ein Kuß ihn deiner Treue versichern! – Atala erhörte mein Flehen. – Wie ein junges Hirschkalb an Rosen-Lianen hängt, die es in einer Felswand mit zartem Zahn berührt, so hing ich an den Lippen meiner Geliebten. –

Ach, mein theurer Sohn, wie nahe gränzt der Schmerz an Glück und Seligkeit! O warum mußte der nämliche Augenblick, in dem mir Atala das erste Liebespfand schenkte, all meine Hoffnungen grausam wieder zerstören! O Schakta mit dem greisen Haupte, wie groß war dein Erstaunen, als Saschems Tochter jetzt Folgendes zu mir sprach: Schöner Gefangener! Ach, es war recht schwach und thöricht von mir, daß ich deinen Wünschen so nachgab. Denn wozu führt unsere Leidenschaft am Ende? Wie eine ewige, eine unüberspringliche Kluft gähnt der religiöse Glaube zwischen uns Beiden. O meine Mutter, was hast du gethan? ... Atala schwieg plötzlich und hielt irgend ein verhängnißvolles Geheimniß zurück, das ihr beinahe entschlüpft wäre. Ihre Worte brachten mich zur Verzweiflung. Wohlan, rief ich, so will ich es dir denn gleichthun an Grausamkeit; ich will nicht fliehen. Du wirst mich in wenigen Tagen den Feuertod leiden sehn, du wirst in der Glut das gräßliche Brodeln meines Fleisches hören und wirst jubeln darüber; nicht wahr, Atala? – Atala drückte meine Hände zwischen die ihrigen. Unglücklicher Jüngling! rief sie aus, elender Sklave des blinden Heidenthums! Wie muß ich dich beklagen! Soll ich mir denn die Seele aus dem Leib weinen? Ha, warum kann ich nicht mit dir fliehen? Unglücklich war der Schooß deiner Mutter, o Atala! Warum wirfst du dich nicht lieber gleich den Krokodilen der Cisterne vor? –[39]

In diesem Augenblick erhoben die Krokodile, da bereits das milde Licht des Abends durch die Zweige glänzte, ihr schreckliches Geschrei. Atala sagte zu mir: Komm, gehen wir jetzt weg von da. Ich zog die Tochter Saschems an den Fuß der Hügel hin, die sich in langen Streifen ins Gras der Sawanne herunterzogen, und dadurch gleichsam kleine Meerbuchten von Smaragdgrün in derselben bildeten. Still und feierlich lag die Wildniß da. Der Storch ließ sich hören auf seinem fernen Neste; die Wälder ertönten von dem monotonen Glockenruf der Wachteln, von dem Geplauder der kleinen Kakadus, von dem Gebrülle der Büffeln und dem Wiehern der siminolischen Stuten.

Fast ohne ein Wort mit einander zu reden, gingen wir durch den Wald dahin; ich schritt neben Atala her; sie hielt das Ende des Strickes fest, den ich ihr wieder in die Hand gedrückt. Bald brachen wir miteinander in Thränen aus, bald versuchten wir wieder zu lächeln. Ein Blick, bald zum himmlischen Blau erhoben, bald zur Erde gesenkt, ein dem Gesange der Vögel lauschendes Ohr, ein Hinweis auf die liebliche Pracht des Abends, ein zärtlicher Händedruck, ein abwechselnd wogender und ruhiger Busen, die Namen Schakta und Atala zärtlich wiederholt ... O erste Wanderung zweier Liebenden, wie mächtig müssen deine Erinnerungen sein, da du, nach so vielen Jahren des Unglücks, das Herz des greisen Schakta noch so in Aufruhr bringst!

O unbegreifliche Macht der Leidenschaften! Den edeln Lopez verließ ich, trotzte den schrecklichsten Gefahren, um wieder in meine Wildnisse zurückzugelangen und wieder die freie Luft des Urwalds zu trinken: – und der einzige Blick eines Weibes änderte mit Einemmale all meine Pläne, meine Gedanken, meine Neigungen! Ich vergaß meine Heimat, meine Mutter, mein Wohngezelt und den gräßlichen Tod, der meiner wartete, ich war gleichgültig geworden gegen Alles, was sich nicht auf Atala bezog. Ohne Kraft, mich zur Vernunft des Mannes zu erheben, war ich plötzlich in eine Art von Kindheit zurückgesunken, und weit entfernt, etwas thun zu können, um dem mir drohenden Unheil zu entgehen, wär' es beinahe nöthig gewesen, daß man für meinen Schlaf und meine Nahrung sorgte.[40]

Vergebens warf sich daher Atala nach unserm Herumstreifen im Wald mir zu Füßen, und bat mich, sie zu verlassen. Ich drohte ihr sogar, ohne sie nach dem Lager zurückzukehren, wenn sie sich weigerte, mich wieder an jenen Baumstamm zu binden. Sie war genöthigt, mir zu willfahren, indem sie sich dem Wahn hingab, mich vielleicht ein andermal zu überreden.

Am Abende nach diesem Tage, der das Schicksal meines ganzen Lebens entschied, machte man Halt in einem Thale, nicht weit von dem Hauptorte der Siminolen. Diese Indianer bilden im Vereine mit den Musoculgen den Bund der Kreks. Die Tochter des Palmenlands besuchte mich wieder in der Nacht. Sie führte mich heimlich in einen weiten Fichtenwald und bat und flehte von neuem, um mich zur Flucht zu bewegen. Ohne ihr darauf zu antworten, nahm ich sie bei der Hand, und zog sie wie eine scheue, furchtsame Hindin weiter in den Wald hinein. Die Nacht war lieblich und mild; der Genius der Lüfte schüttelte seine blauen, balsamduftenden Locken, und wir athmeten den schwachen Ambraduft ein, welchen die unter den Stromtamarinthen lagernden Krokodile von sich gaben. Im wolkenlosen Blau des Firmaments erglänzte die goldene Sichel des Mondes, und sanft und mild floß sein perlenfarbiges Licht herab auf die schwankenden Wipfel der Wälder. Kein Ton, kein Rauschen ließ sich hören; blos eine süße, räthselhafte Harmonie erklang gleich Aeolsharfensaiten aus dem Grund des Waldes; man möchte sagen, die Seele der Einsamkeit seufzte durch die weite Wildniß hin.

Wir wurden jetzt durch die Bäume hindurch einen Jüngling gewahr, der, eine Fackel in der Hand, dem Genius des Frühlings glich, welcher durch die Wälder flog, um die Natur aufs neue zu beleben. Es war ein Liebender, welcher vor der Thür seiner Geliebten um Huld und Einlaß flehte.

Wenn die Jungfrau die Fackel auslöscht, so ist sie dem Flehenden hold und er ist glücklich; verschleiert sie sich hingegen, ohne die Fackel zu löschen, so verwirft sie den Bräutigam.

Der Krieger sang, ins dunkle Gehölz schlüpfend, mit leiser Stimme folgendes Liebeslied:

»Ich will dem Tag voraneilen auf den Höhn des Gebirges,[41] um meine einsame Taube zu suchen unter den Eichen des Waldes.

Um den Hals hab' ich ihr eine Schnur von Porzellan-Muscheln gebunden, drei rothe für meine Liebesglut, drei veilchenfarbene für meine Furcht, und drei blaue für meine Hoffnungen.

Mila hat die Augen eines Hermelins, und das wogende Haar eines Reisfeldes; ihr Mund ist eine Rosenmuschel, mit Perlen geschmückt; ihre beiden Brüste sind wie zwei fleckenlose Zwillinge eines Rehes, am nämlichen Tage zur Welt gebracht.

O möchte doch Mila die Fackel löschen, möchte ihr Athemzug darüber hinwehn, und mir eine Nacht voll Glück und Freuden bringen! Ich will Milas Schooß befruchten; der künftige Stolz unseres Stammes soll hangen an Milas nährenden Brüsten, und ich will dann die Pfeife des Friedens rauchen am Wiegenbett meines Sohns!

O laßt mich voraneilen dem emporsteigenden Tag auf die Höhn des Gebirges, und laßt mich suchen meine einsame Taube unter den Eichen des Waldes!«

So sprach der Jüngling. Bei seinem Gesange gerieth mein ganzes Gemüth in Sturm und Unruhe, und Atalas Gesicht nahm einen unbeschreiblichen Ausdruck an. Ich umschlang die Geliebte mit meinen Armen, und fühlte mit jubelnder Seele, wie sie am ganzen Körper glühte und bebte. – Doch bald zog ein anderes, für Atala noch gefährlicheres Bild unsere Blicke auf sich.

Wir kamen nämlich am Grabe eines Kindes vorbei, welches zwei feindliche Volksstämme als Merkstein benützten. Den Gebräuchen des Landes gemäß lag dieses Grab gerade am Wege, damit die jungen Frauen, wenn sie zur Quelle gingen, die Seele des unschuldigen Geschöpfes in den Schooß zu ziehen und sie so dem Vaterland wieder zurückzugeben im Stande wären. Man sah in diesem Augenblick neuvermählte Gattinnen, welche in banger Sehnsucht nach Mutterglück ihre Lippen öffneten, um die Seele des Säuglings, die, wie sie glaubten, über den Blumen schwebte, einzuathmen. Bald kam die Mutter des Kindes selbst und legte eine Maiskolbe und ein paar Lilien auf das Grab; sie[42] benetzte die Erde mit der Milch ihrer jungen blühenden Brüste, setzte sich dann auf den feuchten Rasen hin und sprach mit rührender Stimme:

»Warum soll ich dich beweinen in deiner Wiege von Erde, o du, mein Erstgeborener! Wenn der kleine Vogel flügg wird und sein Nest verläßt, so muß er sich selbst seine Nahrung suchen, und ach, es giebt der harten und herben Samenkörner genug im Wald der Wildniß! Du hast doch wenigstens noch nicht erfahren, wie schmerzlich die Thränen auf Erden sind; deine Seele hat niemals den giftigen Athem der Menschen empfunden. Die Knospe, die schon im ersten zarten Maiengrün dahinwelkt, geht mit all ihren Wohlgerüchen vorüber, wie du, o mein Sohn, mit deiner Unschuld. Wohl denen, die schon in der Wiege sterben. Sie haben nur die Küsse und das Lächeln des Muttermundes erfahren!«

Schon von unserm eigenen Herzen verführt, erlagen wir beinahe diesen Bildern des Liebes- und des höchsten Frauenglücks, die uns in diese zauberischen Wildnisse zu verfolgen schienen. Ich trug Atala in meinen Armen ins Dickicht des Waldes hinein, und sprach mit ihr in Worten, die mir jetzt schwerlich mehr zu Gebote ständen. Selbst der Südwind, mein Sohn, kühlt sich schnell ab, wenn er an Gletschern hinstreift. Die Liebeserinnerungen im Herzen eines Greises sind wie die Flammen des Tages, die von der friedlichen Scheibe des Monds zurückstrahlen, nachdem die Sonne untergegangen ist und Ruhe und Frieden das Lager der Wilden umschwebt.

Was rettete Atala? Was hinderte sie damals, den Naturtrieben zu unterliegen? – Gewiß nur ein Wunder, und dieses Wunder geschah. Die Tochter Simaghans nahm ihre Zuflucht zu dem Gott der Christen; sie sank auf die Kniee nieder, und richtete ein heißes Gebet an ihre Mutter und an die Königin der Jungfrauen. Von da an, o René, bekam ich einen hohen, ja einen göttlichen Begriff von diesem Glauben der Christen, der im Schooß der Wildniß und unter dem Druck der Noth und des Elends dem Leidenden, in dessen Herzen er lebt und glüht, zahllose Gaben schenkt; von einem religiösen Glauben, der, indem er seine Macht in den Kampf führt gegen den brausenden Strom der[43] Leidenschaft, in sich selbst die Kraft besitzt, seine Gewalt zu brechen. Ueber ihn haben keine Macht die heimliche Nacht der Wälder, die Ruhe und das heilige Schweigen der Natur umher, wohin keines Menschen Auge blickt. Wie ein höheres Wesen erschien mir die einfache Wilde, die ungebildete Atala, die vor dem Stamm einer alten Pinie, wie am Fuß eines Altares knieend, zu Gott für den Geliebten betete. Ihre zum Gestirn der Nacht erhobnen Augen, ihre von Thränen glänzenden Wangen waren von einer wahrhaft himmlischen Schönheit. Mehr als einmal glaubte ich, jeden Augenblick müßte sie sich erheben und sich auf Flügeln ins azurne Blau emporschwingen; dann glaubte ich wieder jene Genien, welche der Gott der Christen den Einsiedlern auf den Felsen zuschickt, wenn er sie bald von dieser Erde abrufen will, auf den Strahlen des Mondes herniedersteigen zu sehen, und ihr Rauschen im Gezweige der Bäume zu vernehmen. Das Letztere machte meine Seele betrübt; denn ich fürchtete, daß Atala am Ende gar sterben und mir durch einen frühen Tod geraubt werden möchte.

Inzwischen vergoß sie einen solchen Strom von Thränen, und that so unglücklich, daß ich bereits daran dachte, zu gehn und zu fliehen, als das Geschrei des Todes im Walde erscholl. Vier indianische Krieger stürzten auf uns zu; wir waren entdeckt; das Oberhaupt des Krieges hatte uns zu verfolgen befohlen.

Atala, welche in ihrem stolzen Gang einer Königin glich, verschmähte es, ein Wort mit diesen Kriegern zu reden. Sie warf den Männern einen gebieterischen Blick zu und begab sich ruhig zu Simaghan.

Sie konnte jedoch nichts von ihm erlangen; man verdoppelte im Gegentheil meine Wachen, wie meine Fesseln, und hielt meine Geliebte von mir fern. So vergehen mehrere Nächte: endlich erblicken wir Apalachukla, am Strande des Flusses Schata-Uche. Sogleich bekränzt man mich mit Blumen, malt mir das Gesicht blau und roth an, hängt mir Perlen in Nase und Ohren, und giebt mir ein Chichikoué5 in die Hand.[44]

So geschmückt zu einem schrecklichen Opfertod, komm' ich unter dem wüthenden Geschrei der Feinde in Apalachukla an. Es war um mein Leben geschehen, als man das Tönen einer Muschel vernahm, und der Mico, d.h. der Häuptling des Stammes, den Befehl ertheilte, das Volk zu einer allgemeinen Berathung zusammenzurufen.

Du kennst die Qualen, mein Sohn, welche die Kriegsgefangenen bei den Wilden zu erdulden haben. Einigen christlichen Missionären war es mit Gefahr ihres Lebens und durch ihre unermüdliche Güte und Sanftmuth hie und da gelungen, die Schrecken des Feuertods in eine ziemlich sanfte Knechtschaft zu verwandeln. Die Musoculgen hatten diese Gewohnheit noch nicht allgemein angenommen; doch war bereits eine zahlreiche Partei dafür. Zur Entscheidung dieser wichtigen Angelegenheit hatte der Mico die Saschems berufen. Man führte mich an den Ort der Berathung.

Nicht weit von Apalachukla erhob sich auf einem einzeln emporsteigenden Hügel der Raths-Saal. Drei Säulenkreise bildeten eine zierliche Rotunde. Die Säulen waren von glatt polirtem und geschnitztem Cypressenholze; sie nahmen an Höhe und Dicke zu, und an Zahl ab, so wie sie sich dem durch einen einzigen Pfeiler bezeichneten gemeinsamen Mittelpunkt näherten. Von der Spitze dieses mittleren Pfeilers liefen Baumrindenstreifen nach den Spitzen der übrigen Säulen, und deckten so das Gebäude in Gestalt eines zierlich durchbrochnen Fächers.

Der Rath versammelt sich also. Fünfzig Greise in Mänteln von Biberfell nehmen der Saalthüre gegenüber die Stufen ein. Das große Oberhaupt sitzt stolz unter ihnen, und hält die halb für den Krieg gefärbte Friedenspfeife in der Hand. Zur Rechten der Greise lassen sich fünfzig Weiber nieder, in Gewändern von Schwanenfedern. Die Kriegsobersten, den fürchterlichen Tomahawk in der Hand, den Kopf mit Federn geschmückt, Arme und Brust mit Blut bemalt, nehmen zur Linken ihre Stelle ein.

Am Fuß des Hauptpfeilers brennt das Feuer des Raths. Der erste Zauberer, in langen Gewändern und von acht Wächtern des Tempels umgeben, auf dem Kopf eine ausgestopfte Nachteule,[45] gießt Cocosnußbalsam in die Glut hinein, und opfert der Sonne. Diese dreifachen Reihen von hintereinanderstehenden Greisen, Matronen und Kriegern, diese Priester, diese Weihrauchwolken, dieses Opfer, all das wirkt zusammen, um dem Ganzen ein ehrfurchtgebietendes Ansehen zu geben.

Ich stehe gefesselt inmitten des Saals. Nachdem das Opfer vorüber ist, ergreift der Mico das Wort, und setzt auf eine einfache Art die Angelegenheit auseinander, wegen welcher der Rath versammelt worden ist. Dann wirft er ein blaues Halsband in den Saal, zum Zeugniß dessen, was er gesprochen.

Jetzt erhebt sich ein Saschem vom Stamm des Adlers, und spricht also:

Mein Vater Mico, ihr heiligen Saschems, Matronen, Krieger der vier Stämme des Adlers, des Bibers, der Schlange und der Schildkröte! Gebt nicht zu, daß man etwas an den Gebräuchen unserer Vorfahren ändere; laßt uns den Gefangenen verbrennen, und unsern Muth ungeschwächt erhalten! Man schlägt euch eine Gewohnheit der Weißen vor, darum kann sie nur verderblich für euch sein. Gebt mir ein rothes Halsband, welches meine Worte enthalte! Ich habe gesprochen.

Und er wirft ein rothes Halsband unter die Versammlung hinein.

Eine Matrone erhebt sich, und spricht:

Mein Vater Adler! Du hast den Verstand eines Fuchses und die kluge Langsamkeit einer Schildkröte. Ich will die Kette der Freundschaft mit dir hell und blank machen, und wir wollen den Baum des Friedens mit einander pflanzen. Laßt uns jedoch die Gewohnheiten unsrer Vorfahren abändern in Bezug auf das, was sie Unheilbringendes gebieten. Mögen wir Sklaven haben, die unsere Felder bauen, und nicht mehr laßt uns hören das Geschrei der armen Kriegsgefangenen, welches schwangere Frauen erschreckt! Ich habe gesprochen.

Wie man während eines Sturmes die Wogen des Meeres sich brechen sieht, wie im Herbst ein Wirbelwind das welke, gelbe Laub entführt, wie das Schilfrohr des Meschacebe bei plötzlichen Ueberschwemmungen sich beugt und wieder aufrichtet, wie ein[46] Rudel von Hirschen im Walde schreit: so bewegt sich die Versammlung in dumpfem Geräusche. Saschems, Krieger, Matronen sprechen nach und durch einander. Die Interessen durchkreuzen sich, die Meinungen sind getheilt; die Rathsversammlung ist im Begriffe, aus einander zu gehen; zuletzt dringt jedoch der Vorschlag durch, den altehrwürdigen Gebrauch der Väter beizubehalten, und man verurtheilt mich zum Scheiterhaufen.

Ein Umstand verzögerte meine Hinrichtung: die jährliche Todtenfeier, das Fest der Abgestorbenen, nahte heran. Während der dieser Ceremonie geweihten Tage darf kein Kriegsgefangener getödtet werden. Man übergab mich einer strengen Wache, und ohne Zweifel war durch die Saschems auch die Tochter Simaghans an einen andern Ort hingebracht worden, denn ich sah sie nicht wieder.

Inzwischen waren die Völkerschaften von mehr als dreihundert Stunden im Umkreise zusammengekommen, um das Fest der Todten zu begehn. An einer einsamen Stelle im Walde machte man ein langes, hölzernes Gebäude zurecht, und als der große Feiertag anbrach, grub jede einzelne Familie ihre Väter aus den Gräbern aus, und man hängte deren Gerippe nach einer gewissen Ordnung und familienweise in diesem gemeinsamen Ahnensaal auf. Die Winde (ein Sturm hatte sich erhoben), die Wälder und die Waldströme rauschten, während Greise der verschiedenen Nationen bei der heiligen Asche der Väter Friedens- und Freundschaftsbündnisse unter einander schlossen.

Man feiert die verschiedenen Leichenspiele, den Wettlauf, das Ball- und das Knöchelspiel. Zwei Jungfrauen suchen sich beiderseits einen Weidenstab zu entreißen. Die Knospen ihrer Brust berühren sich, ihre Hände kämpfen um den Stab, den sie über ihre Köpfe schwingen. Ihre schönen nackten Füße verschlingen, ihre Lippen begegnen, ihr süßer Athem vermischt sich; sie neigen sich vorwärts und ihr Haupthaar fließt ineinander; sie blicken ihre Mütter an und erröthen: man klatscht ihnen Beifall. Der Zauberer ruft den Michabou, den Gott der Gewässer, an. Er erzählt die Kriege des großen Hasen gegen Matschimanitou, den Gott des Bösen. Er spricht von dem ersten Mann und seiner Frau[47] Atahensika, die, weil sie die Unschuld verloren, aus dem himmlischen Paradies gestürzt wurden; von der vom Brudermord gerötheten Erde; von dem gottlosen Schuskeka, der den gerechten Tahouistsaron geopfert; von der Sündflut, die auf die Stimme des großen Geistes herniederströmte, dann von Masohu, der sich, von der ganzen Menschheit der einzige Uebriggebliebene, in seinem Kahn von Korkholz rettete, und von dem Raben, der ausgesandt worden, um wieder nach festem Grund und Boden zu suchen, endlich von der schönen Endaé, welche ihr Trauter mit seinen schmelzenden Gesangestönen wieder aus der Nacht der Todten erlöste.

Nach diesen Spielen und Gesängen schickt man sich an, den Vorfahren ein ewiges Begräbniß zu bereiten.

Am Strande des Schata-Uche stand ein wilder Feigenbaum, geheiligt durch die Verehrung der Völker. Die Jungfrauen waren gewohnt, hier ihre Kleider von Baumbast zu waschen und sie an den Zweigen dieses altehrwürdigen Baumes den Winden des Waldes Preis zu geben; dort war bereits ein ungeheueres Grab gegraben worden. Man verläßt den Trauersaal, und singt die Hymnen an den Tod; jede einzelne Familie trägt einige heilige Ueberreste; man langt an dem Grab an, man senkt sie hinab; man legt sie schichtenweise, und sondert sie durch Bären- und Biberfelle von einander ab. Der Grabhügel erhebt sich, und man pflanzt den Baum der Thränen und des Schlafes darauf.

Laß uns die Menschen beklagen, mein Sohn! Die nämlichen Indianer, deren Gebräuche etwas so Rührendes haben, die nämlichen Weiber, die mir eine so herzliche Theilnahme bewiesen, drangen jetzt mit wildem Geschrei auf meinen Tod, und mehrere Völkerschaften verschoben ihre Abreise, um einen wehrlosen Jüngling fürchterliche Todesqualen erdulden zu sehen.

In einem nördlichen Thale, in geringer Entfernung von dem Hauptlager des Stammes, erhob sich ein kleiner Wald von Cypressen und anderem Nadelholz; er führt den schrecklichen Namen: Der Hain des Bluts. Man gelangte in ihn durch die Ruinen eines jener Denkmäler, von deren Ursprung man nichts mehr weiß, und welche das Werk eines nunmehr längst im Strom[48] der Zeiten untergegangenen Volkes sind. Im Mittelpunkt dieses Haines breitete sich ein ebener Raum aus, wo man die Kriegsgefangenen opfert. Man führt mich im Triumphe dahin, die nöthigen Anstalten zu meinem Tode werden gemacht: man pflanzt den Pfahl des Areskoui; die Fichten, Erlen und Cypressen fallen unter dem Schlage der Axt, der Holzstoß steigt empor, die Zuschauer bauen sich Gerüste aus Zweigen und Baumstämmen. Jeder erdenkt sich eine andere Todesart für mich; der Eine will mir die Haut vom Scheitel schälen, der Andere will mir mit einem glühenden Eisen die Augen blenden. Ich stimme den Gesang des Todes an:

Ich fürchte die Qualen nicht; ich bin tapfer, o Musoculgen, ich fordere euch heraus! Ich verachte euch mehr als Weiber! Mein Vater Outalissi, der Sohn des Miscou, hat aus den Schädeln eurer ruchtbarsten Krieger getrunken! Ihr werdet meiner Brust keinen Seufzer erpressen, o Musoculgen!

Gereizt durch diesen Gesang, durchbohrte mir ein Krieger den Arm mit einem Pfeile; ich sprach: Bruder, ich danke dir!

So thätig und rastlos auch meine Henker waren, so wurden die Zubereitungen zu meiner Hinrichtung doch vor Einbruch der Nacht nicht mehr fertig. Das Haupt der Zauberer, bei dem man sich deßhalb Raths erholte, verbot, die Geister der Ruhe und des Schlafs durch meine Qualen zu beunruhigen, und so verschob man denn meinen Tod noch einmal bis auf den folgenden Tag. Voll Ungeduld jedoch, den Anblick des Schauspiels zu genießen, und um mit dem Anbruch des Morgenroths schon an Ort und Stelle zu sein, verließen die Indianer den Bluthain nicht; sie zündeten große Feuer an, und begannen zu schmausen und zu tanzen.

Inzwischen hatte man mich auf den Rücken gelegt und mir um den Hals, die Füße und die Arme Stricke gewunden, die an die in die Erde eingeschlagenen Pfähle befestigt waren. Krieger lagen auf diesen Stricken, und ich konnte nicht die geringste Bewegung machen, ohne daß sie es sogleich gewahr wurden. Die Nacht rückt voran, die Gesänge und Tänze hören allmählich auf; die Feuer werfen nur noch hie und da einen röthlichen Schein, bei dem man[49] die dunkeln Gestalten einzelner Wilden dahinschweben sieht; endlich schläft rings umher Alles ein. Sowie das Geräusch der Menschen schwächer wird, fängt das in der Wildniß an stärker zu werden, und auf den Lärm der Stimmen folgt das Wehklagen des Windes im Walde.

Es war um die Zeit, wo eine Indianerin, die erst vor Kurzem Mutter geworden, in der Nacht plötzlich aufwacht, weil sie das Schreien ihres Erstgeborenen, der süße Nahrung von ihr heischt, vernommen zu haben glaubt. Die Augen zum Blau des Himmels emporgerichtet, wo der wachsende Mond zwischen Wolken seine Bahn dahinzog, dachte ich über mein Schicksal nach. Atala erschien mir als ein Ungeheuer von Undankbarkeit. Mich im Augenblick des Todes zu verlassen, mich, der sich lieber den Flammen opfern, als sich von ihr trennen wollte! Und dennoch fühlte ich, daß ich sie mehr als jemals liebte, daß ich mit Freuden bereit war, mein Leben für sie zu lassen.

Der Genuß der höchsten Lust führt einen Stachel mit sich, der uns weckt, um uns gleichsam zu ermahnen, den flüchtigen Augenblick zu benützen; in einem großen Unglück hingegen liegt etwas Niederdrückendes, das uns einschläfert; Augen, die da matt und müde sind von vielem Weinen, suchen sich endlich von selbst zu schließen, und so ist denn selbst im Unglück die ewige Güte der Vorsehung sichtbar. Zwischen Traum und Wachen überkam mich zuletzt jener dumpfe Schlaf, der selbst den Elenden dann und wann erquickt. Es war mir, als löste mir Jemand meine Fesseln; ich glaubte jenes sanfterleichternde Gefühl zu haben, welches man hat, wenn eine hilfreiche Hand unsere Fesseln lockerer macht.

Ich empfand dieses Gefühl zuletzt so lebhaft, daß ich die Augen aufschlug. Bei der Helle des Mondes, von dem ein Strahl zwischen zwei Wolken hervorbrach, sah ich eine hohe weibliche Gestalt, licht wie der Schnee, welche, über mich hingebeugt, damit beschäftigt war, mir still die Fesseln zu lösen. Vor Schrecken stieß ich fast einen lauten Schrei aus, als eine theure Hand, die ich sogleich erkannte, mir den Mund verschloß. Ein einziger Strick war noch übrig; doch schien es mir unmöglich, ihn zu zerschneiden, ohne dabei den Krieger zu berühren, der ihn mit seinem ganzen[50] Körper bedeckte. Atala versucht es; der Krieger erwacht halb und halb und setzt sich auf. Atala bleibt regungslos stehen und blickt ihn starr an. Der Indianer glaubt den Geist der Ruinen zu sehen und legt sich wieder hin, indem er die Augen schließt und seinen Manitou anruft; der letzte Knoten ist jetzt zerschnitten. Ich erhebe mich und folge meiner muthigen Befreierin, die mir das Ende eines Bogens reicht, dessen anderes Ende sie selbst gefaßt hat. Doch wie viele Gefahren umringen uns noch! Bald sind wir nahe daran, an eingeschlafene Wilde zu stoßen, bald fragt uns eine Wache und Atala antwortet mit verstellter Stimme; Kinder schreien, Rüden schlagen an. Kaum haben wir den furchtbaren Kreis hinter uns, als wildes Geheul den Wald durchtobt; das Lager ist plötzlich rege, zahllose Feuer lodern empor, von allen Seiten sieht man Wilde mit Fackeln umherlaufen; wir beflügeln unsere Schritte.

Als die Morgenröthe die Apalachen beglänzte, waren wir schon fern. Wie groß war meine Seligkeit, mich noch einmal mit Atala, meiner Befreierin, mit meiner mir ganz und gar ergebenen Atala, in tiefer Waldeseinsamkeit zu befinden! Die Sprache fehlte mir, ich fiel auf die Knie nieder und sprach zu der Tochter Simaghans: Die Menschen sind sehr wenig; aber wenn Genien sie besuchen, so sind sie gar nichts. Du bist ein Genius; du hast mich besucht und ich kann nicht vor dir reden. – Atala reichte mir lächelnd die Hand: Ich muß dir wohl folgen, sprach sie, da du ohne mich doch nicht fliehst. In dieser Nacht habe ich den Zauberer durch Geschenke bestochen, ich habe deine Henker mit Feuergeist6 berauscht, und ich habe mein Leben für dich wagen müssen, da du das deinige für mich gegeben hast. Ja, junger Götzendiener, setzte sie mit einem Tone hinzu, der mich erschreckte: das Opfer soll ein gegenseitiges sein.

Atala gab mir jetzt einen Speer und ein Schwert, die sie mit klugem Sinn für mich mitgebracht, und verband mir meine Wunden. Als sie dieselben mit einem Papayabaumblatt reinigte, fielen ihre Thränen darauf. Du träufelst Balsam in meine Wunden,[51] sprach ich zu ihr. – Ich fürchte vielmehr, es möchte Gift sein, war ihre Antwort. Sie zerriß ihr Busentuch, machte einen ersten Umschlag daraus, und befestigte ihn dann mit einer Haarlocke an meinem Arm.

Die Trunkenheit nach dem Genuß geistiger Getränke, welche bei den Wilden gewöhnlich länger währt, als bei uns Europäern, und welche für sie eine Art von Krankheit ist, hinderte sie ohne Zweifel im ersten Augenblick an unserer Verfolgung. Wenn sie uns auch später nachsetzten, so ist es wahrscheinlich, daß es gegen Westen hin geschah, in der sicheren Voraussetzung, wir würden den Meschacebe zu erreichen gesucht haben; wir hatten jedoch den Weg nach dem unbeweglichen Stern7 eingeschlagen, indem wir uns nach dem Moos an den Baumstämmen richteten.

Wir wurden bald gewahr, daß wir durch meine Befreiung fürs Erste nur wenig gewonnen hatten. Die amerikanische Wildniß entfaltete jetzt vor uns ihre unermeßliche Einsamkeit. Ohne Erfahrung im Waldleben, pfadlos und ohne Wegweiser, aufs Ungefähr weiter und weiter wandernd, was sollte aus uns werden? Oft, wenn ich Atala anblickte, erinnerte ich mich an jene Geschichte von der Hagar, die Lopez mir zu lesen gegeben, und die sich vor langer, langer Zeit, als die Menschen noch drei Eichen-Alter lebten, gleichfalls in einer Wüste, in der von Bersaba, begeben.

Atala machte mir einen Mantel von dem Baste der Esche, denn ich war fast nackt. Mit Borsten vom Stachelschwein verfertigte sie mir Mecassinen8 aus dem Fell des Moschusthiers. Ich meinerseits sorgte für den Kleiderstaat und Glanz meiner Atala. Bald setzte ich einen Kranz von blauen Malven, die wir unterwegs auf verlassenen indianischen Gräbern fanden, auf ihr Haupt, bald machte ich ihr ein Halsband von rothen Azaleen-Körnern; dann blieb ich oft lächelnd vor ihr stehn und betrachtete entzückt ihre wunderbare Schönheit.

Wenn wir an einen Fluß kamen, so setzten wir bald auf einem Floß, bald schwimmend hinüber. Atala stützte sich mit den[52] Armen auf mich, und wie zwei wandernde Schwäne zogen wir durch die einsamen Wogen.

Oft suchten wir, wenn die Glut des Tages am schrecklichsten war, Schutz unter den Moosen der Cedern. Die meisten Bäume in Florida, und insbesondere die Ceder und die Steineiche, sind mit einem weißlichen Moos bedeckt, welches von den Aesten bis auf die Erde herabhängt. Wenn man in der Nacht, im bleichen Mondlicht, eine mit Moos überwachsene Eiche im Grün der sterilen Sawanne gewahrt, so glaubt man ein Gespenst zu sehen, welches seinen langen Schleier nachschleppt. Am Tage ist der Anblick nicht minder malerisch; denn dann hängen sich eine Unzahl von farbenprächtigen Schmetterlingen, Glanzfliegen, Kolibris, grünen Papageien und hellblauen Elstern an dieses Moos, und bilden gleichsam wollene Teppiche, in deren glänzenden Schnee ein europäischer Künstler glänzende Insekten und Vögel gestickt hat.

Unter diesen lieblichen grünen Lauben, diesen von der Hand des großen Geistes geschwungenen Gewölben saßen wir denn selig mit einander in süßer, schattiger Ruhe. Wenn die Winde herniedersteigen, um das Laub der mächtigen Ceder zu wiegen, und unser von Zweigen erbautes Lustschloß mit den unter seinem goldgrünen Dach schlummernden Vögeln und Reisenden hin- und herschwankte, wenn zahllose Seufzer aus den Wölbungen dieses schwebenden Gebäudes ertönten, o dann kam keines jener Wunder, deren die alte Welt sich rühmt, diesen heiligen Wundern des Urwalds nahe.

Des Abends zündeten wir uns jedesmal ein luftiges Feuer an und richteten uns unsere Herberge aus breiten, auf vier Stangen ruhenden Baumrindenstücken zu. Hatt' ich einen Truthahn, eine wilde Taube, einen Waldfasan erlegt, so hingen wir sie vor den brennenden Eichstamm, indem wir sie an einen Ast steckten, den wir in die Erde schlugen, und überließen es dem Wind, den leichterbeuteten Braten des Jägers zu drehen. Wir pflückten uns zum Mahl Moosarten ab, welche die Wilden Felsengekröse nennen; dann zuckersüße Birkenrinden und Maiäpfel, die den Geschmack der Pfirsiche mit dem der Himbeeren vereinen. Der schwarze Nußbaum, der Ahorn, der Sumak lieferten den Wein[53] auf unsern Tisch. Bisweilen suchte ich unter den Schilfen eine Pflanze, deren länglichte, dütenförmige Blume ein Glas des reinsten Thaues enthielt. Wir segneten die Vorsehung, die, selbst zwischen giftigen Sümpfen, in einen zarten Blumenkelch diese reine Quelle senkte, so wie sie in der Nacht eines von Gram verzehrten Herzens süße Hoffnungen und himmlische Tugenden aus dem Schooß des menschlichen Elends entstehen läßt.

Leider nahm ich bald wahr, daß ich mich in Bezug auf Atalas scheinbare Ruhe sehr getäuscht. Je weiter wir gingen, desto trauriger ward sie. Oft erbebte sie ohne Ursache, und wandte plötzlich den Kopf um. Bisweilen überraschte ich sie, wie ihr Blick voll Leidenschaft auf mir ruhte und sich dann in tiefer Schwermuth wieder im himmlischen Blau verlor. Was mich indeß am meisten erschreckte, war ein Geheimniß, ein verborgener Gedanke, der ihr im Grund der Seele zu brüten schien, und den ich ihr an den Augen ablas. Indem sie mich bald sanft an sich zog, bald wieder zurückstieß, belebte und vernichtete sie wieder meine Hoffnungen, und so oft ich glaubte, einen kleinen Fortschritt in ihrem Herzen gemacht zu haben, befand ich mich plötzlich wieder auf dem nämlichen Punkt. Wie oft sprach sie zu mir: O mein junger, theurer Freund! Ich liebe dich wie die liebliche Kühle der Wälder in der Glut des Mittags! Du bist schön wie die Wildniß mit all ihren Blumen und schmeichelnden Lüftchen. Wenn ich mich über dich hinneige, so zittere ich, wenn meine Hand in die deinige sinkt, so ist es mir, als müßte ich sterben. Als du jüngst in meinem Schooß ruhtest, und der Wind mir deine Locken ins Gesicht wehte, glaubte ich das sanfte Berühren unsichtbarer Geister zu empfinden. Ja, ich habe die Hindinnen vom Berge Okkom gesehen, ich habe den weisen Reden gehorcht der silberlockigen Greise, die da satt und müde waren dieser schönen Erde; doch die Sanftmuth der Hindinnen ist nicht so lieblich, die Weisheit der Greise nicht so mächtig, als deine lieben Worte. Und doch, du armer Schakta, kann ich niemals, niemals die Deinige werden.

Die beständigen Widersprüche von glühender Leidenschaft und Resignation in Atalas Benehmen, ihre süße Zärtlichkeit und[54] ihre sittliche Reinheit, der Stolz ihres Charakters und ihr tiefes Gefühl, ihre fast übermenschliche Kraft in großen, ihre Schwachheit in kleinen Dingen, all das zusammen machte sie zu einem mir unbegreiflichen Wesen. Ohne selbst eine Ahnung davon zu haben, übte sie einen ungeheueren Einfluß aus auf jeden andern Sterblichen; voll von Leidenschaften, war sie auch voll Kraft; man mußte sie entweder anbeten oder hassen.

Nach fünfzehn Nächten eines eiligen Marsches erreichten wir endlich die Alleganysche Gebirgskette, und kamen an einen Arm des Flusses Tennessee, der sich in den Ohio ergießt. Nach Atalas Rath und Angabe brachte ich einen kleinen Kahn zu Stand, den ich mit dem Harz des Pflaumenbaumes zusammenzuleimen suchte, nachdem ich dessen Rinden mit Tannenwurzeln durchflochten. Dann schiffte ich mich mit Atala ein, und überließ den schwankenden Nachen der Strömung des Flusses.

Das Lager des indianischen Volksstammes der Sticoes mit seinen pyramidenförmigen Gräbern und seinen verfallnen Wohnungen zeigte sich zu unserer Linken an dem Kamm eines Vorgebirgs; zur Rechten erblickten wir das Thal von Kow, welches mit der Aussicht auf die Gezelte von Jore schließt, die an dem Fuß des gleichnamigen Gebirges liegen. Der Strom, welcher unsern Nachen trug, floß zwischen gewaltigen Felsenufern hin, an deren Scheiteln sich die Strahlen eines prächtigen goldenen Sonnenuntergangs brachen. Nicht eine Seele außer uns ließ sich sehen in dieser tiefen Waldeseinsamkeit. Nur einen einzigen indianischen Jäger sahn wir einmal von Weitem, der, auf seinen Bogen gestützt, regungslos auf einem hohen Felsen stand, und einer Bildsäule glich, die man auf dem Berge dem Genius der Wildniß geweiht.

Mit keinem Wort unseres Mundes unterbrachen Atala und ich das heilige Schweigen der Natur umher. Mit Einemmale jedoch ließ die liebliche Tochter des Exils ihre Stimme voll Rührung und Schwermuth durch die Lüfte erklingen; sie besang ihr fernes Heimatland:

»Glücklich Diejenigen, welche nie den Rauch bei den Festen[55] des Fremdlings sahen, und die nur bei den Gastmählern der Väter saßen!

Wenn die blaue Dohle des Meschacebe zum bunten Finken von Florida spräche: Warum wehklagst du so traurig, hast du hier nicht auch klare Brünnlein und schattige Kühle, nicht die nämlichen grünen Wiesen, um darauf zu weiden, wie daheim in deiner Wildniß? – Ja, spräche dann der flüchtige Finke dagegen; aber mein Nest ist im Jasmin, wer wird es mir bringen? Und die Sonne meines Thals, wo ist sie jetzt?

Glücklich Diejenigen, welche nie den Rauch bei den Festen des Fremdlings sahen, und die nur bei den Gastmählern der Väter saßen!

Nach Stunden eines langen, ermüdenden Tagmarsches setzt sich der Wanderer traurig nieder. Er betrachtet um sich her die Dächer der Menschen; er selbst hat nichts, wo er sein Haupt zur Ruhe hinlegte. Er klopft an dem Haus an, er lehnt den Bogen hinter die Thüre, er ersucht um gastfreundliche Aufnahme; der Herr des Hauses macht eine Bewegung mit der Hand; der Wanderer ergreift seinen Bogen wieder, und kehrt in die Wildniß zurück.

Glücklich Diejenigen, welche nie den Rauch bei den Festen des Fremdlings sahen, und die nur bei den Gastmählern der Väter saßen!

Wunderbare Märchen, beim Scheine des Herdes er zählt, süße Herzensergießungen, freundliche Gewohnheiten, einander zu lieben, so hold und so nothwendig dem Leben, ihr habt die Tage jener Glücklichen bekränzt mit euren Blumen, die niemals den Boden der Heimat verließen! Ihre Gräber liegen in vaterländischer Erde, das Abendroth umglänzt, die Thräne der Freundschaft benetzt, die Schönheit religiöser Gebräuche zieren und adeln sie.

Glücklich Diejenigen, welche nie den Rauch bei den Festen des Fremdlings sahen, und die nur bei den Gastmählern der Väter saßen!«

Also sang Atala; nichts unterbrach ihre Klagen, als des Kahns leises Rauschen durch die Stromflut. Nur hin und wieder[56] wurden sie von einem schwachen Echo wiederholt, welches sie einem zweiten, schwächern, und dieses wieder einem noch schwächern zutrug. Es war, als wenn die Geister zweier Liebenden, einmal so unglücklich wie wir, von der rührenden Melodie angelockt, jedesmal mit Schmerzenslust die letzten Töne im Gebirge zurückriefen.

Indeß fachte die Einsamkeit, fachte die beständige Gegenwart des geliebten Gegenstands, fachte endlich unser Unglück selbst jeden Augenblick unsere Liebesglut mehr und mehr an. Atalas Kräfte fingen an sie zu verlassen, und die Leidenschaften, deren Feuer ihr Gebein durchwühlte, waren nahe daran, ihr den Kranz des Sieges zu rauben. Sie betete beständig zu ihrer verstorbenen Mutter, als wollte sie deren erzürnten Schatten besänftigen. Bisweilen fragte sie mich, ob ich denn nicht eine klagende Stimme vernähme, ob ich nicht Feuersflammen aus der Erde hervorbrechen sähe? – Ich, von Anstrengung erschöpft, und dennoch vor Begierde glühend, hielt mich in diesen Wäldern so wie so für verloren. Hundertmal war ich im Begriff, sie als mein Weib in die Arme zu schließen, hundertmal schlug ich ihr vor, an diesen Ufern uns eine einsame Wohnstatt zu bauen, und uns mit einander darin zu begraben. Doch stets widerstrebte mir Atala wieder. Bedenke, mein junger Freund! sprach sie zu mir, was ein Krieger seinem Vaterlande schuldig ist. Was ist ein Weib, den Pflichten gegenüber, die du dem Land der Heimat schuldig bist? Sei guten Muths, Sohn des Outalissi, und hadere nicht mit deinem Schicksal! Das Herz des Menschen ist wie der Schwamm im Strome; bald trinkt er die reine Quelle, wenn es klar und heiter im Freien ist, bald schwillt er an von grauem und unreinem Schlamm, nachdem Sturm und Regen seine Flut getrübt. Hat nun der Schwamm das Recht zu sagen: ich glaubte, es gäbe keinen Wolkenbruch und gäbe keine glühende Sonne?

O René! wenn du den Sturm und die Unruhen des Herzens fürchtest, so traue der Einsamkeit nicht; die großen Leidenschaften suchen sie auf, und sie in die Wildniß mitbringen, heißt ihnen erst recht die Herrschaft einräumen. Von Sorgen und Furcht zu Boden gedrückt, und jeden Augenblick der Gefahr Preis gegeben, unter feindliche Indianer zu gerathen, von tobenden Gewässern[57] verschlungen, von Schlangen gestochen, von wilden Thieren zerrissen zu werden; nur mit Mühe im Stande, eine kärgliche Nahrung zu finden, und gänzlich rathlos, wohin wir unsere Schritte lenken sollten, schienen unsere Leiden keines Zuwachses mehr fähig, als ein ganz und gar unvorhergesehenes Ereigniß denselben noch so zu sagen die Krone aufsetzte.

Es war der sieben und zwanzigste Tag seit unserer Flucht; der Feuermond9 hatte bereits seinen Lauf begonnen, und der Druck und die Schwüle der Luft waren ein sicheres Zeichen, daß ein Orkan im Anzuge war. Um die Zeit, zu der die Matronen die Sichel an den Ast des Sevenbaums hängen, und die Papageien in ihre Cypressenhöhlungen schlüpfen, bedeckte sich das heitere Blau des Himmels plötzlich mit schweren, schwarzen Wolken. Die Thiere des Waldes wurden still; kein Ton, kein leises Rauschen war mehr zu spüren, und rings in der weiten, einsamen Wildniß brütete Ruhe und Schweigen.

Doch der Sturm lag in der Luft, und wenige Minuten später ächzte und stöhnte es durch die Aeste, und mit donnerndem Getöse brach's mit Einemmale in den Wald herein, in den Wald, der so alt ist, wie die Erde.

Aus Furcht, im Schlamm und Moor zu versinken, suchten wir so schnell als möglich das Gestade des Stroms, und von da ein kleines Gehölz zu erreichen.

Der Boden dieser Waldpartie war sumpfig. Mühsam wanden wir uns unter Lauben von Smilar, zwischen wilden Reben, Indigostauden, Bohnenranken und kriechenden Lianen, welche unsere Füße wie Netze umstrickten, hindurch. Das schwammige Erdreich wich unter unserm Fußtritt zurück, und jeden Augenblick glaubten wir in Moräste zu sinken. Insekten ohne Zahl, ungeheuere Fledermäuse verfinsterten die Luft; Klapperschlangen umzischten uns von allen Seiten; und die Wölfe, Bären, Carcajus, die kleinen Tiger, die sich in diesen Schlupfwinkeln verbargen, flohen mit ängstlichem Heulen und Winseln dicht neben uns des Wegs dahin.[58]

Inzwischen wächst die Finsterniß von Minute zu Minute: die niederhängenden Wolken dringen in die Nacht der Waldung. Die Wolke platzt, und schlängelnde Blitze zeichnen feurige Furchen in die Luft. Ein ungestümer Wirbelwind erhebt sich aus Westen und wälzt Wolken auf Wolken; die Wälder beugen sich, Schlag auf Schlag zerreißt die schwarze Decke des Firmaments, und durch den Riß der Wolken hindurch erblickt man neue himmlische Fluren und lodernde Gefilde. – Welches schreckliche, welches erhabne Schauspiel! Der Blitz wirft sein Feuer in den Wald hinein; die Lohe schlägt empor wie flammendes Haupthaar; Säulen von Funken und Rauch steigen zum Gewölk hinauf, welches mit seinem noch gewaltigeren himmlischen Feuerschein die ungeheuere Brandstätte beglänzt. Dann bedeckt der große Geist die Berge wieder mit seinen pechschwarzen Finsternissen, und aus dem Schooß dieses ungeheueren Chaos ringt sich ein verworrenes Getöse los, das aus dem Brausen des Sturms, dem Geächze der Bäume, dem Heulen der wilden Thiere, dem Prasseln der Feuersglut, und den wiederholten Keulenschlägen des Donners entsteht, die zischend in der Flut des Stroms ersterben.

Der große Geist dort droben weiß es! In diesem Augenblick sah ich nur Atala, dacht' ich nur an sie. Unter den niederhangenden Zweigen eines Baumes gelang es mir, sie gegen den Regen zu schützen. Ich selbst, wie ich so dasaß mit ihr am Fuß des Baumes, und meine Geliebte im Arm hielt, und ihr die Füße zwischen meinen Händen zu erwärmen suchte, war glücklicher als ein junges Weib, welches die ersten leisen Regungen des Kindes unter seinem Herzen fühlt.

Wir horchten auf das Toben des Sturms; plötzlich fühlte ich eine Thräne Atalas auf meiner Brust. O Sturm des Herzens, rief ich, ist das ein Tropfen deines Regens? – Dann umschloß ich die Geliebte inniger. Atala, sprach ich zu ihr, du hast ein Geheimniß vor mir. Sage mir doch, was dich so drückt und ängstigt, meine Geliebte! Es thut so wohl, wenn ein Freund in unsere Seele blickt. Theile mir ihn doch mit, deinen heimlichen Schmerz, den du mir mit solchem Eigensinn vorenthältst. Ach, ich seh' es wohl, es ist deine Heimat, nach der du dich sehnst.[59] – Sie gab mir sogleich zur Antwort: O mein Freund! Welchen Grund hätt' ich denn zu einem so tiefen Heimweh? War doch mein Vater selbst nicht einmal aus dem Land der Palmen. – Wie, erwiderte ich mit dem höchsten Erstaunen, dein Vater war nicht aus dem Land der Palmen! Wer war dann Derjenige, der dich dieser Erde gab? Antworte! – Atala sprach hierauf Folgendes:

Meine Mutter hatte, bevor sie dem Krieger Simaghan dreißig Stuten, zwanzig Büffeln, hundert Maß Eichelnöl, fünfzig Biberfelle und viele andere Schätze zur Morgengabe brachte, einen Mann geliebt, der nicht braun wie wir, sondern ein Weißer war. Die Mutter meiner Mutter sprengte ihr jedoch Wasser ins Gesicht, und zwang sie, den tapfern Simaghan zu heiraten, der einem Könige glich und wie ein Genius geehrt war von den Völkern. Doch meine Mutter sprach zu ihrem neuen Gatten: Mein Schooß hat empfangen, tödte mich. – Simaghan antwortete ihr: Der große Geist bewahre mich vor einer so bösen That! Ich will dich nicht schänden, dir nicht Nase und Ohren abschneiden, weil du so aufrichtig gewesen bist gegen mich, und weil du deinen Mann nicht betrogen hast. Die Frucht deines Leibes soll meine Frucht sein, und ich will dich erst besuchen nach dem Wegzuge des Reisvogels, wenn der Mond zum dreizehnten Male geglänzt hat. Um diese Zeit entwand ich mich dem Schooß meiner Mutter, und ich wuchs heran, stolz wie eine Spanierin und wie eine Wilde. Meine Mutter erzog mich zur Christin, auf daß ihr Gott und der Gott meines Vaters auch mein Gott werden möchte. Späterhin überkam sie tiefer Liebesgram, und sie stieg in die kleine, mit Thierhäuten bedeckte Grube hinab, aus der man nicht mehr emporsteigt. – Das war Atalas Geschichte.

Und wer war denn dein Vater, arme Waise? sagte ich zu ihr. – Wie hieß er bei den Menschen auf Erden, und welchen Namen trug er unter den Genien? – Ich habe nie die Füße meines Vaters gewaschen, antwortete Atala; ich weiß nur, daß er zu St. Augustin mit seiner Schwester lebte, und daß er meiner Mutter treu blieb bis in den Tod! – Philipp war sein Name unter den Engeln, und unter den Menschen Lopez.[60]

Bei diesen Worten stieß ich einen Schrei aus, der in der ganzen Einöde widerklang; die Ausbrüche meines Entzückens vermischten sich mit dem Brausen des Sturms. Indem ich Atala an mein Herz drückte, rief ich unter Schluchzen aus:

O meine Schwester, o Tochter des Lopez, Tochter meines Wohlthäters! – Erschrocken fragte mich Atala, woher dieses närrische Benehmen von mir käme? Als sie jedoch erfuhr, daß Lopez der nämliche edle Gastfreund war, der mich damals zu St. Augustin an Kindesstatt annahm, und den ich dann in meinem unwiderstehlichen Freiheitsdrang wieder verließ, da war auch sie überrascht und außer sich vor freudigem Erstaunen.

Dieses neue Glück geschwisterlicher Freundschaft, welches so plötzlich zu unserm Liebesglück hinzukam, war allzuviel für unsere Herzen. Von nun an begann der Kampf Atalas kraftlos zu werden; es half ihr nichts mehr, daß ich fühlte, wie sie die Hand auf ihren Busen legte und eine außerordentliche Bewegung machte; ich hatte sie bereits umfaßt, mich in ihrem Athem berauscht und den ganzen Zauber junger Liebesseligkeit von ihren Lippen getrunken. Die Augen zum Sternendom erhoben, hielt ich beim Leuchten der Blitze, Angesichts des Ewigen, die Braut meiner Wahl in den Armen. O Hochzeitsfeier, würdig unserer Leiden und der Macht unserer Leidenschaft! O stolze Wälder, die ihr mit euern Lianen, mit euern Wipfeln, gleichwie mit grünen Gardinen unser Brautbett umwehtet! Ihr lodernden Pinien, ihr Fackeln Hymens an unserem Feste! Ihr uferlos brausenden Ströme, ihr donnernden Gebirge, du zugleich schreckliche und majestätische Natur, o so war denn all deine Pracht nichts weiter, als ein hohles Gepränge, um uns Zwei zu täuschen! Und wäre es denn nicht möglich gewesen, auf einen kurzen Augenblick mit euern Schauern dem Glück eines Sterblichen zum seligen Schleier zu dienen?

Atala leistete nur noch schwachen Widerstand; ich war bereits meinem Glücke nahe, als plötzlich mit einem furchtbaren Schlag ein ungeheuerer Blitzstrahl durch die Nacht herabfährt, so daß der Wald einen Augenblick in Licht und Schwefel steht, und einen Baum gerade zu unsern Füßen in Grund und Boden niederschlägt. – Wir fliehen weiter. Da, o Wunder, durch die Stille, die nun[61] folgt, hören wir den Klang einer Glocke. Ueberrascht horchen wir diesen in einer Einöde so unerwarteten Tönen. Im nämlichen Augenblick schlägt fernes Hundsgebell an unser Ohr; es ist ein Bernhardinerhund; er naht sich, er ist da, er heult vor Freude zu unsern Füßen; ein alter Einsiedler, mit einer Laterne in der Hand, folgt ihm durch die Finsterniß des Walds. Gepriesen sei die Vorsehung, ruft er, so bald er uns erblickt. Ich suche euch schon seit ein paar Stunden. Unser guter Hund da hat euch schon beim Ausbruch des Sturms gewittert und mich hieher geführt. Gott, wie jung sie beide noch sind! Was haben sie durchgemacht in dem Sturm! Her da zu mir! Da hab' ich ein Bärenfell mitgebracht, das ist für die arme Kleine; auch ist noch ein wenig Wein in meiner Kürbisflasche. Gott sei gelobt in allen seinen Werken; sein Erbarmen ist groß und seine Güte unendlich! –

Atala lag dem Geistlichen zu Füßen. Vorsteher des Gebets, sprach sie zu ihm, ich bin eine Christin, Gott selbst hat dich mir zugesandt; o rette, rette mich und meinen jungen Gefährten da! – Meine Tochter, antwortete der Einsiedler, indem er sie aufhob, wir läuten gewöhnlich die Missionsglocke während der Nacht und bei Gewittern, um dadurch die Fremden herbeizurufen; auch haben wir nach dem Beispiel unserer Brüder in der Schweiz und auf dem Libanon unsern treuen Bernhardinerhund gelehrt, nach pfadlos irrenden Reisenden im Gebirge zu spüren. –

Ich meinerseits begriff den Einsiedler kaum; eine solche Nächstenliebe erschien mir so erhaben über die menschliche Natur, daß ich zu träumen glaubte. Bei dem Schein der kleinen Laterne, die er in der Hand hielt, erblickte ich seinen langen, silbernen Bart und seine triefenden Locken; seine Füße, seine Hände und sein Gesicht waren von den Dornen blutig geritzt. O Greis, rief ich aus, welchen Muth besitzest du, da dich doch so gar keine Furcht beschleicht, vom Blitz erschlagen zu werden? – Furcht? versetzte der Pater mit Wärme, Furcht? Wenn Menschen in Gefahr sind, denen ich in der Noth beispringen kann? Dann wäre ich ein sehr schlechter Diener Jesu Christi! – Du weißt noch nicht, gab ich ihm zur Antwort, daß ich kein Christ bin? – Junger Mann, versetzte der Eremit, hab' ich dich schon um deinen Glauben[62] befragt? Jesus Christus hat nicht gesagt: Mein Blut wird Diesen oder Jenen reinigen; er ist für die Juden und Heiden gestorben, wie für die Christen, und er hat in den Menschen nur Brüder und Unglückliche gesehen. Was ich hier für euch thue, ist sehr wenig, und ihr werdet anderwärts gewiß kräftigere Hülfe finden; doch der Preis dafür gebührt nicht den Priestern. Was sind wir armen Eremiten Anderes, als die unwürdigen Werkzeuge des himmlischen Liebeswerks auf Erden? Welcher Krieger wäre ehrlos genug, zurückzubleiben, wenn sein göttlicher Kriegsherr, das Kreuz in der Hand und die Dornenkrone auf dem Haupt, zum Beistand der Menschen ihm vorangeht? –

Bei diesen Worten schwoll mir die Seele höher, und ich vergoß Thränen der Bewundrung und der Rührung. Meine lieben Kinder, sprach nun der Einsiedler, ich unterrichte in diesen Waldungen eine kleine Schaar eurer wilden Brüder. Meine Grotte ist nicht weit von hier; folgt mir und erwärmt euch darin; es werden euch dort zwar die gewohnten Bequemlichkeiten des Lebens fehlen; doch werden wir wenigstens ein freundliches Obdach mit einander finden, und auch dafür müssen wir der Vorsehung danken, denn es giebt auf der Welt Menschen genug, die nicht einmal ein solches haben.

1

Monat Mai.

2

Schneezeiten, bildlich gesagt für Winter; Schakta ist also 73 Jahr alt.

3

Im französischen Originale: »chutes de feuilles«; d.h. siebenzehn Male war das herbstliche Laub von den Bäumen gerauscht.

4

Der Kriegsgott der Natsches.

5

Ein musikalisches Instrument der Wilden.

6

Branntwein.

7

Dem Polarstern.

8

Indianische Fußbekleidung.

9

Der Monat Juli.

Quelle:
[Chateaubriand, François René, Vicomte de]: Chateaubriands Erzählungen. Leipzig und Wien [1855], S. 32-63.
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