Der große und der kleine Hund,

oder Packan und Alard

[112] Ein kleiner Hund, der lange nichts gerochen

Und Hunger hatte, traf es nun

Und fand sich einen schönen Knochen

Und nagte herzlich dran, wie Hunde denn wohl tun.


Ein großer nahm sein wahr von fern:

»Der muß da was zum Besten haben,

Ich fresse auch dergleichen gern;

Will doch des Wegs einmal hintraben.«


Alard, der ihn des Weges kommen sah,

Fand es nicht ratsam, daß er weilte;

Und lief betrübt davon, und heulte,

Und seinen Knochen ließ er da.


Und Packan kam in vollem Lauf

Und fraß den ganzen Knochen auf.


Ende der Fabel


»Und die Moral?« Wer hat davon gesprochen? –

Gar keine! Leser, bist du toll?

Denn welcher arme Mann nagt wohl an einem Knochen,

Und welcher reiche nähm ihn wohl?

Quelle:
Matthias Claudius: Werke in einem Band. München [1976], S. 112.
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