59. Von den drei Heilebarts.

[170] Mündlich in Ribbesbüttel.


Üt was 'mal en Fösterjunge, dei härr keinen gröttern Wunsch as na 'ner blanken Büsse un düchtig wat drin; dei Föster härr awer fülwenst man 'n elennig Kauhbein, wu sagg nu wol den Jungen sien ut! Ummet Äten stund üt akkerat sau: mannigesmal schriee den armen Jungen sien Magen as en leddigen Möhlenstein; dat leiwe Brod, wat vorr öhn affäll, was gewöhniglich sau hart as Knibbersteine, un wenn öhm tauwielen de Happen in Halse stecken blewen, weil de Vorrkost nich tau geneiten was, sä dei ole Giezfinke: »Na, wutte wedder 'mal den Bikörischen spelen? Teuf, ick will dick noch dat Höltjeappelfräten lehren!« un fluche dabie, dat den Jungen gans grulich tau Sinne wörd. Wat wulle awer maken? Sien Vader härr in Kriege int Gras bieten möst, as de Junge noch nich up 'r Welt was, un siene Mutter härr sick gliek naher darower tau Doe grämet.[170] Sau härr hei nu keinen Minschen up 'r Welt as den olen Föster, dei sienen Großvadern sien Braudernsohn was, un dei ole Föster was sau tau seggen ook kein Minsche. Dat ick awer nich leige! in Dorpe wohne noch 'ne ole Frue, dei sneit öhm mannigesmal 'n orrentlichen Kniemen.

Eist inner Flasstrecketied gieng de Junge int Holt un härr sien ole rustrige Scheitding up 'n Puckel; dei Ole stund in der Döer un keik öhm nae un stockele sick de Tähne, wenngliek sei nist 'getten härren as grote Bohnen un Bottermelk. As jünne an den Diek kamm, dei midden in Holte lag, sagg hei da drei Heilebarts, twei ole un 'n jungen, dei söchten sick Fische un Ütschen. Nu härren sei awer den Föster vorr 'n paar Dagen sien eine Küken uppefräten, deswegen schöll de Junge sei scheiten, wu hei se fünne. Hei dä 't nich geren, denn hei heilt 't eigentlich vorr 'ne Sünne; awer hei was bange vorr Plockfüer un tieleke na den einen Heilebart. Da reip düsse: »Lat üsch lewen! lat üsch lewen! du schast ook 'ne blanke Büsse hebben!« un dei andere, dei Sei, sä: »un 'ne ganze Göppsche vull blanke Kugeln!« Da leit hei se geren lewen un hale sick dei gladden Sachen un freue sick, as wenn hei 'n Lork an Stricke härre; un as hei weg wolle, sä dei lüttje Heilebart: »Du hast üsch veel 'schenket, sau will ick dick ook wat schenken: ick will dick 'n Spruch lehren; wenn du den dreimal herbäest, sau drippst du alles, wat du wutt. Hei is awer hodütsch un hett:


›Gewehr, bleib bei deiner Kunst,

Mutter Marie auf ihrer Zunft,

Kugel, ich beschwöre dich bei dem allmächtigen Gott,

Daß du nicht gehest hü oder hott!‹


Nu bedanke sick dei junge Föster un gieng in de wiee Welt.«

Hei was noch nich lange lopen, da kamm hei in 'ne Stadt, da härr en Drake de Königsdochter 'stohlen. Dat was 'n Spetakel! Un dei König härr utraupen laten: »Wer se wedderbringt, schall se hebben un de Krone datau!« Jungens wören 'r nämlich nich. Dei Lüe wüßten gans gut, wu de Drake lagg; doche wer woll sick mit den inlaten! Kuem awer härr de junge[171] Föster von den Unglück 'hört, da make hei sick up int Holt, un as hei dat gruliche Deierd fund, sä hei hille sienen Spruch her un schicke den Draken einen int grote Muel, dat dei Kugel an andern Enne wedder herutkamm. Da was hei 'r mal 'wesen! Nun giengen sei tauhope in Slott un maken Hochtied un lewen sehr glücklich mit 'nander, denn dei Königsdochter was ook kein bettjen stolz, sondern sau recht gemein un niederträchtig; un as dei ole König storf, kreig dei junge Föster Riek un Krone.

Quelle:
Carl und Theodor Colshorn: Märchen und Sagen, Hannover 1854, S. 170-172.
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