Siebentes Kapitel.

[133] Worin man vieles zu tadeln findet.


Eines Abends, als Zulma Phenime verließ, fragte er, wann er sie wiedersehen dürfe; obzwar sie seine Gegenwart sehr fürchtete, konnte sie ihn dennoch nicht entbehren; nachdem sie eine Weile geträumt hatte, erwiderte sie ihm verschämt, dass er sie den nächsten Tag besuchen könnte. Da Phenime jedoch die[134] große Gefahr fühlte, welche für sie darin lag, allein mit ihm zu sein, so dachte sie anfangs daran, zu derselben Zeit auch andere Besuche zu empfangen, und dennoch sagte sie am Tage der Zusammenkunft mit Zulma zu ihrer Sklavin, dass sie für Niemand zu sprechen sei, außer für ihn. Es schien ihr, dass wenn er Jemanden bei ihr fände, er weniger die Freiheit hätte, von seiner Liebe mit ihr zu sprechen, sie fürchtete jedoch, dass er sich bemühen würde, durch tausend zärtliche Kleinigkeiten ihr zu beweisen, dass er unaufhörlich von leidenschaftlicher Liebe zu ihr eingenommen sei, und man ist so hellsehend in der Welt! Sie begriff Zulma nur zu gut Er war für sie weniger gefährlich, dachte sie, wenn sie mit ihm allein war, da er dann erfurchtsvoll zu sein musste, vor Zeugen aber war er nicht genug klug; deshalb durfte sie ihn niemals in Gesellschaft sehen, oder so wenig als möglich. Übrigens war er so traurig, wenn er mit ihr nicht reden konnte. Lag nicht zu viel Grausamkeit darin, ihn eines Vergnügens zu berauben, welches ihm zu gewähren sie bis jetzt so wenig gefährlich zu finden glaubte.[135]

Alle diese Gründe entschieden Phenime, so glaubte sie wenigstens. An diesem Tage schien sie ungemein versucht sein Glück zu machen; sie hatte sich alles das gesagt, was ein Weib sich sagen kann, welches sich selbst besiegen will, indem es seine Liebe zu bekämpfen strebt; sie hatte sich Zulma's Beständigkeit und zärtliche Sorgfalt vorgestellt, diesen immer so glühenden Wunsch, ihr zu gefallen. Zulma war übrigens jung, geistreich, von schöner Gestalt, alles Dinge, welchen sie nicht zu großen Wert beizulegen glaubte, aber diese waren es nichtsdestoweniger, die sie am meisten anzogen.«

»Was zum Teufel hielt sie also noch zurück?« fragte der Sultan.

»Dieses Weib erschöpft meine Geduld.«

»Acht Jahre der Tugend,« antwortete Amanzei, »nach acht Jahren sollte eine einzige Schwäche ihren ganzen Verdienst rauben.«

»In der That,« rief der Sultan »das nenne ich mir auch einen Verlust.«

»Er ist für eine denkende Frau beträchtlicher, als Euer Majestät es glaubt,« antwortete Amanzei.[136]

»Die Tugend ist stets von einem tiefen Frieden begleitet, sie unterhält nicht, aber sie befriedigt. Ein glückliches Weib, das sie besitzt, kann sich nie anders als mit Wohlgefallen betrachten. Die Achtung, welche sie für sich hat, wird immer durch diejenige der Andern gerechtfertigt, und die Vergnügungen, welche sie opfert, wägen nicht die auf, welche das Opfer ihr verschafft.«

»Sagen Sie mir einmal,« sagte der Sultan »glauben Sie, dass wenn ich ein Weib gewesen, ich auch tugendhaft geblieben wäre?«

»In Wahrheit, Sir,« antwortete Amanzei, verblüfft über die Frage, »ich weiß es nicht.«

»Warum wissen Sie es nicht?« fragte der Sultan.

»Ist es aber glaubwürdig, dass man solche Fragen stelle?« sagte die Sultanin.

»Ich habe nicht Sie gefragt,« erwiderte er »ich will nur, dass Amanzei mir sage, ob ich tugendhaft gewesen wäre.«

»Sir, ich glaube, dass ja,« erwiderte Amanzei.

»Nun gut, mein Lieber, Sie irren sich,« versetzte Schah-Baham »ich wäre ganz das[137] Gegentheil gewesen. Was ich übrigens darüber sage,« fügte er hinzu, sich an die Sultanin wendend, »Ihnen will ich damit vor der Tugend keinen Abscheu einflößen, was ich darüber denke, geht nur mich an, und wenn ich vielleicht ein Weib gewesen wäre, würde ich meine Ansicht ändern; über diese Art Sachen denkt Jeder, wie er will, und ich überrede Niemanden.«

»Ihr Herr wird ungeduldig,« sagte die Sultanin lächelnd zu Amanzei, »und ich stehe Ihnen dafür, dass er Ihnen sehr verbunden sein wird, wenn Sie Ihre Erzählung fortsetzen wollen.«

»Was ich da höre, ist nicht schlecht,« erwiderte der Sultan, »würde man nicht sagen, dass ich unterbreche?«

Amanzei fuhr fort:

»Zulma trat ein; obzwar er früher kam, als sie ihn erwartete, so sagte ihm Phenime dennoch, dass er recht spät komme.«

»Wie glücklich bin ich, Phenime,« sagte er zärtlich zu ihr, »dass Sie mich schuldig finden.«

Phenime bemerkte erst jetzt, was sie ihmgesagt, sie wollte sich deshalb entschuldigen, und wusste nichts zu antworten.

Zulma lächelte über die Verlegenheit, in der er sie sah, und sie erröthete, als sie ihn lächeln sah. Er kniete vor ihr nieder und küsst ihre Hand mit einem außerordentlichen Feuer; sie machte eine Bewegung, um ihm sie zu entziehen, da er aber keine Anstrengung machte, sie zurückzuhalten, überließ sie ihm dieselbe.

Zulma sagte ihr jedoch die zärtlichsten Dinge, sie antwortete ihm nicht, hörte ihm aber mit einer Aufmerksamkeit, einer Hingebung zu, welche sie im Stande gewesen wäre, ihre innere Bewegung zu bemeistern. Ihr Nacken war ein wenig entblößt, sie bemerkte, dass er seine Blicke dahin gerichtet, und wollte ihr Kleid schließen.

»Ach, Grausame,« sagte ihr Zulma.

Dieser Ausruf genügte, um die Hand Phenimes aufzuhalten. Um Zulma die leichte Gunst, die sie ihm gewährte, genießen zu lassen, ohne dass er gegen sie einen leichten Verdacht schöpfen konnte, machte sie sich scheinbar etwas an ihrem Kopfputz zu schaffen. Die Augen Zulmas konnten nicht lange[140] widerstehen, mit begehrlicher Glut den Gegenstand zu verschlingen, welchen Phenime ihm überließ. Zuerst gab sie sich dem Vergnügen hin, von dem, den sie liebte, bewundert zu werden, ihre Augen verschleierten sich, sie schaute Zulma schmachtend an und schien in die zärtlichste Träumerei versunken zu sein.

»Nun, und Zulma,« sagte dann der Sultan; »sah er denn das nicht? Ah, das grausame Unthier!«

Amanzei fuhr fort: »Trotz der Aufregung, die sich ihrer bemächtigte, bemerkte Phenime dennoch die ihres Geliebten, sie fürchtete gleichzeitig ihre Rührung und die Zulma's. Sie stand rasch auf.

Er bestrebte sich sie zurückzuhalten, da er aber nicht mehr die Kraft hatte, mit ihr zu sprechen, schien er durch die Thränen, womit er ihre Hand benetzte, ihr begreiflich zu machen, wie sehr er von dem grausamen Entschluss, den sie gefasst, gerührt war.

So viel Ehrerbietung rührte endlich Phenime, aber die Liebe hatte sie noch nicht gänzlich besiegt; sie triumphierte über ihre eigenen Wünsche und über die ihres Geliebten,[141] die für sie vielleicht noch gefährlicher als ihr eigenes Begehren waren.

Sobald sie sich aus den Armen Zulma's befreit hatte, gab sie ihm ein Zeichen, sich zu erheben; er gehorchte. Sie betrachteten sich einen Augenblick mit Stillschweigen. Endlich sagte ihm Phenime, sie wolle spielen. Wie unpassend auch dies Verlangen Zulma erschien, so konnte er dem Willen Phenimen's dennoch nicht widerstehen, und er bereitete selbst alles mit so viel Lebhaftigkeit, als ob er selbst das Spiel gewünscht hätte.

Dieser neue Beweis von Unterwürfigkeit rührte Phenime außerordentlich, und ich sah sie bereit, ihn um Verzeihung zu bitten, einer Laune wegen, die sie selbst lächerlich fand.

Die Reue Phenimen's dauerte nicht so lange, als zu Zulma's Glück erforderlich war; je mehr bewegt sie sich fühlte, um so mehr dachte sie ihm ihre Verwirrung verbergen zu müssen.

Sie fing also an zu spielen, aber das Spiel verursachte ihr eine Langweile, die ihr bald bewies, dass das, was sie gegen Zulma[142] erdachte, nur eine schwache Hilfsquelle für sie sei.

Sie wollte die Gefühle, die sie schmachtend zu Zulma hinzogen, nicht eingesstehen, und gab allein die Ursache dem Spiele, welches sie gewählt, und so zwang sie ihren Geliebten ein anderes zu nehmen; er gehorchte seufzend, sie aber war dadurch nicht weniger gequält.

Diese Aufregung, die sie zu beruhigen glaubte, die zärtlichen Gedanken, von denen sie sich zu zerstreuen dachte, schienen durch den Zwang, den sie sich auferlegte, zu wachsen und immer mehr Herrschaft über ihre Seele zu gewinnen. In ihrer Träumerei versunken, glaubte sie ihr Spiel zu betrachten und beschäftigte sich nur mit Zulma.

Die verstörte Miene, in der sie ihn sah, die tiefen Seufzer, die er ausstieß, seine Thränen und endlich seine Ergebenheit für sie, rührten endlich Phenime.

Ganz den zärtlichen Gefühlen, welche er ihr einflößte, hingegeben, begnügte sie sich allein damit, ihn anzusehen; sei es, dass der Zustand, in dem sie sich befand, oder dass sie[143] die Blicke Zulma's nicht länger ertragen konnte, stützte sie ihr Haupt auf seine Hand.

Kaum sah Zulma sie in dieser Stellung, so kniete er vor ihr nieder; entweder war Phenime zu sehr eingenommen, oder sie wollte ihn nicht daran hindern. Er benützte diesen Augenblick ihrer Schwäche, um ihr die Hand zu küssen, welche sie frei hatte, und er küsste sie mit mehr Hingebung, als ein gewöhnlicher Liebhaber es empfindet, dabei alles genießend, was ihn glücklich machen kann.

Mit einer Gunst überhäuft, die er in dem Verhältnis, wo sie waren, noch nicht zu hoffen wagte, wollte er in den Augen Phenime's suchen, welches sein Geschick sein sollte. Sie hatte immer noch den Kopf auf seine Hand gestützt, er bemächtigte sich ihrer sanft, und als Phenime ihr Gesicht enthüllte, ließ sie ihm dasselbe von Thränen bedeckt sehen. Dieses Schauspiel bewegte Zulma so sehr, dass auch er Thränen vergoss.«

»Ach, Phenime,« rief er aus, indem er einen tiefen Seufzer ausstieß.

»Ach, Zulma!« antwortete sie zärtlich. Nach diesen Worten schauten sie sich zärtlich[144] an, mit diesem Feuer, dieser Wollust, welche die wahre Liebe allein empfinden lässt. Endlich nahm Zulma mit einer von Seufzern unterbrochener Stimme das Wort auf. »Phenime,« sagte er mit Entzückung, »ach, wäre es möglich, dass meine Liebe Dich endlich rührt? fürchtest Du mir es zu sagen? so lasse wenigstens diesen reizenden Augen, diesen Augen, die ich anbete, die Freiheit, zu meinen Gunsten sich erklären.«

»Nein, Zulma,« antwortete sie, »ich liebe Dich, und ich würde es mir nicht verzeihen, Dir das Verdienst Deines Triumphes zu schmälern, welches Du Dir so sehr verdient hast.«

»Ich liebe Dich, Zulma! Mein Mund, mein Herz, meine Augen, alles muss es Dir sagen und alles sagt es Dir ... Zulma! mein theuerer Zulma! Ich bin nur glücklich, seitdem ich Dir mittheilen kann, was ich für Dich empfinde.«

Nach diesen so süßen, so wenig erwarteten Worten dachte Zulma vor Freude sterben zu müssen. Er vergaß aber trotz des zärtlichen Befangens nicht, dass Phenime ihn noch glücklicher machen könne. Obzwar[145] er wohl wusste, dass das Geständnis, welches sie ihm machte, ihn zu tausend Dingen berechtigte, an welche er bis zu diesem Augenblick zu denken nicht gewagt, die Achtung, die er für sie fühlte, trug den Sieg über sein Verlangen davon, er wollte warten, bis sie sein Schicksal entscheide. Phenime kannte Zulma zu gut, um sich über den Grund zu täuschen, der seine Hingebung zurückhielt; sie schaute ihn noch mit äußerster Zärtlichkeit an, und endlich der sanften Regung, die sich ihrer bemächtigte, nachgebend, sank sie in seine Arme; die stärksten Ausdrücke, die glühendste Einbildung könnten diese Hingebung nicht beschreiben.

Welche Wahrheit, welch ein Gefühl in ihren Ergüssen! nein! wahrlich nie hatte sich ein zärtlicheres Schauspiel meinen Augen dargeboten. Alle Beide schienen im Rausche den Gebrauch ihrer Sinne eingebüßt zu haben.

Es war nicht dieser augenblickliche Drang, den der Wunsch erzeugt, es war das wahre Delirium, es war diese süße Glut der Liebe, stets gesucht und so selten empfunden.

»Oh, Gott! Gott!« sagte von Zeit zuZeit Zulma, ohne mehr sagen zu können; Phenime ihrerseits war ganz ihrem Empfinden hingegeben, schloss Zulma zärtlich in ihre Arme, entwand sich ihm, um ihn anzusehen, warf sich wieder in seine Arme und schaute ihn noch an.

»Zulma,« sagte sie ihm mit Entzücken, »ach, Zulma! ich habe das Glück zu spät erkannt.«

Auf diese Worte folgte jenes so köstliche Stillschweigen, in welchem die Seele ganz aufgeht.

Zulma jedoch hatte noch viel andere Dinge zu wünschen, und Phenime war weit entfernt seinem Verlangen entgegen zu sein, sie gab sich blindlings ihren Gefühlen hin. Es schien selbst, dass er noch mehr für sie thue, als sie für ihn.

Je mehr sie seiner Liebe Widerstand geboten, um so mehr glaubte sie ihm beweisen zu müssen, wie viel ihr diese Zurückhaltung gekostet hatte.

Sie glaubte ihm eine Art Vergütung für die Qualen zu schulden, die sie ihn empfinden ließ.

Sie hätte erröthen müssen, sich in diese[148] falsche Zurückhaltung und Schicklichkeit zu hüllen, welche so oft hindert und die Freuden verdirbt, indem sie unaufhörlich die Reue neben die Liebe stellt. Sie lässt in Mitten des Glückes selbst noch ein viel Süßeres zu wünschen übrig. Die zärtliche und aufrichtige Phenime hätte sich gegen Zulma schuldbewusst gefühlt, wenn sie ihm etwas von der äußersten Glut, die er ihr einflößte, entzöge.

Sie kam seinen Liebkosungen im Fluge voraus, und wie sie vor einigen Augenblicken es hoch schätzte, ihm zu widerstehen, setzte sie nun ihren ganzen Ruhm darein, ihn von ihrer Zärtlichkeit zu überzeugen.

In einem dieser Zwischenräume, so kurz sie auch waren, und die sie mit tausend zärtlichen Hingebungen ausfüllten, sagte Zulma sehr leidenschaftlich zu Phenime: »Du hast zu viel Wahrheit in alle Deine Bewegungen gelegt, um dass ich nicht glauben sollte, dass Du mich liebtest; warum hast Du so lange mit diesem Geständnisse gezögert?«

»Mein Herz hatte sich schnell für Dich entschieden, jedoch hatte sich meine Vernunft[149] lange meinen Gefühlen entgegengesetzt. Je mehr ich mich von einer aufrichtigen Leidenschaft eingenommen fühlte, um so mehr fürchtete ich ein Verhältnis einzugehen, ohne zu lieben; ich fühlte, dass ich mehr Zärtlichkeit fordern würde, als ich erwiedern könnte. Du allein hast mich gelehrt, dass es noch Männer gibt, die im Stande sind zu lieben; Du hast mich gerührt, aber nicht besiegt. Soll ich es Dir gestehen, Zulma? Diese Tugend, welche ich Dir heute mit so vielem Vergnügen opfere, hat lange gegen Dich angekämpft.«

»Ach, Zulma,« fügte sie hinzu, indem sie ihn in ihre Arme schloss, »wie machst Du mir alle die Augenblicke verhasst, in welchen ich Dir meine Zärtlichkeit nicht bewies. Was ich, Zulma, ich konnte Dir widerstehen! Ich ließ Dich Thränen vergießen, und es waren nicht immer dieselben, die Du heute vergießest! Verzeih es mir, ich war unglücklicher als Du! Ja, Zulma, ich werde mir immer vorwerfen, dass ich glauben konnte, indem ich Dir angehörte, dass es nicht all' meine Wünschen ausfüllen und mir alles ersetzen könne.«

»Du liebtest mich und ich konnte noch[150] denken, dass Andere mich achten! Ach, kann ich noch Deine Achtung verdienen?«

»Euer Majestät erräth ohne Zweifel,« fuhr Amanzei fort, »welches die Folge einer solchen Unterredung war; was für ein Vergnügen sie mir auch gewährte, so wäre es mir doch unmöglich mich des Gespräches der beiden Liebenden zu erinnern, welche ganz berauscht von sich selbst waren, sich gegenseitig Fragen stellten, und sich doch nie Zeit gaben, sie zu beantworten, deren Gedanken nur die Leidenschaft ihrer Seele wiedergab, für einen Dritten demnach nicht den Reiz haben konnte, wie für sie.

Ich war überrascht von der Lebhaftigkeit ihrer Leidenschaft, und wie sie sich ganz auflösten.

Sie trennten sich erst sehr spät; kaum war Zulma fortgegangen, so begann Phenime ihm zu schreiben. Zulma kam des anderen Tages sehr zeitlich, immer mehr verliebt, und immer noch zärtlicher geliebt, zu den Füßen oder in den Armen Phenime's die köstlichsten Augenblicke zu genießen.

Trotz des Hanges, der mir eigen war, meinen Wohnort oft zu ändern, konnte ich[151] dem Verlangen nicht widerstehen, zu wissen, ob Zulma und Phenime sich lange lieben würden, und diese Neugierde hielt mich beinahe ein Jahr bei ihr auf; aber als ich sah, dass ihre Liebe, weit entfernt abzunehmen, alle Tage stärker wurde, und dass sie zu allen Zärtlichkeiten, zu aller Glut der Leidenschaft das Vertrauen einer bindenden und zarten Freundschaft hinzufügten, so ging ich meine Erlösung, oder neue Vergnügungen anderswo zu suchen.

Quelle:
Crébillon Fils: Sopha. Prag [1901], S. 133-152.
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