Achtzehntes Kapitel.

[421] Welches schwerverständliche Anspielungen enthält.


»Sie behaupten also,« setzte Zulika fort, »dass, als ich in die Gesellschaft eingeführt wurde, es mir nicht daran mangelte, so viele Liebhaber zu finden, als ich deren wünschte, so unwissend ich damals in dem war, was man die Herrschaft der Liebe nennt.«

»Wenn ich Liebhaber sage, so meine ich damit jene Menge unthätiger junger Männer, die mehr aus Gewohnheit, als aus Gefühl behaupten, dass sie lieben; welche man anhört, weil es sein muss, und denen es viel leichter gelingt, uns daran glauben zu machen, dass wir liebenswürdig sind, als dass man sie selbst so findet.«

»Da ich zartfühlend geboren bin, so[422] fürchtete ich die Liebe; ich fühlte, dass es schwer ist, ein so treues und aufrichtiges Herz, wie das meine ist, zu finden, und dass es das größte Unglück für eine vernünftige Frau ist, eine Leidenschaft zu haben, so glücklich sie auch sein mag. So lange ich gleichgiltig bleiben sollte, gewannen diese Betrachtungen die Oberhand über alles; aber ich begriff bald, dass sie mein Herz nur deshalb zurückhielten, weil man noch nicht die richtige Saite berührt hatte, und dass diese Ruhe, mit der wir uns brüsten, weniger das Werk der Vernunft in uns ist, als die Wirkung des Zufalls. Ein Augenblick, ein einziger Augenblick reichte hin, um mein Herz zu beunruhigen. Sehen, lieben, ja selbst anbeten, und zugleich mit äußerster Heftigkeit das fühlen, was die Liebe an süßesten und grausamsten Regungen hat, ich den schmeichelhaftesten Hoffnungen hinzugeben, aus diesen in die schrecklichsten Ungewissheiten zurückzufallen, all dieses war das Werk eines Blickes und einer Minute. Ich sah endlich ein, dass ich liebte. Wie sehr mich dieses Gefühl auch schon beherrschte, so suchte ich es dennoch zu bekämpfen. Die[423] Ermahnungen der Pflicht, die Furcht meinen guten Ruf zu verlieren, Seufzer, Thränen, Reue, alles war umsonst oder besser gesagt, alles vermehrte noch dieses Gefühl, welches mich so grausam quälte. Ah, Nasses! Wie unbeschreiblich war meine Freude, als ich erkannte, dass ich geliebt wurde!«

»Welches Entzücken! Welche Wonne! Mit welcher Rücksicht und mit welcher Schonung gestand er mir seine Leidenschaft, welchen Schmerz empfand ich, als ich die meine unterdrücken musste.«

»Wie glücklich sind Sie doch, Nasses, dass Sie bei der ersten Regung, die Ihre Seele bewegt, dem Gegenstande, der sie hervorgerufen hat, alles mittheilen können, dass Sie diese Verstellung nicht kennen, welche nothwendig ist, uns unsere Achtung zu erhalten, die aber für ein zartfühlendes Herz so schwierig ist.«

»Wie oft, wenn ich ihn neben mir seufzen hörte, bebte ich selber vor Schmerz, wenn ich seine Augen zärtlich auf mir ruhen sah, und diesen zärtlichen, schmachtenden Ausdruck darin, und endlich die Liebe selbst darin fand. Endlich erklärte er sich. Nasses,[424] Sie kennen die Wonne nicht, welche dieses zärtliche Geständnis verursacht.«

»Man gesteht es Ihnen nicht, dass man Sie liebt, man zögert oftmals zu lange damit. Aber einen angebetenen Geliebten zu sehen, der sein Glück nicht ahnt, in Angst und Verehrung uns alles gesteht, was er für uns fühlt, Nasses! Glauben Sie mir von allen Freuden der Liebe sind jene, von denen ich spreche, die süßesten.«

»Wenn die Eitelkeit hinreicht, Ihnen das Schauspiel, welches Sie mir beschreiben, angenehm zu machen, so gestehe ich, dass, wenn die Liebe das Interesse des Herzens hinzufügt, es nichts befriedigenderes geben kann. Er sprach also endlich, dieser zärtlich Geliebte, antworteten Sie?«

»Stellen Sie sich meine Verlegenheit vor,« erwiderte sie: »ich war besiegt von der Liebe und Tugend, und wenn letztere auch nicht den Sieg davontrug, so diente sie doch dazu, die Liebe zu verbergen; aber es gelang mir nicht so vollständig, wie ich es wünschte ... Da ich seinen Gesprächen zu lange zuhörte, verrieth sich meine Erregung und das Geheimnis meines Herzens, und[425] obgleich ich ihm nur kalt zu antworten glaubte, so sagten ihm meine Augen tausendmal, dass meine Zärtlichkeit der seinen gleichkäme.«

»Das ist ein Unglück, welches schon anderen widerfahren ist,« sagte Nasses kalt. »Nun gut, wer war dieser so gefährliche Mann, dass ihn zu sehen und zu lieben trotz ihrem angeborenen Stolze eine und dieselbe Sache war?«

»Was kümmert Sie sein Name?« fragte sie, »sagte ich Ihnen bereits nicht das, was Sie wissen wollten?«

»Noch nicht,« versetzte er. »Sie fühlen es wohl selbst, dass das Vertrauen nicht vollständig ist.«

»Nun wohl!« antwortete sie »es war der Raja Amagi.«

»Amagi!« rief er aus »zu welcher Zeit haben Sie denn mit ihm verkehrt? Er ist mein Freund und verheimlicht mir nichts, und ich weiß, dass er nur Canzade wahrhaftig geliebt hat. Amagi!« wiederholte er, »aber täuschen Sie sich denn wirklich nicht?«

»Gewiss!« rief sie aus, »das ist eine eigenthümliche Frage! Sie ist einzig.«[426]

»Durchaus nicht,« fuhr er fort, »Sie werden gleich sehen, dass sie sehr einfach ist. Amagi hat mir gesagt, dass trotz einer außerordentlichen Zärtlichkeit für Canzade, und dem geringen Verlangen, welches er empfand, ihr dauernd untreu zu sein, er sich doch manchmal anderswo unterhalten hatte, weil es Frauen gibt, deren Aufforderungen so wenig zu verkennen sind, und wir doch solche Gecken sind, dass trotz der Verachtung, welche wir ihnen gegenüber fühlen, es uns dennoch nicht daran hindert, Ihnen wenigstens für den Augenblick Dank zu wissen, wo sie uns Gefälligkeiten erweisen. Indem er mir von den Treulosigkeiten erzählte, die er gegen Canzade beging, gestand er mir, dass er dieselben umsomehr bereue, als er unter den Frauen, welche ihn ihr abgelockt, nicht eine gefunden habe, welche Achtung und Anhänglichkeit verdiente. Sie aber gehören nicht zu diesen Frauen? Demzufolge muss ich glauben, dass er Sie nicht geliebt hat.«

»Sie sehen wohl, dass er Ihnen nicht alles mitgetheilt hat; wenn er es mir nicht gesagt hat,« fuhr er fort, »so war es nicht[427] deshalb, weil er ein Geheimnis daraus machen wollte, sondern weil er sich dessen nicht erinnert hat. Waren Sie es vielleicht, die ihm untreu war?«

»Werden Sie mir noch lange solche Fragen stellen?« fragte sie ihn.

»Ich bitte Sie um Verzeihung,« versetzte er; »aber Sie sind so wenig geschaffen, um verlassen zu werden, dass dieselbe Sie nicht in Erstaunen setzen darf. Er hat Sie also verlassen? Und wer hat denn nach ihm das Glück gehabt, Sie zu besitzen?«

»Niemand,« antwortete sie mit trockener Miene. »Lange Zeit fühlte ich schmerzlich seinen Verlust, ich glaubte nie wieder lieben zu können, aber Mazulhim erschien, und ich wurde meinem Vorsatz untreu.«

»Wahrhaftig!« rief er aus, »die Frauen sind sehr unglücklich und der Verleumdung grausam ausgesetzt.«

»Das ist nur zu wahr,« entgegnete sie, »aber an was erinnern Sie sich denn jetzt?«

»An das, was Sie anbelangt,« erwiderte er, »der man, da ich es Ihnen schon gestehen muss, ganz ungerechter Weise mehr Abenteuer[428] zumuthet, als ich sehe, dass Sie deren gehabt haben.«

»Oh!« antwortete sie, »das erstaunt und ärgert mich auch nicht. Wenn eine Frau nicht abschreckend hässlich ist, so dichtet man ihr verschiedene Abenteuer zu, und oft führt sie das Publikum mit solchen Männern zusammen, von denen sie nichts wissen wollte. Aus derartigem Unsinn mache ich mir gar nichts.«

»Könnte man Sie denn nicht dazu bewegen, von anderen Dingen zu sprechen?« »Es ist also nicht wahr, dass Sie alle diese Liebhaber gehabt haben, die man Ihnen zuschreibt?« fragte er sie noch.

Zulika erwiderte auf diese neue Bosheit nur mit einer verächtlichen Geberde.

»Sind Sie nicht böse über das, was ich Ihnen sage?« fuhr er fort, »wenn Sie weniger liebenswürdig wären, so würde ich es leichter glauben, dass Sie nichts von Ihren Abenteuern verschweigen.«

»Entschuldigen Sie,« erwiderte sie, »ich habe die ganze Welt gehabt.«

»Endlich,« erwiderte er, »sind wir dabei, das ist's, was man mir gesagt hat.[429] Ihre Anfänge sind etwas zweifelhaft, man weiß jedoch, dass Sie in Ihrer frühesten Jugend sehr leidenschaftlich für Talente eingenommen waren und dass Sie fest davon überzeugt sind, dass das Mittel, sich dieselben anzueignen, darin besteht, ihre Lehrer nicht zu verschmähen, und dass Sie deshalb so schön singen und so anmuthig tanzen.«

»Große Götter! Wie abscheulich!« rief Zulika.

»Sie haben alle Ursache, sich darüber zu ärgern, Madame,« erwiderte er kühl, »denn in der That, das war ganz abscheulich. Was mich betrifft, ich verurtheile sie nicht. Bei Ihrem Eintritt in die Welt waren Sie überzeugt davon, dass man nie genug falsch sein kann. Sie verbargen hinter einer kalten und heuchlerischen Miene Ihren Hang, der Sie zum Genuss zwingt. Wenig zärtlich, aber entsetzlich neugierig geboren, reizten alle Männer, die Sie sahen, Ihr Verlangen und Ihre Neugierde, und Sie lernten sie alle so gründlich als möglich kennen. Wenn man einen so scharfen Geist besitzt, wie Sie, so ist das Studium eines Mannes keine besondere Schwierigkeit[430] und ich hörte davon reden, dass derjenige den Sie am längsten beobachteten, Sie höchstens acht Tage beschäftigte. Diese philosophischen Unterhaltungen machten großes Aufsehen. Man legte Ihren Absichten einen bösen Zweck bei; ohne Ihrer Neugier vollständig zu entsagen, mäßigten Sie sich ein wenig. Es war jedoch nicht für lange; Ihre eigenthümliche Handlungsweise errang sich nicht die Zustimmung derer, die Zeugen davon waren, Sie glaubten sich ihren Augen entziehen zu müssen, entsagten der Einsamkeit, und Sie gingen hinaus in die Welt, um Ihrer natürlichen Neigung, alles zu kennen, Genüge zu leisten. Damals hatte die Prinzessin Saheb Iskender zum Geliebten, Sie wollten sich davon überzeugen, ob man sich auf ihren Geschmack verlassen könne, und Sie lockten ihr ihn ab. Sie hat es Ihnen niemals verziehen und beklagt sich noch heute darüber!«

»Ah! Gerechter Himmel!« rief Zulika vor Zorn außer sich, »welch' abscheuliche Verleumdungen gibt es doch in der Welt.«

»Man hat mir versichert,« fuhr er mit derselben Kaltblütigkeit fort, »dass Sie[431] Iskender bald aufgaben, um Akebat Mirza zu nehmen, der, obzwar er ein Fürst war, Sie sehr bald langweilte und dem Sie den Vesir Atamulk und den Emir Moreddin beigesellten. Dass der Prinz Sie nur über den schlechten Zustand seiner Gesundheit[432] unterhielt, der Vesir war zu sehr von sei nen Staatsangelegenheiten eingenommen, um sich so mit Ihren Reizen zu beschäftigen, als er sollte, und der Emir erzählte zu viel von den großen Kriegsthaten, die er vollbrachte; infolgedessen langweilten Sie die drei Persönlichkeiten, welche mehr wichtig als liebenswürdig waren.«

»Man darf hinzufügen, dass wohl wissend, wie gefährlich es sei, sich bei Hofe Feinde zu machen, ließen Sie diese drei Herren in Ungewissheit, und warfen sich im Geheimen in die Arme des jungen Velid, der weniger groß, weniger kriegerisch, aber angenehmer als seine Rivalen, Sie eine Zeit lang allein für die Langweile entschädigte, welche Ihnen die anderen verursacht hatten. Man sagt auch, dass Velid Ihnen zu wenig verliebt war, und dass Sie es für nöthig hielten, um seine Eifersucht zu erwecken, Jemla als Geliebten zu nehmen, und Velid, der böse war, einen Nebenbuhler zu haben, spähte Ihnen sorgfältig nach, entdeckte endlich die drei anderen und diese ganze Angelegenheit, welche Sie so schlau durchgeführt hatten, kam ans Licht[433] und bereitete Ihnen einen sehr bösen, öffentlichen Skandal.«

»Ah! Das ist zu viel,« unterbrach Zulika, indem sie sich erhob, »nun gehe ich ...«

»Noch einen Augenblick, wenn's Ihnen gefällig ist, Madame,« sagte Nasses, sie zurückhaltend, »man hat die Unklugheit so weit getrieben, mir zu sagen, dass, als Sie sahen, die abgeschlossenen Geschäfte gelängen Ihnen nicht mehr, Sie sich, die Liebe hassend, nur noch vorübergehende Unterhaltungen erlaubten, welche genug angenehm, um Ihre freien Augenblicke auszufüllen, aber nie genug lebhaft waren, um Ihr Herz einzunehmen; eine Art Philosophie, welche, um es nur im Vorübergehen zu sagen, nicht aufgehört hat, in diesem Jahrhundert ihre Fortschritte zu machen und deren Nutzen und Weisheit leicht beweisbar ist, wenn hier Zeit und Gelegenheit dazu wäre.«

Am Schlusse dieser Erzählung fing Zulika vor Zorn zu weinen an, und Nasses, der sich stellte, als ob er es nicht bemerkte, fuhr also fort:

»Sie gestehen also, dass ich Ihnen Gerechtigkeit widerfahren lasse, und dass ich[434] Sie nun zu genau kenne, um absolut alles zu glauben, was man mir von Ihnen gesagt hat.«

»Sie erweisen mir damit eine zu große Gnade,« erwiderte sie.

»Nein,« sagte er bescheiden, »das, was ich für Sie thue, ist ganz einfach, und um über die Meinung, die ich davon haben soll, im Klaren zu sein, brauche ich nur an die Art zu denken, auf welche Sie sich mir ergeben haben; aber, wenn ich nicht an alles glaube, so fühlen Sie es wohl gut, dass es mir unmöglich ist, an nichts zu glauben.«[435]

»Warum denn?« fragte sie ihn, »alles, was man Ihnen sagte, ist ja so wahr, scheinlich, dass ich es nicht begreife, warum Sie für mich eine derartige Schonung hätten?«

»Ich glaube doch nur ...« versetzte er.

»Ah! Glauben Sie alles, mein Herr,« unterbrach sie, »glauben Sie alles, was Sie wollen, wir sehen uns ja niemals wieder.«

»Wenn Sie meine Rücksicht verdienen würden, so möchte ich alles widerrufen.«

»Nein, nein, mein Herr,« erwiderte sie, »Sie glauben alles, was man gesagt hat; Sie glauben es und ich finde es nicht der Mühe wert, Sie aus dem Irrthume herauszuführen.«

»Wir werden uns also entzweien,« erwiderte er, »und für immer. Ein und derselbe Abend sah Ihre Liebesglut entstehen und verschwinden,« fügte er seufzend hinzu. »Ich fühle es nur zu sehr, dass sie ewig sein wird.«

»Ja, mein Herr,« antwortete Zulika, »ja, wir werden für immer entzweit sein.«

»Für immer?« rief er aus, »das heißt,[436] dass Sie mich ebenso schnell aufgeben, als Sie mich genommen haben. Das ist auf Ehre eine Sache, die ich nicht für möglich hielt. Aber wie kommt es, dass diese großartige Beständigkeit, womit Sie prahlten, und Ihre zarte und feinfühlende Seele sich in eine solche Sache finden kann, welch' schreckliche Gewalt werden Sie sich anthun müssen, um Ihr Wort zu halten? Wie sehr beklage ich Sie! Nach allem ist nichts so vortheilhaft für mich, da Sie schon wechseln müssen, als dass Sie mich so schnell als möglich verlassen; bei längerem Umgang mit Ihnen hätte ich Ihre Unbeständigkeit zu schmerzlich empfunden. Ich schmeichle mir jedoch, dass Sie es sich noch überlegen werden, und wenn es wahr ist, dass Ihr Interesse an meiner Person vollständig erloschen ist, Sie es dennoch fürchten werden, da Sie mich mit Ihrer Güte überhäuften und allen Grund dazu hatten, mit mir zufrieden zu sein. Sie sind es nicht im Stande, auch nur vierundzwanzig Stunden treu zu bleiben.«

»Nach den vielen kleinen Freiheiten, welche Sie mir gestatteten, wird man Ihr[437] Benehmen schlecht und niedrig finden, dessen versichere ich Sie.«

»Nein,« fuhr er fort, indem er sich ihr näherte und sie zärtlich in seine Arme schloss, »nein, Sie werden diese Ungerechtigkeit einem so zärtlichen Liebhaber nicht anthun.«

»Wer, ich,« rief sie aus, indem sie sich gewaltsam seinen Armen entziehen wollte, »ich? ich sollte Ihnen noch angehören?« sie ließ Nasses bei diesen Worten ihre ganze Verachtung fühlen. Umsonst versuchte er ihren Widerstand zu besiegen, ihr Zorn diente ihr hierbei besser, als alle zur Schau getragene Tugend, für welche sie so schlecht und zur Unzeit gekämpft. Sie sträubte sich noch immer in seinen Armen, als man unten einen Wagen vorfahren hörte, der dem Angriff und Widerstand ein Ende machte.

»Das sind gewiss meine Leute, mein Herr,« sagte sie zu ihm, »und ich gehe fort. Ich zwinge Sie nicht dazu, darüber nachzudenken, was zwischen uns vorgefallen ist, das wäre unnütz; je mehr man einer schlechten Handlungsweise fähig ist, umso weniger empfindet man sie.«

»Indem sie diese Worte endigte, stand sie[438] auf und wollte hinausgehen, als etwas, was ich Euer Majestät morgen sagen werde, sie zu bleiben zwang.«

»Warum morgen,« sagte der Sultan; »denkst Du, dass Du es mir heute nicht sagen müsstest, wenn ich dazu gelaunt wäre? Glücklicherweise bin ich gar nicht neugierig auf Deine Erzählung, und ob es morgen oder an einem anderen Tage geschieht, ist mir ganz gleichgiltig.«

Quelle:
Crébillon Fils: Sopha. Prag [1901], S. 421-439.
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