5.

[95] Ein fahles Mondlicht zittert

Durchs offene Fenster herein,[95]

Dein nackter Leib erschimmert

Wie mattes Elfenbein;

Die halbgeschlossenen Augen,

Sie glühen begehrend mich an –

Dann flüsterst Du innig und leise:

Du lieber, Du teurer Mann.

Und Deine kühlen Arme,

Sie reißen mich an die Brust,

Und ich küsse die wogende, heiße,

Und wilder erfaßt uns die Lust.

Von Deinen Lippen ringt sich

Ein jauchzender Liebesschrei, –

Und achtlos rollen die Stunden

In endlosen Küssen vorbei.


Quelle:
Felix Dörmann: Neurotica, München und Leipzig 1914, S. 95-96.
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