[Herr Gott, meine Seele bringet]

[506] Herr Gott, meine Seele bringet

Dir zum Opffer Preiß vnd Danck:

Meine Zung in Frewden singet

Einen newen Lobgesang.

Vberall bey allen Leuten

Wil ich deinen Rhum außbreiten

Itzo und mein lebenlang.


Zwar du liesset mich empfinden

Deines Zornes schwere Macht:

Welchen ich mit meinen Sünden

Hatte über mich gebracht.

Wer die Sünde nicht wil meiden,

Muß viel schwere Plagen leiden,

Wenn dein Eyfer recht erwacht.


Du bist aber auch sehr gütig,

Wenn man sich zu dir bekehrt,

Vnd von Hertzen grund demütig

Deine Hülff vnn Gnad begehrt,

Wird im Augenblick geendet

Aller Eyfer, vnd gewendet

In Trost, der viel Frewd beschert.


Drum mein Hertz ohn Furchten lebet

In gewisser Sicherheit,

Weil es in Gott selbsten schwebet

Der mein Heyl bleibt allezeit,

Mich mit seinen Flügeln decket,

Wenn mein Feind die Hand außstrecket

Wieder mich in schwerem streit.


In mir hilfft des Herren Stärke,

Daß ich alles überwind,

Aller Feinde List vnd Wercke

Machet sie zu nicht geschwind;

Wenn mich ein gantz Heer bekrieget,

Hab ich dennoch stets gesieget,

Weil ich bey Gott Zuflucht find.


Solte denn mein hertz nicht bringen

Ihm zum Opffer Preiß und Danck?

Solt Ihm nicht die Zunge singen

Einen Psalm und Lobgesang?

Ja ich wil bey allen Leuten

Deinen Ruhm, mein Heyl, außbreiten

Itzo vnd mein lebenlang.[506]

Quelle:
Simon Dach: Gedichte, Band 4, Halle a.d.S. 1938, S. 506-507.
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