Als ist das Feuer dein wahres Gesicht

[263] Maiglocken duften im Zimmer noch spät.

Gewitterlicht schnell an den Fenstern hingeht,

Als ob die Scheibe aufzuckt und zerbricht.


Ein Froschchor quakt von unten am Fluß.

Die Nacht schwemmte fort des Tages Verdruß

Und hat jeder Lust ein Lied erdacht.


Wir lehnen im Dunkel Wang' an Wang'.

Das Gewitterlicht zuckt dir am Leib entlang,

Als ist das Feuer dein wahres Gesicht.


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 263.
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