Augen und Fenster haben noch nicht Licht genug

[243] Blau und weiß und weiß und blau

Stehen die Wolken zerteilt zur Schau,

Liegt die Erde blank, frei wie ein grüner Teller

Und überreicht die Sonne als goldenes Ei.

Über mein Fenster streicht der Vögel Flug

Und fährt am silbergetriebenen Gewölk vorbei.

Augen und Fenster haben noch nicht Licht genug

Und erwarten der Liebsten wolkenfreies Gesicht

Und ihre Wünsche, die sie wie ein Gedicht ins Blaue spricht.


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 243.
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