Bis zum Abend bleibt die Sonne jetzt am Haus

[234] Bis zum Abend bleibt die Sonne jetzt am Haus,

Es geht ihr das Frühlingsfeuer lang nicht aus.

Sie schreibt goldene Schrift an jedes Gemäuer,

Und jeder Grashalm auf der jungen Trift ist ihr teuer.

Sie hält die Aprilwolken, die schweren, umschlungen;

Und ist sie fern wie ein Lied, und zögernd im Leeren verklungen,

Und kommt der Abend grau an mein Zimmer heran,

Als ob jedes Glück meine Schwelle mied,

Dann zündet mir die Liebste die Helle ihres Herzens an.


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 234.
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