Dein weißes Kleid war wie aus weißem Stein

[282] Dein weißes Kleid war wie aus weißem Stein,

Metallene Augen legte der Mond in dein Gesicht hinein.

Und wenn dein Nacken sich schlank bewegte,

War es, als ob der Mond mit Händen an dir niedersank

Und sich um deine Hüften sehnend legte.

Du wurdest wie ohne Gefühl, und wie aus Silber gegossen,

Und lehntest dich kühl zurück in den Mondschein, den großen.

Da ist mir eine Blutwelle steil in den Schädel geschossen,

Und ich hätte gern, wie ein Narr, mein Messer nach dem Mond gestoßen.


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 282.
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