Der Mond, der die Welt sich gern unwirklich macht

[254] Der Berg war frisch ein Blätterkranz,

Die Apfelbaumäste voll Blüten sich bogen,

Der Maimond kam weiß wie zum Tanz hergeflogen.


Bei den Pappeln, die hoch sich die Nacht beschauen,

Dicht Wolke bei Wolke vorüberkroch;

Sie mußten dem Mond den Weg verbauen.
[254]

Doch der Mond, der die Welt sich gern unwirklich macht,

Verklärt alle Wolken zum festlichen Zelt,

Wo manch Liebesgedanke hell Einzug hält.


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 254-255.
Lizenz:
Kategorien: