Die Nachtigall ruht jetzt nicht die ganze Nacht

[251] Eine lange Wolkenwand vor dem Mond steht,

Wie eine Tür, die nicht zugeht;

Drunter ein Lichtschein über die Schwelle weht.


Die Nachtigall ruht jetzt nicht die ganze Nacht.

Sie hat sich stundenlang um den Schlaf gebracht,

Als tut nur ein Lied dem müden Blut gut.


Auf die Nachtigall horchend ich oft aufstand,

Als spürt' ich ein Zwiegespräch hinter der Wand.

Aber nur den Mond bei der Wolke ich fand.

Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 251.
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