Es schwimmen die Seerosenblätter im Teich

[285] Es schwimmen die Seerosenblätter im Teich

Wie kleine Inseln und wie flache Kähne.

Es heben sich Geisterrosen aus dem Wasserreich

Über den Wasserrahmen geräuschlos und bleich,

Und um ihre Bilder gleiten die Schwäne.


Als riefe einer sie schlafwandelnd stumm herauf,

Als öffnet sich der Sehnsucht selbst die Wassertiefe,

Biegen sich über die großen Blätter, die regungslosen,

Weitaufgeschlagen in Tagen und Nächten, die Rätselrosen.


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 285-286.
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