Immer Lust an Lust sich hängt

[237] Alle Dinge können sehen. Sag nicht, daß sie blind dastehen.

Sag nicht, daß sie dunkel gehen. Häuser, Bäume, Wege, Wind,

Stühle, Tische, Bett und Spind, alle Dinge sehend sind.[237]

Alle Dinge können denken. Nicht nur Stirnen Geist dir schenken,

Alle Dinge Geister lenken. Kleiner Mücken grauer Zug,

Spinnwebfaden leis im Flug; jeder Grashalm denk genug.

Und es lieben alle Dinge. Wie die Vögel mit Gesinge

Liebt sich alle Welt im Ringe. Eines hin zum andern drängt,

Jedes seine Lust sich fängt. Immer Lust an Lust sich hängt.


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 237-238.
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