In der Nacht sind der Leidenschaft lautlose Feste

[234] Der Viertelmond fällt wie ein Türkenschwert,

Wie eine Fackel, die einer zum Berg hinhält,

Und legt heimliches Feuer an die nächtliche Welt.


Kein Stern sich von der Stelle regt,

Still steht die Nacht und unbewegt,

Wie ein Haupt, das unter das Schwert sich legt.


Und, als hat ein Fieber die Welt verzehrt,

Keine Kraft, keine Geste der Todstille wehrt, –

In der Nacht sind der Leidenschaft lautlose Feste.


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 234.
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