Indes der Regen durch die Bäume schleicht

[276] Der Nebel hängt am Laub schwer wie ein nasses Tuch,

Und Brennesselgeruch schlägt ins Gesicht.

Holunderblüten schwimmen noch im letzten Licht,

Ihr Duft drückt in der hellen Nacht wie ein Gewicht.

Aus einem Hause spielt schnell ein Klavier,

Indes der Regen durch die Bäume schleicht

Und triefend am Holunder niederstreicht.

Im Hause tanzt der Tasten mutwillig Gegirr,

Es suchen Hände einen Halt im Herzgewirr.


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 276-277.
Lizenz:
Kategorien: