Lust ist die höchste Not von allen Nöten

[274] Und der Akazienduft macht zwei, umarmt im Tanze, schwül erröten,

Kommt schwindelnd und betäubend dicht herbei

Und spricht: Lust ist die höchste Not von allen Nöten.


Akazienblüten an die Brust sich einstmals meine Liebste wählte,

Als sie bei keinem Abendtanz im Mai noch fehlte,

Und jähe Unruh', wie der Duft der Dolde, sie beständig quälte.

Heut nennt sie die Akazienblüt' beim Wiedersehen: Tänzerin!

Und deutet mit der Hand versonnen winkend zu ihr hin,

Als läge in dem einen Wort aller Genüsse Sinn.


Quelle:
Max Dauthendey: Gesammelte Werke in 6 Bänden, Band 4: Lyrik und kleinere Versdichtungen, München 1925, S. 274.
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