Klage der Gattin

[102] Nach einem chinesischen Liede.


Verlaßne Nester hängen am Bache in den Weiden,

die Zittergräser beben im Winde auf der Haiden.

Oh Lieber, warum wandte

sich von mir deine Glut?

O Herz, mein Herz, wie wehe

dein Bangen thut!
[102]

Am Grabeshügel rauschen ein schaurig Lied die Rüstern,

am Ufersaum beklommen im Schilf die Lüfte flüstern.

Oh Lieber, ach! wer raunte

von mir dir Schlimmes zu?!

O Herz, mein Herz, nun findest

du nimmer Ruh'!

Quelle:
Richard Dehmel: Erlösungen, Stuttgart 1891, S. 102-103.
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