[55] Es prangt die Rose in stolzer Pracht
und freut sich ihrer Glut und lacht:
Ich hab' die tiefduftigste Seele, ich!
ich bin die Königin sicherlich
von meinen Blumenschwestern.
Ein schimmernder Käfer zur Rose schwirrt;
von Lust, von Liebe er surrt und girrt
der schönen Stolzen, der Alles lauscht
mit jedem Sinn, wenn der Dufthauch rauscht
aus ihrem Feuerkelche.
Und sie neigt sich dem Käfer in kühler Gunst:
Ich kann nicht lieben mit irdischer Brunst,
ich glühe allein dem Sonnenschein,
der das All durchwogt, ins Herz hinein
mir seine Flammen zu gießen!
Und als der dritte Abend nah
und der Goldkäfer wieder zur Rose sah,
von Furcht und Hoffnung still entfacht:
da war die stolze Blütenpracht
verwelkt im Strahl der Sonne.