Siebenter Auftritt.

[205] Landrath. Ernestine.


LANDRATH. Büßen soll er es? – Mit schelmischen Fächerschlägen wohl, wenn nicht –

ERNESTINE. O wie der fatale, schmeichlerische Mensch sie doch schon umsponnen hat!

LANDRATH. Das ist ja auch alles ganz natürlich. Seine Spitzbübereien sind amüsant, alles was ich thue, ist ja wie zum Gespött und Gelächter eingerichtet. Die Schuld ist mein, warum wage ich mich in einen Wettkampf, dem ich nicht gewachsen bin? Ich hätte niemals daran denken müssen, hieher zu kommen, da ich mich nicht als unverschämter Sansfaçon geriren kann.

ERNESTINE. Lieber Herr Landrath –

LANDRATH. Nach Veltin gehöre ich, unter meine Mäher; die Erndte ist vor der Thür, und ich Thor verliere hier die Zeit, um mir eine Kränkung nach der andern zu verschaffen.

ERNESTINE. Ach um's Himmelswillen, denken Sie nur nicht an's Abreisen! Halten Sie aus und entreißen Sie mein Fräulein dem Elende, das sie umstricken will.

LANDRATH. Wenn sie die Warnungen ihres eignen Herzens überhört, ich habe kein Recht, sie zu meistern, und meine Hoffnungen gebe ich auf.

ERNESTINE. O nein, nein, versündigen Sie sich[206] nicht so an Ihrem und Elisens Glücke. Rechten Sie nicht so streng mit einem Mädchen. Ihr Lachen so eben war gewiß nichts als ein Behelf, ihre Rührung zu verbergen. Ich kenne ja jede Regung ihres Herzens, ich weiß, daß sie nur mit Ihnen glücklich werden kann.

LANDRATH nimmt ihre Hand. Sie gutes, liebes Mädchen, wie glücklich werden Sie meinen braven Willnow machen.

ERNESTINE. Sie werden es noch vielmehr an Elisens Seite sein. Weinend. O geben Sie sie nicht auf, Sie liefern ja dadurch selbst sie ihrem Verderber aus.

LANDRATH ihre Hand drückend. Mein gutes Kind, seyn Sie doch ruhig. Ihre warme, rührende Anhänglichkeit reißt Sie zu weit. Streichelt der Weinenden die Wange. Fassen Sie sich nur, es wird vielleicht noch Alles gut.


Quelle:
Eduard Devrient: Dramatische und dramaturgische Schriften, Leipzig 1846, S. 205-207.
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