8. Lied aus der Verbannung

[172] (Gonçalves Dias.)


(Fräulein Carolina von Kosnitz in Porto-Alegre zugeeignet.)


»Minha terra tem palmeiras,

Onde canta o sabiá.«


Palmen schmücken meine Heimat,

Und so traulich ist es da,

Wo von grünen Blätterkronen

Uns begrüßt der Sabia.


Zeigt mir holden Waldesschatten,

Fluren, die den unsern gleich,

Sterne, wie sie niederleuchten

Auf der Liebe Zauberreich.


In den trüben Winternächten,

O, wie gramvoll denk' ich da

An das Land der Palmenhaine

Und des Sängers Sabia.
[173]

Denn es strahlt in Schönheitsfülle,

Wie ich sonst sie nirgends sah,

Und in allen Traumgebilden

Ist es meiner Sehnsucht nah,

Mit dem Flüstern seiner Palmen,

Mit dem Gruß des Sabia.


Laß, o Gott, erst dann mich sterben,

Wann mein Land ich wiedersah,

Und die Heimat mich beglückte,

Wie es hier noch nie geschah;

Wie die Palmen es verkünden

Und der Ruf des Sabia.

Quelle:
Ludwig Ferdinand Schmid: Dranmor’s Gesammelte Dichtungen, Frauenfeld 41900, S. 172-174.
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