1.

[140] O mein geliebtes Kind,

Sprich zu mir, sprich zu mir

In Briefen, voll von süßen,

Voll von herzigen Grüßen!

Taub bin ich gewesen und blind,[140]

Schmollend immer und grollend,

Das Unmögliche wollend –

Doch sprich zu mir, sprich zu mir

Du mein schmerzlich geliebtes Kind,

Denn meine Träume sind

Alle, alle bei dir!


O mein verlass'nes Kind,

Komm zu mir, komm zu mir

Dem jetzt so Müden, Kranken,

Scheuche schwarze Gedanken;

Ach! komme doch, komme geschwind!

Heile die Langeweile,

Komme mit Sturmeseile

Wieder zu mir, ja zu mir,

Du mein armes, verlass'nes Kind,

Denn meine Seufzer sind

Immer, immer bei dir! –

Quelle:
Ludwig Ferdinand Schmid: Dranmor’s Gesammelte Dichtungen, Frauenfeld 41900, S. 140-141.
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