An den Herrn Rahtsherr Brockes/ über dessen Irdisches Vergnügen in Gott

[90] Sonnet.


O Geist! der unsern Geist mit holder Macht bezwingt;

Der Lust und Grauen schafft, vergnüget und erschrecket;

Der etwas Göttliches in unsrer Brust erwecket,

Wenn sein unsterblich Lied der Gottheit Ruhm besingt.


Du deckst die Wunder auf, mit welchen wir umringt.

Die Blindheit hatte lang den Sterblichen verstecket;

Was nun der Schöpfer Dir, und Du der Welt entdecket;

Was uns allhier bereits des Himmels Vorschmack bringt.
[91]

Wolan, erhabner Brocks! Du hast ein Werk vollführet,

Das hier der Erden Kreis, und dort die Engel, rühret,

Das schon die Seligen an deinen Schall gewöhnt.


Geneüß der Schätze lang, die Gott uns hier geschenket,

Bis, wenn dein greises Haupt zur Ruhe sich gesenket,

Ein ewig Lied von Dir in Davids Harfe töhnt!

Quelle:
Carl Friedrich Drollinger: Gedichte. Stuttgart 1972, S. 90-92.
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