LXVI.

Eine andere Antipathie einer Frau, die allezeit, so oft sie ihren Mann sahe, in Ohnmacht fiele.

[137] Der vortrefliche Ausleger des berühmten Boerhave erzählet einen Umstand, welcher vieleicht so gar ungewöhnlich nicht zu seyn scheinet, gleichwohl aber von einer sehr besondern Art ist.[137] Er sagt, daß ein Mädchen, welches wider ihren Willen mit einem Menschen, den sie nicht liebte, war verheurathet worden, so oft als sie ihren Mann sahe, in Ohnmacht fiele, und daß sie ihren Haß gegen ihn so weit triebe, daß sie in der Kirche jedesmal krank wurde, wenn sie etwas von der Liebe hörte, welche die Christen gegen ihren Erlöser haben sollen, weil sie sich alsdann vermuthlich der Liebe erinnerte, die sie gegen ihren Mann haben sollte.

Quelle:
[Dumonchaux, Pierre-Joseph-Antoine] : Medicinische Anecdoten. 1. Theil, Frankfurt und Leipzig 1767 [Nachdruck München o. J.], S. 137-138.
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