III.


Chilon von Lacedemon.

[386] So weng sich ein geringer man /

Für mir darff förchtens vnderstan /

So wenig sol auch der jhenig /

So mächtig ist / verachten mich.

Hastu eim lieb vnd dienst gethon /

So rhüm dichs nit / vergißes schon.[386]

Gott stürtzt was hoch auff erden ist /

Erhebt nidrigs zu aller frist.

Ein lester maul das vmb sich beißt /

Schadt jme selbs am allermeist.

Dann es auch můß einnemen wort /

Die es gewiß nit geren hort.

Eim todten übel reden nach /

Ist über dmaß ein grosse schmach.

Das gold probiert mann an eim steyn /

Des menschen hertz am golde reyn.

Hüt dich / vnd sih allzeit für dich /

Daß nit dein zung vorn sinnen flieg.

Dann reden (sagt mann) vnbedacht /

Hat leuten gar bald schaden bracht.

Betrüglichs lästern / wort verkern /

Schendt manchen man an leib vnd ehrn.

Ein lästerzung / ist nicht ein zung /

Was denn ein schwert vnd schlange jung.

Mein liebster spruch ist diser gewest /

Lern kennen dich selbst auff das best.

Behüt euch Gott / ich far daruan /

Vil klůgheyt habt jr ghöret an.

Wer nun rechtschaffen klůg wil sein /

Beweiß es nit mit wortn allein.

Sonder beweiß es mit der that /

Die leer ist herrn Chilonis rath.

Quelle:
Egenolff, Christian: Sprichwörter / Schöne / Weise Klugredenn. Darinnen Teutscher vnd anderer Spraach-en Höfflichkeit [...] In Etliche Tausent zusamen bracht, Frankfurt/Main 1552. [Nachdruck Berlin 1968], S. 386-387.
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